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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.

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sig sind, und der starke Eindruck nur selten erfolgt,
(der, was die feierlichen Darstellungen auf den Kör-
per der Kinder betrift, um der Kuriositäten-Lieb-
haber, Zeitungs- und Journalenschreiber willen/
doch seinen Nutzen hätte) da es eine Meng schläf-
riger und träger Weiber giebt, welche die Lebhaf-
tigkeit in ihren Wünschen und Begehren, die mei-
ne Mutter weiland zur Heldinn macht, nicht be-
sitzen. Zwar machen die Leute, welche den Werth
des weiblichen Geschlechts, so wie das meiste des
Menschenwesens nach ausstudierten, zierlichen Re-
geln abmessen, jenen das Compliment, daß sie
sanft wären, gute Grundsätze, eine edle Geistes-
bildung besäßen; Damens aber nach Suschens
Schnitt bekümmern sich viel um dergleichen Affec-
tations, sie bleiben ihrer Natur tren.

Bei dieser Stelle kam mein Weisheitskrämer
Celestin wieder mit seinen Geist- und Thier-
menschen -- mag's doch sein! Frauen und Mäd-
chen, wie Suschen, deren es in jedem Rang giebt,
wollen nun einmal zur letzten Sorte gehören, und
so wie ihre Brüder dieser Gattung es als die vor-
nehmsten unter den Thieren, auch an ungebun-
dener Ausübung ihrer Begierden allen übrigen zu-
vorthun. Ein solcher guter Wille nebst dem Ver-
mögen ihn auszuüben, erbt denn ganz natürlich

von

ſig ſind, und der ſtarke Eindruck nur ſelten erfolgt,
(der, was die feierlichen Darſtellungen auf den Koͤr-
per der Kinder betrift, um der Kurioſitaͤten-Lieb-
haber, Zeitungs- und Journalenſchreiber willen/
doch ſeinen Nutzen haͤtte) da es eine Meng ſchlaͤf-
riger und traͤger Weiber giebt, welche die Lebhaf-
tigkeit in ihren Wuͤnſchen und Begehren, die mei-
ne Mutter weiland zur Heldinn macht, nicht be-
ſitzen. Zwar machen die Leute, welche den Werth
des weiblichen Geſchlechts, ſo wie das meiſte des
Menſchenweſens nach ausſtudierten, zierlichen Re-
geln abmeſſen, jenen das Compliment, daß ſie
ſanft waͤren, gute Grundſaͤtze, eine edle Geiſtes-
bildung beſaͤßen; Damens aber nach Suschens
Schnitt bekuͤmmern ſich viel um dergleichen Affec-
tations, ſie bleiben ihrer Natur tren.

Bei dieſer Stelle kam mein Weisheitskraͤmer
Celeſtin wieder mit ſeinen Geiſt- und Thier-
menſchen — mag’s doch ſein! Frauen und Maͤd-
chen, wie Suschen, deren es in jedem Rang giebt,
wollen nun einmal zur letzten Sorte gehoͤren, und
ſo wie ihre Bruͤder dieſer Gattung es als die vor-
nehmſten unter den Thieren, auch an ungebun-
dener Ausuͤbung ihrer Begierden allen uͤbrigen zu-
vorthun. Ein ſolcher guter Wille nebſt dem Ver-
moͤgen ihn auszuuͤben, erbt denn ganz natuͤrlich

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[270/0276] ſig ſind, und der ſtarke Eindruck nur ſelten erfolgt, (der, was die feierlichen Darſtellungen auf den Koͤr- per der Kinder betrift, um der Kurioſitaͤten-Lieb- haber, Zeitungs- und Journalenſchreiber willen/ doch ſeinen Nutzen haͤtte) da es eine Meng ſchlaͤf- riger und traͤger Weiber giebt, welche die Lebhaf- tigkeit in ihren Wuͤnſchen und Begehren, die mei- ne Mutter weiland zur Heldinn macht, nicht be- ſitzen. Zwar machen die Leute, welche den Werth des weiblichen Geſchlechts, ſo wie das meiſte des Menſchenweſens nach ausſtudierten, zierlichen Re- geln abmeſſen, jenen das Compliment, daß ſie ſanft waͤren, gute Grundſaͤtze, eine edle Geiſtes- bildung beſaͤßen; Damens aber nach Suschens Schnitt bekuͤmmern ſich viel um dergleichen Affec- tations, ſie bleiben ihrer Natur tren. Bei dieſer Stelle kam mein Weisheitskraͤmer Celeſtin wieder mit ſeinen Geiſt- und Thier- menſchen — mag’s doch ſein! Frauen und Maͤd- chen, wie Suschen, deren es in jedem Rang giebt, wollen nun einmal zur letzten Sorte gehoͤren, und ſo wie ihre Bruͤder dieſer Gattung es als die vor- nehmſten unter den Thieren, auch an ungebun- dener Ausuͤbung ihrer Begierden allen uͤbrigen zu- vorthun. Ein ſolcher guter Wille nebſt dem Ver- moͤgen ihn auszuuͤben, erbt denn ganz natuͤrlich von

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/276>, abgerufen am 03.09.2024.