Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.
terdessen hatte die Fanchon erfahren, welche Comö- die Albrecht Busch mit ihrer guten Freundinn ge- spielt, sie ergötzte sich nicht schlecht darüber und hätte es der Schnitzerin ohne Zweifel verschwie- gen, wenn ein anderer den Streich gemacht, da aber Busch der Thäter war, so würde sie sichs selbst nicht vergeben haben, wenn sie jener nicht einen so starken Beweis, sie habe sie nicht umsonst vor diesem Menschen gewarnt, hätte geben wollen. Sie haßte Albrechten zu sehr und ich muß gestehn, daß sie Ursach dazu hatte, denn er war ihren An- lockungen nicht nur ausgewichen, sondern hatte sie kaum eines Wortes gewürdiget. Jetzt hatte sie, außer der Aufstellung des falschen Geheimde- raths, noch einen stärkern Grund, ihm zur Bestra- fung dieser Unart Suschen auf den Hals zu hetzen, und beschloß dies so kräftig zu thun, daß auf Al- brechten eine Sündfluth von Schmähworten und Schimpfreden losbrechen sollte. Albrecht Busch hatte noch kein Mädchen ge- habt, die ihm mehr als andre galt, da er sich in Schnitzers Gasthof einfand und Suschens Freund- schaft erwarb, aber er sahe bei einem Mittags- mahl Sophie Rosenberg und ward ihr Verehrer. Er suchte sie näher kennen zu lernen, liebte sie im- mer mehr und es fiel ihm ein, um ihre Hand zu wer- X 4
terdeſſen hatte die Fanchon erfahren, welche Comoͤ- die Albrecht Buſch mit ihrer guten Freundinn ge- ſpielt, ſie ergoͤtzte ſich nicht ſchlecht daruͤber und haͤtte es der Schnitzerin ohne Zweifel verſchwie- gen, wenn ein anderer den Streich gemacht, da aber Buſch der Thaͤter war, ſo wuͤrde ſie ſichs ſelbſt nicht vergeben haben, wenn ſie jener nicht einen ſo ſtarken Beweis, ſie habe ſie nicht umſonſt vor dieſem Menſchen gewarnt, haͤtte geben wollen. Sie haßte Albrechten zu ſehr und ich muß geſtehn, daß ſie Urſach dazu hatte, denn er war ihren An- lockungen nicht nur ausgewichen, ſondern hatte ſie kaum eines Wortes gewuͤrdiget. Jetzt hatte ſie, außer der Aufſtellung des falſchen Geheimde- raths, noch einen ſtaͤrkern Grund, ihm zur Beſtra- fung dieſer Unart Suschen auf den Hals zu hetzen, und beſchloß dies ſo kraͤftig zu thun, daß auf Al- brechten eine Suͤndfluth von Schmaͤhworten und Schimpfreden losbrechen ſollte. Albrecht Buſch hatte noch kein Maͤdchen ge- habt, die ihm mehr als andre galt, da er ſich in Schnitzers Gaſthof einfand und Suschens Freund- ſchaft erwarb, aber er ſahe bei einem Mittags- mahl Sophie Roſenberg und ward ihr Verehrer. Er ſuchte ſie naͤher kennen zu lernen, liebte ſie im- mer mehr und es fiel ihm ein, um ihre Hand zu wer- X 4
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terdeſſen hatte die Fanchon erfahren, welche Comoͤ-
die Albrecht Buſch mit ihrer guten Freundinn ge-
ſpielt, ſie ergoͤtzte ſich nicht ſchlecht daruͤber und
haͤtte es der Schnitzerin ohne Zweifel verſchwie-
gen, wenn ein anderer den Streich gemacht, da
aber Buſch der Thaͤter war, ſo wuͤrde ſie ſichs ſelbſt
nicht vergeben haben, wenn ſie jener nicht einen
ſo ſtarken Beweis, ſie habe ſie nicht umſonſt vor
dieſem Menſchen gewarnt, haͤtte geben wollen.
Sie haßte Albrechten zu ſehr und ich muß geſtehn,
daß ſie Urſach dazu hatte, denn er war ihren An-
lockungen nicht nur ausgewichen, ſondern hatte
ſie kaum eines Wortes gewuͤrdiget. Jetzt hatte
ſie, außer der Aufſtellung des falſchen Geheimde-
raths, noch einen ſtaͤrkern Grund, ihm zur Beſtra-
fung dieſer Unart Suschen auf den Hals zu hetzen,
und beſchloß dies ſo kraͤftig zu thun, daß auf Al-
brechten eine Suͤndfluth von Schmaͤhworten und
Schimpfreden losbrechen ſollte.
Albrecht Buſch hatte noch kein Maͤdchen ge-
habt, die ihm mehr als andre galt, da er ſich in
Schnitzers Gaſthof einfand und Suschens Freund-
ſchaft erwarb, aber er ſahe bei einem Mittags-
mahl Sophie Roſenberg und ward ihr Verehrer.
Er ſuchte ſie naͤher kennen zu lernen, liebte ſie im-
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