Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite

Geldbestände des Fräuleins von N. die mit ei-
ner Verwandten in P. war, und ziemlich un-
genirt lebte, zu unterrichten, so konnte sie dem
Baron alles bekannt machen, was diese neue
Geliebte betraf und ihm zu wissen heilsam war.

Es kam so manches vor, welches auch ein
etwas weniger zartfühlender Mann als Felß ge-
nau untersucht, und wenn ers wahr befunden,
für einen hinreichenden Grund, dem Fräulein
zu entsagen, gehalten hätte, aber Baron Treff
war nicht so wunderlich, es war ihm vielmehr
lieb zu erfahren, daß die N. hinlängliche Sün-
den begangen hätte, um sie mit den seinen in
gleiche Rechnung zu bringen, und, sie möchte er-
fahren, was sie wollte, ihm keine Vorwürfe
machen könnte. Madam Schnitzer hätte ihn
ohne Zweifel von einer Verbindung mit ihr ab-
zuhalten gesucht, weil sie doch dem Gedanken,
daß eine andere in nähere Rechte bei dem Baron
treten sollte, nicht so recht günstig werden konn-
te, aber sie hatte erfahren, daß sie nicht nur
schon ein hübsches Kapital besäß, sondern auch,
wenn sich ein Heirather fände, von einem gewissen
Fürsten ein noch ansehnlicheres zu erheben hätte.
Also konnte Treff Suschens alter Freundschaft so
manches Opfer von dem Vermögen der neuen

Freun-

Geldbeſtaͤnde des Fraͤuleins von N. die mit ei-
ner Verwandten in P. war, und ziemlich un-
genirt lebte, zu unterrichten, ſo konnte ſie dem
Baron alles bekannt machen, was dieſe neue
Geliebte betraf und ihm zu wiſſen heilſam war.

Es kam ſo manches vor, welches auch ein
etwas weniger zartfuͤhlender Mann als Felß ge-
nau unterſucht, und wenn ers wahr befunden,
fuͤr einen hinreichenden Grund, dem Fraͤulein
zu entſagen, gehalten haͤtte, aber Baron Treff
war nicht ſo wunderlich, es war ihm vielmehr
lieb zu erfahren, daß die N. hinlaͤngliche Suͤn-
den begangen haͤtte, um ſie mit den ſeinen in
gleiche Rechnung zu bringen, und, ſie moͤchte er-
fahren, was ſie wollte, ihm keine Vorwuͤrfe
machen koͤnnte. Madam Schnitzer haͤtte ihn
ohne Zweifel von einer Verbindung mit ihr ab-
zuhalten geſucht, weil ſie doch dem Gedanken,
daß eine andere in naͤhere Rechte bei dem Baron
treten ſollte, nicht ſo recht guͤnſtig werden konn-
te, aber ſie hatte erfahren, daß ſie nicht nur
ſchon ein huͤbſches Kapital beſaͤß, ſondern auch,
wenn ſich ein Heirather faͤnde, von einem gewiſſen
Fuͤrſten ein noch anſehnlicheres zu erheben haͤtte.
Alſo konnte Treff Suschens alter Freundſchaft ſo
manches Opfer von dem Vermoͤgen der neuen

Freun-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0376" n="370"/>
Geldbe&#x017F;ta&#x0364;nde des Fra&#x0364;uleins von N. die mit ei-<lb/>
ner Verwandten in P. war, und ziemlich un-<lb/>
genirt lebte, zu unterrichten, &#x017F;o konnte &#x017F;ie dem<lb/>
Baron alles bekannt machen, was die&#x017F;e neue<lb/>
Geliebte betraf und ihm zu wi&#x017F;&#x017F;en heil&#x017F;am war.</p><lb/>
        <p>Es kam &#x017F;o manches vor, welches auch ein<lb/>
etwas weniger zartfu&#x0364;hlender Mann als Felß ge-<lb/>
nau unter&#x017F;ucht, und wenn ers wahr befunden,<lb/>
fu&#x0364;r einen hinreichenden Grund, dem Fra&#x0364;ulein<lb/>
zu ent&#x017F;agen, gehalten ha&#x0364;tte, aber Baron Treff<lb/>
war nicht &#x017F;o wunderlich, es war ihm vielmehr<lb/>
lieb zu erfahren, daß die N. hinla&#x0364;ngliche Su&#x0364;n-<lb/>
den begangen ha&#x0364;tte, um &#x017F;ie mit den &#x017F;einen in<lb/>
gleiche Rechnung zu bringen, und, &#x017F;ie mo&#x0364;chte er-<lb/>
fahren, was &#x017F;ie wollte, ihm keine Vorwu&#x0364;rfe<lb/>
machen ko&#x0364;nnte. Madam Schnitzer ha&#x0364;tte ihn<lb/>
ohne Zweifel von einer Verbindung mit ihr ab-<lb/>
zuhalten ge&#x017F;ucht, weil &#x017F;ie doch dem Gedanken,<lb/>
daß eine andere in na&#x0364;here Rechte bei dem Baron<lb/>
treten &#x017F;ollte, nicht &#x017F;o recht gu&#x0364;n&#x017F;tig werden konn-<lb/>
te, aber &#x017F;ie hatte erfahren, daß &#x017F;ie nicht nur<lb/>
&#x017F;chon ein hu&#x0364;b&#x017F;ches Kapital be&#x017F;a&#x0364;ß, &#x017F;ondern auch,<lb/>
wenn &#x017F;ich ein Heirather fa&#x0364;nde, von einem gewi&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;ten ein noch an&#x017F;ehnlicheres zu erheben ha&#x0364;tte.<lb/>
Al&#x017F;o konnte Treff Suschens alter Freund&#x017F;chaft &#x017F;o<lb/>
manches Opfer von dem Vermo&#x0364;gen der neuen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Freun-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[370/0376] Geldbeſtaͤnde des Fraͤuleins von N. die mit ei- ner Verwandten in P. war, und ziemlich un- genirt lebte, zu unterrichten, ſo konnte ſie dem Baron alles bekannt machen, was dieſe neue Geliebte betraf und ihm zu wiſſen heilſam war. Es kam ſo manches vor, welches auch ein etwas weniger zartfuͤhlender Mann als Felß ge- nau unterſucht, und wenn ers wahr befunden, fuͤr einen hinreichenden Grund, dem Fraͤulein zu entſagen, gehalten haͤtte, aber Baron Treff war nicht ſo wunderlich, es war ihm vielmehr lieb zu erfahren, daß die N. hinlaͤngliche Suͤn- den begangen haͤtte, um ſie mit den ſeinen in gleiche Rechnung zu bringen, und, ſie moͤchte er- fahren, was ſie wollte, ihm keine Vorwuͤrfe machen koͤnnte. Madam Schnitzer haͤtte ihn ohne Zweifel von einer Verbindung mit ihr ab- zuhalten geſucht, weil ſie doch dem Gedanken, daß eine andere in naͤhere Rechte bei dem Baron treten ſollte, nicht ſo recht guͤnſtig werden konn- te, aber ſie hatte erfahren, daß ſie nicht nur ſchon ein huͤbſches Kapital beſaͤß, ſondern auch, wenn ſich ein Heirather faͤnde, von einem gewiſſen Fuͤrſten ein noch anſehnlicheres zu erheben haͤtte. Alſo konnte Treff Suschens alter Freundſchaft ſo manches Opfer von dem Vermoͤgen der neuen Freun-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/376
Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 370. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/376>, abgerufen am 28.11.2024.