Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.
Setze sie sich Frau! schreibe Sie was ich Jhr sagen werde! Suschen besann sich -- ja, sagte der Post- secretair, wenn sie sich befinnt, dann muß ich nach den Gerichten schicken. Albrecht redete ihr zu, indem er gewiß wisse, daß der Herr Geheimderath auf die schonendste Weise mit ihr verfahren wür- den, sie entschloß sich also zu schreiben, welches sie von da an, wo sie sich vornahm, Frau Schni- tzerinn zu werden, ziemlich fertig gelernt hatte. Der Postsecretair verlangte nun erst eine förmliche Quittung, daß Felß von der Zeit seiner Ankunft im Gasthofe, bis er die Wohnung änder- te, alles richtig bezahlt hätte, zweitens schrieb er ihr folgendes Bekenntniß vor, welches sie ihrer Vorstellungen ohngeachtet nachschreiben mußte, weil der verstellte Geheimderath ihr versicherte, daß dies der einzige Ausweg sei, wobei er dennoch alle mög- liche Vorstellungen und Vorbitten würde anwen- den müssen, damit es dabei bliebe. "Jch Endes unterschriebene bekenne hiermit, daß ich denjenigen Herrn, welcher sich, wie ich vernommen, wichtiger Ursachen wegen unter dem Namen Felß hier aufhält, die mir von Seiner Hoch- wohlgebohrnen, dem Herrn Geheimderath von Har- tenholz vorgelesene Punkte zwar nachgesagt, aber die- ses blos aus Scherz gethan habe, indem kein Wort wahr
Setze ſie ſich Frau! ſchreibe Sie was ich Jhr ſagen werde! Suschen beſann ſich — ja, ſagte der Poſt- ſecretair, wenn ſie ſich befinnt, dann muß ich nach den Gerichten ſchicken. Albrecht redete ihr zu, indem er gewiß wiſſe, daß der Herr Geheimderath auf die ſchonendſte Weiſe mit ihr verfahren wuͤr- den, ſie entſchloß ſich alſo zu ſchreiben, welches ſie von da an, wo ſie ſich vornahm, Frau Schni- tzerinn zu werden, ziemlich fertig gelernt hatte. Der Poſtſecretair verlangte nun erſt eine foͤrmliche Quittung, daß Felß von der Zeit ſeiner Ankunft im Gaſthofe, bis er die Wohnung aͤnder- te, alles richtig bezahlt haͤtte, zweitens ſchrieb er ihr folgendes Bekenntniß vor, welches ſie ihrer Vorſtellungen ohngeachtet nachſchreiben mußte, weil der verſtellte Geheimderath ihr verſicherte, daß dies der einzige Ausweg ſei, wobei er dennoch alle moͤg- liche Vorſtellungen und Vorbitten wuͤrde anwen- den muͤſſen, damit es dabei bliebe. „Jch Endes unterſchriebene bekenne hiermit, daß ich denjenigen Herrn, welcher ſich, wie ich vernommen, wichtiger Urſachen wegen unter dem Namen Felß hier aufhaͤlt, die mir von Seiner Hoch- wohlgebohrnen, dem Herrn Geheimderath von Har- tenholz vorgeleſene Punkte zwar nachgeſagt, aber die- ſes blos aus Scherz gethan habe, indem kein Wort wahr
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Setze ſie ſich Frau! ſchreibe Sie was ich Jhr ſagen
werde! Suschen beſann ſich — ja, ſagte der Poſt-
ſecretair, wenn ſie ſich befinnt, dann muß ich nach
den Gerichten ſchicken. Albrecht redete ihr zu,
indem er gewiß wiſſe, daß der Herr Geheimderath
auf die ſchonendſte Weiſe mit ihr verfahren wuͤr-
den, ſie entſchloß ſich alſo zu ſchreiben, welches
ſie von da an, wo ſie ſich vornahm, Frau Schni-
tzerinn zu werden, ziemlich fertig gelernt hatte.
Der Poſtſecretair verlangte nun erſt eine
foͤrmliche Quittung, daß Felß von der Zeit ſeiner
Ankunft im Gaſthofe, bis er die Wohnung aͤnder-
te, alles richtig bezahlt haͤtte, zweitens ſchrieb er
ihr folgendes Bekenntniß vor, welches ſie ihrer
Vorſtellungen ohngeachtet nachſchreiben mußte, weil
der verſtellte Geheimderath ihr verſicherte, daß dies
der einzige Ausweg ſei, wobei er dennoch alle moͤg-
liche Vorſtellungen und Vorbitten wuͤrde anwen-
den muͤſſen, damit es dabei bliebe.
„Jch Endes unterſchriebene bekenne hiermit,
daß ich denjenigen Herrn, welcher ſich, wie ich
vernommen, wichtiger Urſachen wegen unter dem
Namen Felß hier aufhaͤlt, die mir von Seiner Hoch-
wohlgebohrnen, dem Herrn Geheimderath von Har-
tenholz vorgeleſene Punkte zwar nachgeſagt, aber die-
ſes blos aus Scherz gethan habe, indem kein Wort
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