Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite

schien bloß zu dem Ende zu geschehn, damit die gute
Frau Magdalene Schnitzerinn nicht so ohne Auf-
sehn die Welt verlassen sollte, welches sie noch ge-
gen Morgen derselbigen Nacht that.

Johann Jacob war über alle Maaße betrübt;
einmal, hatte er sich an sein altes Weibchen ge-
wöhnt und zweitens wußte er sich vor dem Getüm-
mel über die Anstalten zum Begräbnisse der Leiche
nun nicht zu lassen.

Hier war nun ächte Freundschaft alles werth.
Das bewies Magister Confuselius: denn er war
augenblicklich bei der Hand, und übernahm alle
große und kleine Geschäfte, die zum Begräbniß er-
foderlich waren. Sein Eifer gieng so weit, daß er
einem von den Verwandten meines Vaters, der bei
dieser Gelegenheit auch dienstfertig sein wollte, ein
paarmal unhöflich begegnete, und ihm endlich gar
zu verstehen gab, es würde Herrn Schnitzer am
liebsten sein, wenn sich Herr Siegemund in nichts
mengte, weil einmal ihm, dem Magister, die Sor-
ge für das Geschäfft aufgetragen wäre.



Fünf-
D

ſchien bloß zu dem Ende zu geſchehn, damit die gute
Frau Magdalene Schnitzerinn nicht ſo ohne Auf-
ſehn die Welt verlaſſen ſollte, welches ſie noch ge-
gen Morgen derſelbigen Nacht that.

Johann Jacob war uͤber alle Maaße betruͤbt;
einmal, hatte er ſich an ſein altes Weibchen ge-
woͤhnt und zweitens wußte er ſich vor dem Getuͤm-
mel uͤber die Anſtalten zum Begraͤbniſſe der Leiche
nun nicht zu laſſen.

Hier war nun aͤchte Freundſchaft alles werth.
Das bewies Magiſter Confuſelius: denn er war
augenblicklich bei der Hand, und uͤbernahm alle
große und kleine Geſchaͤfte, die zum Begraͤbniß er-
foderlich waren. Sein Eifer gieng ſo weit, daß er
einem von den Verwandten meines Vaters, der bei
dieſer Gelegenheit auch dienſtfertig ſein wollte, ein
paarmal unhoͤflich begegnete, und ihm endlich gar
zu verſtehen gab, es wuͤrde Herrn Schnitzer am
liebſten ſein, wenn ſich Herr Siegemund in nichts
mengte, weil einmal ihm, dem Magiſter, die Sor-
ge fuͤr das Geſchaͤfft aufgetragen waͤre.



Fuͤnf-
D
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0055" n="49"/>
&#x017F;chien bloß zu dem Ende zu ge&#x017F;chehn, damit die gute<lb/>
Frau Magdalene Schnitzerinn nicht &#x017F;o ohne Auf-<lb/>
&#x017F;ehn die Welt verla&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ollte, welches &#x017F;ie noch ge-<lb/>
gen Morgen der&#x017F;elbigen Nacht that.</p><lb/>
        <p>Johann Jacob war u&#x0364;ber alle Maaße betru&#x0364;bt;<lb/>
einmal, hatte er &#x017F;ich an &#x017F;ein altes Weibchen ge-<lb/>
wo&#x0364;hnt und zweitens wußte er &#x017F;ich vor dem Getu&#x0364;m-<lb/>
mel u&#x0364;ber die An&#x017F;talten zum Begra&#x0364;bni&#x017F;&#x017F;e der Leiche<lb/>
nun nicht zu la&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
        <p>Hier war nun a&#x0364;chte Freund&#x017F;chaft alles werth.<lb/>
Das bewies Magi&#x017F;ter Confu&#x017F;elius: denn er war<lb/>
augenblicklich bei der Hand, und u&#x0364;bernahm alle<lb/>
große und kleine Ge&#x017F;cha&#x0364;fte, die zum Begra&#x0364;bniß er-<lb/>
foderlich waren. Sein Eifer gieng &#x017F;o weit, daß er<lb/>
einem von den Verwandten meines Vaters, der bei<lb/>
die&#x017F;er Gelegenheit auch dien&#x017F;tfertig &#x017F;ein wollte, ein<lb/>
paarmal unho&#x0364;flich begegnete, und ihm endlich gar<lb/>
zu ver&#x017F;tehen gab, es wu&#x0364;rde Herrn Schnitzer am<lb/>
lieb&#x017F;ten &#x017F;ein, wenn &#x017F;ich Herr Siegemund in nichts<lb/>
mengte, weil einmal ihm, dem Magi&#x017F;ter, die Sor-<lb/>
ge fu&#x0364;r das Ge&#x017F;cha&#x0364;fft aufgetragen wa&#x0364;re.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <fw place="bottom" type="sig">D</fw>
      <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Fu&#x0364;nf-</hi> </hi> </fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[49/0055] ſchien bloß zu dem Ende zu geſchehn, damit die gute Frau Magdalene Schnitzerinn nicht ſo ohne Auf- ſehn die Welt verlaſſen ſollte, welches ſie noch ge- gen Morgen derſelbigen Nacht that. Johann Jacob war uͤber alle Maaße betruͤbt; einmal, hatte er ſich an ſein altes Weibchen ge- woͤhnt und zweitens wußte er ſich vor dem Getuͤm- mel uͤber die Anſtalten zum Begraͤbniſſe der Leiche nun nicht zu laſſen. Hier war nun aͤchte Freundſchaft alles werth. Das bewies Magiſter Confuſelius: denn er war augenblicklich bei der Hand, und uͤbernahm alle große und kleine Geſchaͤfte, die zum Begraͤbniß er- foderlich waren. Sein Eifer gieng ſo weit, daß er einem von den Verwandten meines Vaters, der bei dieſer Gelegenheit auch dienſtfertig ſein wollte, ein paarmal unhoͤflich begegnete, und ihm endlich gar zu verſtehen gab, es wuͤrde Herrn Schnitzer am liebſten ſein, wenn ſich Herr Siegemund in nichts mengte, weil einmal ihm, dem Magiſter, die Sor- ge fuͤr das Geſchaͤfft aufgetragen waͤre. Fuͤnf- D

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/55
Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/55>, abgerufen am 21.11.2024.