gehabten Absichten zurückkehren, wo sie denn in Gottes Namen ihr altes Betragen wieder anneh- men könnte, und hätte denn doch so viel gelernt, daß sie, wo es nöthig war, die feine und sanfte vollkommen darstellen könnte.
Busch besuchte sie oft, fand sie immer leut- seliger und gefälliger gegen ihren Mann und freute sich schon des guten Fortgangs seines Unterneh- mens. Er ahndete aus dem schmelzenden Ton, den sie bei ihren gebesserten Betragen, ausschlie- ßend mit ihm annahm, daß er ihre Eroberung ge- macht hätte, auch schien es ihm wahrscheinlich, sie könne ihn für verliebt in sich halten; doch dies benahm ihm die Lust nicht, sein Bekehrungswerk fortzusetzen, er hofte dabei wahren Spaß zu haben und glaubte, wenn er ihn überdrüßig wäre, selbi- gen leicht abbrechen zu können. Jndessen fuhr er fort, Madam mit Büchern zu versehn, sie in der großen Meinung, die sie von sich hatte, zu bestär- ken, und lobte sie besonders über die gute lieb- reiche Ehe, die sie mit ihrem Manne führte, wo- durch denn dieser auf einige Zeit zum Genuß ei- nes wahren Himmellebens gelangte, sich jetzt erst Glück wünschte, sein englisches Suschen geheira- thet zu haben und Buschen seine Erkenntlichkeit nicht genug beweisen konnte, daß er ihr Geschmack
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gehabten Abſichten zuruͤckkehren, wo ſie denn in Gottes Namen ihr altes Betragen wieder anneh- men koͤnnte, und haͤtte denn doch ſo viel gelernt, daß ſie, wo es noͤthig war, die feine und ſanfte vollkommen darſtellen koͤnnte.
Buſch beſuchte ſie oft, fand ſie immer leut- ſeliger und gefaͤlliger gegen ihren Mann und freute ſich ſchon des guten Fortgangs ſeines Unterneh- mens. Er ahndete aus dem ſchmelzenden Ton, den ſie bei ihren gebeſſerten Betragen, ausſchlie- ßend mit ihm annahm, daß er ihre Eroberung ge- macht haͤtte, auch ſchien es ihm wahrſcheinlich, ſie koͤnne ihn fuͤr verliebt in ſich halten; doch dies benahm ihm die Luſt nicht, ſein Bekehrungswerk fortzuſetzen, er hofte dabei wahren Spaß zu haben und glaubte, wenn er ihn uͤberdruͤßig waͤre, ſelbi- gen leicht abbrechen zu koͤnnen. Jndeſſen fuhr er fort, Madam mit Buͤchern zu verſehn, ſie in der großen Meinung, die ſie von ſich hatte, zu beſtaͤr- ken, und lobte ſie beſonders uͤber die gute lieb- reiche Ehe, die ſie mit ihrem Manne fuͤhrte, wo- durch denn dieſer auf einige Zeit zum Genuß ei- nes wahren Himmellebens gelangte, ſich jetzt erſt Gluͤck wuͤnſchte, ſein engliſches Suschen geheira- thet zu haben und Buſchen ſeine Erkenntlichkeit nicht genug beweiſen konnte, daß er ihr Geſchmack
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gehabten Abſichten zuruͤckkehren, wo ſie denn in
Gottes Namen ihr altes Betragen wieder anneh-
men koͤnnte, und haͤtte denn doch ſo viel gelernt,
daß ſie, wo es noͤthig war, die feine und ſanfte
vollkommen darſtellen koͤnnte.
Buſch beſuchte ſie oft, fand ſie immer leut-
ſeliger und gefaͤlliger gegen ihren Mann und freute
ſich ſchon des guten Fortgangs ſeines Unterneh-
mens. Er ahndete aus dem ſchmelzenden Ton,
den ſie bei ihren gebeſſerten Betragen, ausſchlie-
ßend mit ihm annahm, daß er ihre Eroberung ge-
macht haͤtte, auch ſchien es ihm wahrſcheinlich,
ſie koͤnne ihn fuͤr verliebt in ſich halten; doch dies
benahm ihm die Luſt nicht, ſein Bekehrungswerk
fortzuſetzen, er hofte dabei wahren Spaß zu haben
und glaubte, wenn er ihn uͤberdruͤßig waͤre, ſelbi-
gen leicht abbrechen zu koͤnnen. Jndeſſen fuhr er
fort, Madam mit Buͤchern zu verſehn, ſie in der
großen Meinung, die ſie von ſich hatte, zu beſtaͤr-
ken, und lobte ſie beſonders uͤber die gute lieb-
reiche Ehe, die ſie mit ihrem Manne fuͤhrte, wo-
durch denn dieſer auf einige Zeit zum Genuß ei-
nes wahren Himmellebens gelangte, ſich jetzt erſt
Gluͤck wuͤnſchte, ſein engliſches Suschen geheira-
thet zu haben und Buſchen ſeine Erkenntlichkeit
nicht genug beweiſen konnte, daß er ihr Geſchmack
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/297>, abgerufen am 22.11.2024.
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