Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.
Für itzt muß ich mich Jhnen empfehlen, damit ja niemand merke, daß ich bei Jhnen gewesen bin. Confuselius schwur ihm nochmals die vollkom- menste Verschwiegenheit zu, und begleitete ihn so leise, wie jener gieng, die Treppe hinunter, indem sie beide eben so leise sprachen. So bald aber der Magister seinen neuen Freund los war, begonnte er desto lauter zu werden, rannte zu seinem Wirth, und erzählte ihm in großem Eifer, daß, wie ihm so eben jemand gesagt hätte, schon 3 bis 400 Ex- emplarien von jedem seiner Schauspiele vergriffen wären, wovon ihm der Buchdrucker Busch nicht ein Wort sagte; diese Frechheit sollte ihm aber übel bekommen. So bald er die Theilnahme des Schusters an dem Glücke seiner Schriften eingenommen hatte, eilte er wieder auf sein Stübchen und schrieb fol- gendes an den Buchdrucker: "Da ich eben vernommen, und zwar von drei "oder vier glaubwürdigen Personen vernommen "habe, die mir sehr viel schmeichelhaftes über meine "Schauspiele sagten, daß deren schon eine große "Menge in der Stadt verbreitet wären, indem Sie "solche frisch weg verkauften, so wollte ich nur "hiermit anfragen, wie Sie sich das unterfangen "kön-
Fuͤr itzt muß ich mich Jhnen empfehlen, damit ja niemand merke, daß ich bei Jhnen geweſen bin. Confuſelius ſchwur ihm nochmals die vollkom- menſte Verſchwiegenheit zu, und begleitete ihn ſo leiſe, wie jener gieng, die Treppe hinunter, indem ſie beide eben ſo leiſe ſprachen. So bald aber der Magiſter ſeinen neuen Freund los war, begonnte er deſto lauter zu werden, rannte zu ſeinem Wirth, und erzaͤhlte ihm in großem Eifer, daß, wie ihm ſo eben jemand geſagt haͤtte, ſchon 3 bis 400 Ex- emplarien von jedem ſeiner Schauſpiele vergriffen waͤren, wovon ihm der Buchdrucker Buſch nicht ein Wort ſagte; dieſe Frechheit ſollte ihm aber uͤbel bekommen. So bald er die Theilnahme des Schuſters an dem Gluͤcke ſeiner Schriften eingenommen hatte, eilte er wieder auf ſein Stuͤbchen und ſchrieb fol- gendes an den Buchdrucker: „Da ich eben vernommen, und zwar von drei „oder vier glaubwuͤrdigen Perſonen vernommen „habe, die mir ſehr viel ſchmeichelhaftes uͤber meine „Schauſpiele ſagten, daß deren ſchon eine große „Menge in der Stadt verbreitet waͤren, indem Sie „ſolche friſch weg verkauften, ſo wollte ich nur „hiermit anfragen, wie Sie ſich das unterfangen „koͤn-
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Fuͤr itzt muß ich mich Jhnen empfehlen, damit
ja niemand merke, daß ich bei Jhnen geweſen
bin.
Confuſelius ſchwur ihm nochmals die vollkom-
menſte Verſchwiegenheit zu, und begleitete ihn ſo
leiſe, wie jener gieng, die Treppe hinunter, indem
ſie beide eben ſo leiſe ſprachen. So bald aber der
Magiſter ſeinen neuen Freund los war, begonnte
er deſto lauter zu werden, rannte zu ſeinem Wirth,
und erzaͤhlte ihm in großem Eifer, daß, wie ihm
ſo eben jemand geſagt haͤtte, ſchon 3 bis 400 Ex-
emplarien von jedem ſeiner Schauſpiele vergriffen
waͤren, wovon ihm der Buchdrucker Buſch nicht
ein Wort ſagte; dieſe Frechheit ſollte ihm aber
uͤbel bekommen.
So bald er die Theilnahme des Schuſters an
dem Gluͤcke ſeiner Schriften eingenommen hatte,
eilte er wieder auf ſein Stuͤbchen und ſchrieb fol-
gendes an den Buchdrucker:
„Da ich eben vernommen, und zwar von drei
„oder vier glaubwuͤrdigen Perſonen vernommen
„habe, die mir ſehr viel ſchmeichelhaftes uͤber meine
„Schauſpiele ſagten, daß deren ſchon eine große
„Menge in der Stadt verbreitet waͤren, indem Sie
„ſolche friſch weg verkauften, ſo wollte ich nur
„hiermit anfragen, wie Sie ſich das unterfangen
„koͤn-
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Zitationshilfe: | Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/90>, abgerufen am 16.02.2025. |