was bei dieser Gelegenheit darauf gieng, lieber ge- ben lassen, um es in ihre heimliche Kasse zu legen oder es wenigstens zur Vermehrung ihrer Garderobe anzuwenden, aber die Fanchon hatte ihr Fälle ge- sagt, wo das Staffettenschicken für gewisse hohe Damen geschehen war und so wollte sie das nemli- che für sich haben. Sie übte, mit einem Wort, al- len Muthwillen aus, und Schnitzer konnte nicht be- besorgt genug um sie sein; die geringste anscheinende Vernachlässigung zog ihm Vorwürfe zu, es gab viel Augenblicke, wo er wünschte, daß diese ihm so erfreuliche Begebenhrit nicht eingetreten wär. So sehr sie aber seine Sorgfalt verlangte, so wi- dersprach sie ihm doch da, wo er sie nöthig hielt. Er meinte z. B. das lange Aufbleiben und die star- ke Bewegung beim Soupe spirituel könnte ihr jetzt ohnmöglich zuträglich sein und nahm, um sie da- von abzubringen, den Arzt zu Hülfe, sie aber be- hauptete, daß es ihr nicht nur nichts schade, son- dern daß sie sich nie besser befände, als wenn sie die halbe Nacht durch geschwärmt hätte, weswegen sie auch veranstaltete, daß öfter und länger als sonst bei dem geistigen Kränzchen getanzt ward.
Schnitzer hatte bei alle dem keinen Trost, als daß sein Suschen doch endlich niederkommen müß- te, wenn denn nur die 6 Wochen um wären, so
sollte
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was bei dieſer Gelegenheit darauf gieng, lieber ge- ben laſſen, um es in ihre heimliche Kaſſe zu legen oder es wenigſtens zur Vermehrung ihrer Garderobe anzuwenden, aber die Fanchon hatte ihr Faͤlle ge- ſagt, wo das Staffettenſchicken fuͤr gewiſſe hohe Damen geſchehen war und ſo wollte ſie das nemli- che fuͤr ſich haben. Sie uͤbte, mit einem Wort, al- len Muthwillen aus, und Schnitzer konnte nicht be- beſorgt genug um ſie ſein; die geringſte anſcheinende Vernachlaͤſſigung zog ihm Vorwuͤrfe zu, es gab viel Augenblicke, wo er wuͤnſchte, daß dieſe ihm ſo erfreuliche Begebenhrit nicht eingetreten waͤr. So ſehr ſie aber ſeine Sorgfalt verlangte, ſo wi- derſprach ſie ihm doch da, wo er ſie noͤthig hielt. Er meinte z. B. das lange Aufbleiben und die ſtar- ke Bewegung beim Soupé ſpirituel koͤnnte ihr jetzt ohnmoͤglich zutraͤglich ſein und nahm, um ſie da- von abzubringen, den Arzt zu Huͤlfe, ſie aber be- hauptete, daß es ihr nicht nur nichts ſchade, ſon- dern daß ſie ſich nie beſſer befaͤnde, als wenn ſie die halbe Nacht durch geſchwaͤrmt haͤtte, weswegen ſie auch veranſtaltete, daß oͤfter und laͤnger als ſonſt bei dem geiſtigen Kraͤnzchen getanzt ward.
Schnitzer hatte bei alle dem keinen Troſt, als daß ſein Suschen doch endlich niederkommen muͤß- te, wenn denn nur die 6 Wochen um waͤren, ſo
ſollte
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was bei dieſer Gelegenheit darauf gieng, lieber ge-
ben laſſen, um es in ihre heimliche Kaſſe zu legen
oder es wenigſtens zur Vermehrung ihrer Garderobe
anzuwenden, aber die Fanchon hatte ihr Faͤlle ge-
ſagt, wo das Staffettenſchicken fuͤr gewiſſe hohe
Damen geſchehen war und ſo wollte ſie das nemli-
che fuͤr ſich haben. Sie uͤbte, mit einem Wort, al-
len Muthwillen aus, und Schnitzer konnte nicht be-
beſorgt genug um ſie ſein; die geringſte anſcheinende
Vernachlaͤſſigung zog ihm Vorwuͤrfe zu, es gab
viel Augenblicke, wo er wuͤnſchte, daß dieſe ihm
ſo erfreuliche Begebenhrit nicht eingetreten waͤr.
So ſehr ſie aber ſeine Sorgfalt verlangte, ſo wi-
derſprach ſie ihm doch da, wo er ſie noͤthig hielt.
Er meinte z. B. das lange Aufbleiben und die ſtar-
ke Bewegung beim Soupé ſpirituel koͤnnte ihr jetzt
ohnmoͤglich zutraͤglich ſein und nahm, um ſie da-
von abzubringen, den Arzt zu Huͤlfe, ſie aber be-
hauptete, daß es ihr nicht nur nichts ſchade, ſon-
dern daß ſie ſich nie beſſer befaͤnde, als wenn ſie die
halbe Nacht durch geſchwaͤrmt haͤtte, weswegen ſie
auch veranſtaltete, daß oͤfter und laͤnger als ſonſt
bei dem geiſtigen Kraͤnzchen getanzt ward.
Schnitzer hatte bei alle dem keinen Troſt, als
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/281>, abgerufen am 22.11.2024.
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