Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite

sogleich der zweite, dritte und vierte nach, welche
alle die Vortheile, die sie hier haben könnte, in
sich faßten. Der dritte und vierte sprach von ei-
nem stattlichen Liebhaber und einer guten Versor-
gung durch eine Heirath. Ein paar hübsche schlanke
Marqueurs, welche Suschen bald ansichtig worden
war, hatten diese beiden Punkte in der Gedanken-
folge natürlich gemacht.

So wie sie aber nur einige Tage wirklich im
Dienste des Hauses gewesen war, wo sie denn mehr
mit dem Herrn Johann Jaeob zu thun bekommen
hatte, erhoben sich schon die Bilder von ihrer künf-
tigen Versorgung über die Marqueurs hinweg.
Sie sah, daß Herr Schnitzer seine Alte herzlich
werth hielte, ihr in allen Stücken den Willen ließ,
und sich sogar da, wo es seiner Bequemlichkeit nicht
hinderlich war, eigentlich nach ihr richtete. Er
bezeigte sich ausnehmend freundlich gegen Suschen,
weil seine Frau gutes Zutrauen zu ihr hatte; er-
mahnte sie, derselben ja hübsch zu folgen und ihr
fleißig an die Hand zu gehn, weil das gewiß zu
ihrem Besten sein würde; und versprach von freien
Stücken, daß er selbst alles mögliche dazu beitra-
gen wolle, wenn er immer hörte, daß seine Frau
Ursache fände, mit ihr zufrieden zu sein.

Aus dem allen zog Suschen zween Schlüsse.

Der

ſogleich der zweite, dritte und vierte nach, welche
alle die Vortheile, die ſie hier haben koͤnnte, in
ſich faßten. Der dritte und vierte ſprach von ei-
nem ſtattlichen Liebhaber und einer guten Verſor-
gung durch eine Heirath. Ein paar huͤbſche ſchlanke
Marqueurs, welche Suschen bald anſichtig worden
war, hatten dieſe beiden Punkte in der Gedanken-
folge natuͤrlich gemacht.

So wie ſie aber nur einige Tage wirklich im
Dienſte des Hauſes geweſen war, wo ſie denn mehr
mit dem Herrn Johann Jaeob zu thun bekommen
hatte, erhoben ſich ſchon die Bilder von ihrer kuͤnf-
tigen Verſorgung uͤber die Marqueurs hinweg.
Sie ſah, daß Herr Schnitzer ſeine Alte herzlich
werth hielte, ihr in allen Stuͤcken den Willen ließ,
und ſich ſogar da, wo es ſeiner Bequemlichkeit nicht
hinderlich war, eigentlich nach ihr richtete. Er
bezeigte ſich ausnehmend freundlich gegen Suschen,
weil ſeine Frau gutes Zutrauen zu ihr hatte; er-
mahnte ſie, derſelben ja huͤbſch zu folgen und ihr
fleißig an die Hand zu gehn, weil das gewiß zu
ihrem Beſten ſein wuͤrde; und verſprach von freien
Stuͤcken, daß er ſelbſt alles moͤgliche dazu beitra-
gen wolle, wenn er immer hoͤrte, daß ſeine Frau
Urſache faͤnde, mit ihr zufrieden zu ſein.

Aus dem allen zog Suschen zween Schluͤſſe.

Der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0044" n="38"/>
&#x017F;ogleich der zweite, dritte und vierte nach, welche<lb/>
alle die Vortheile, die &#x017F;ie hier haben ko&#x0364;nnte, in<lb/>
&#x017F;ich faßten. Der dritte und vierte &#x017F;prach von ei-<lb/>
nem &#x017F;tattlichen Liebhaber und einer guten Ver&#x017F;or-<lb/>
gung durch eine Heirath. Ein paar hu&#x0364;b&#x017F;che &#x017F;chlanke<lb/>
Marqueurs, welche Suschen bald an&#x017F;ichtig worden<lb/>
war, hatten die&#x017F;e beiden Punkte in der Gedanken-<lb/>
folge natu&#x0364;rlich gemacht.</p><lb/>
        <p>So wie &#x017F;ie aber nur einige Tage wirklich im<lb/>
Dien&#x017F;te des Hau&#x017F;es gewe&#x017F;en war, wo &#x017F;ie denn mehr<lb/>
mit dem Herrn Johann Jaeob zu thun bekommen<lb/>
hatte, erhoben &#x017F;ich &#x017F;chon die Bilder von ihrer ku&#x0364;nf-<lb/>
tigen Ver&#x017F;orgung u&#x0364;ber die Marqueurs hinweg.<lb/>
Sie &#x017F;ah, daß Herr Schnitzer &#x017F;eine Alte herzlich<lb/>
werth hielte, ihr in allen Stu&#x0364;cken den Willen ließ,<lb/>
und &#x017F;ich &#x017F;ogar da, wo es &#x017F;einer Bequemlichkeit nicht<lb/>
hinderlich war, eigentlich nach ihr richtete. Er<lb/>
bezeigte &#x017F;ich ausnehmend freundlich gegen Suschen,<lb/>
weil &#x017F;eine Frau gutes Zutrauen zu ihr hatte; er-<lb/>
mahnte &#x017F;ie, der&#x017F;elben ja hu&#x0364;b&#x017F;ch zu folgen und ihr<lb/>
fleißig an die Hand zu gehn, weil das gewiß zu<lb/>
ihrem Be&#x017F;ten &#x017F;ein wu&#x0364;rde; und ver&#x017F;prach von freien<lb/>
Stu&#x0364;cken, daß er &#x017F;elb&#x017F;t alles mo&#x0364;gliche dazu beitra-<lb/>
gen wolle, wenn er immer ho&#x0364;rte, daß &#x017F;eine Frau<lb/>
Ur&#x017F;ache fa&#x0364;nde, mit ihr zufrieden zu &#x017F;ein.</p><lb/>
        <p>Aus dem allen zog Suschen zween Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[38/0044] ſogleich der zweite, dritte und vierte nach, welche alle die Vortheile, die ſie hier haben koͤnnte, in ſich faßten. Der dritte und vierte ſprach von ei- nem ſtattlichen Liebhaber und einer guten Verſor- gung durch eine Heirath. Ein paar huͤbſche ſchlanke Marqueurs, welche Suschen bald anſichtig worden war, hatten dieſe beiden Punkte in der Gedanken- folge natuͤrlich gemacht. So wie ſie aber nur einige Tage wirklich im Dienſte des Hauſes geweſen war, wo ſie denn mehr mit dem Herrn Johann Jaeob zu thun bekommen hatte, erhoben ſich ſchon die Bilder von ihrer kuͤnf- tigen Verſorgung uͤber die Marqueurs hinweg. Sie ſah, daß Herr Schnitzer ſeine Alte herzlich werth hielte, ihr in allen Stuͤcken den Willen ließ, und ſich ſogar da, wo es ſeiner Bequemlichkeit nicht hinderlich war, eigentlich nach ihr richtete. Er bezeigte ſich ausnehmend freundlich gegen Suschen, weil ſeine Frau gutes Zutrauen zu ihr hatte; er- mahnte ſie, derſelben ja huͤbſch zu folgen und ihr fleißig an die Hand zu gehn, weil das gewiß zu ihrem Beſten ſein wuͤrde; und verſprach von freien Stuͤcken, daß er ſelbſt alles moͤgliche dazu beitra- gen wolle, wenn er immer hoͤrte, daß ſeine Frau Urſache faͤnde, mit ihr zufrieden zu ſein. Aus dem allen zog Suschen zween Schluͤſſe. Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/44
Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/44>, abgerufen am 21.11.2024.