Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.
sündigt hätte, wozu sie nur erst Kräfte sammeln möchte. Albrecht hütete sich ins Haus zu kommen, sein Gewissen sagte ihm, er sei durch die der Schnitzerinn angethane Täuschung, welche sie vermuthlich ent- deckt, Schuld an ihrem Unfall, es reuete ihn, den Streich gemacht, wenigstens wünschte er ihn nicht so vielen bekannt gemacht zu haben. Er sah jetzt ein, daß er Felßens Ehre ohne diesen so weit ge- triebenen Muthwillen hätte retten können, daß die Schnitzerinn, so sehr sie auch eine Demüthigung verdient hätte, doch darum nicht hätte sollen um ihr Kind und vielleicht um ihr eignes Leben ge- bracht werden. Das letzte wäre auch gewiß erfolgt, wenn das Schicksal nicht an mich gedacht und ei- ne Person, die mich der Welt schenken sollte, ge- gen alle Wahrscheinlichkeit erhalten hätte. Am meisten reuete es Albrechten, daß er durch seine Suschen angethane Kränkungen dem ehrli- chen Johann Jacob um die Vaterfreude gebracht hatte, er würde viel darum gegeben haben, wenn er dem Knaben das Leben hätte wieder geben kön- nen, und würde sich, wäre das möglich gewesen, bei dem Tode der Mutter beruhiget, ja wohl gar geglaubt haben, es sei dadurch ein gutes Werk ge- schehen, weil Schnitzer einen Erben gehabt, und von
ſuͤndigt haͤtte, wozu ſie nur erſt Kraͤfte ſammeln moͤchte. Albrecht huͤtete ſich ins Haus zu kommen, ſein Gewiſſen ſagte ihm, er ſei durch die der Schnitzerinn angethane Taͤuſchung, welche ſie vermuthlich ent- deckt, Schuld an ihrem Unfall, es reuete ihn, den Streich gemacht, wenigſtens wuͤnſchte er ihn nicht ſo vielen bekannt gemacht zu haben. Er ſah jetzt ein, daß er Felßens Ehre ohne dieſen ſo weit ge- triebenen Muthwillen haͤtte retten koͤnnen, daß die Schnitzerinn, ſo ſehr ſie auch eine Demuͤthigung verdient haͤtte, doch darum nicht haͤtte ſollen um ihr Kind und vielleicht um ihr eignes Leben ge- bracht werden. Das letzte waͤre auch gewiß erfolgt, wenn das Schickſal nicht an mich gedacht und ei- ne Perſon, die mich der Welt ſchenken ſollte, ge- gen alle Wahrſcheinlichkeit erhalten haͤtte. Am meiſten reuete es Albrechten, daß er durch ſeine Suschen angethane Kraͤnkungen dem ehrli- chen Johann Jacob um die Vaterfreude gebracht hatte, er wuͤrde viel darum gegeben haben, wenn er dem Knaben das Leben haͤtte wieder geben koͤn- nen, und wuͤrde ſich, waͤre das moͤglich geweſen, bei dem Tode der Mutter beruhiget, ja wohl gar geglaubt haben, es ſei dadurch ein gutes Werk ge- ſchehen, weil Schnitzer einen Erben gehabt, und von
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Albrecht huͤtete ſich ins Haus zu kommen, ſein
Gewiſſen ſagte ihm, er ſei durch die der Schnitzerinn
angethane Taͤuſchung, welche ſie vermuthlich ent-
deckt, Schuld an ihrem Unfall, es reuete ihn, den
Streich gemacht, wenigſtens wuͤnſchte er ihn nicht
ſo vielen bekannt gemacht zu haben. Er ſah jetzt
ein, daß er Felßens Ehre ohne dieſen ſo weit ge-
triebenen Muthwillen haͤtte retten koͤnnen, daß die
Schnitzerinn, ſo ſehr ſie auch eine Demuͤthigung
verdient haͤtte, doch darum nicht haͤtte ſollen um
ihr Kind und vielleicht um ihr eignes Leben ge-
bracht werden. Das letzte waͤre auch gewiß erfolgt,
wenn das Schickſal nicht an mich gedacht und ei-
ne Perſon, die mich der Welt ſchenken ſollte, ge-
gen alle Wahrſcheinlichkeit erhalten haͤtte.
Am meiſten reuete es Albrechten, daß er durch
ſeine Suschen angethane Kraͤnkungen dem ehrli-
chen Johann Jacob um die Vaterfreude gebracht
hatte, er wuͤrde viel darum gegeben haben, wenn
er dem Knaben das Leben haͤtte wieder geben koͤn-
nen, und wuͤrde ſich, waͤre das moͤglich geweſen,
bei dem Tode der Mutter beruhiget, ja wohl gar
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