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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

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die Absicht hatte, meine argen Streiche der Mut-
ter kund zu thun, und entweder wegen des ihm
zugezogenen Verlustes Entschädigung zu fordern, und
mich wieder mitzunehmen, oder blos Entschädigung
zu verlangen, und mich zurück zu lassen, so hatte er
sich sehr zeitig auf den Weg gemacht.

Meine Mutter hingegen war früh aufgestan-
den, hatte ihren Leuten befohlen, mich ja nicht
eher zu wecken, bis ich von selbst erwachte, und
war ebenfalls nach der Stadt zu gefahren, um von
dem Erzieher wegen des ruchlosen Verfahrens mit
mir Rechenschaft zu fordern. Die beiden Fuhrwerke
begegneten sich also auf der Straße; froh, daß sie
den Auftritt des Zanks in ihren vier Pfählen ha-
ben konnte, weil sie da den Vortheil des Hausrechts
hatte, kehrte meine Mutter um, sobald sie den
Mann in der entgegenkommenden Chaise erkannte.
Dieser fuhr nach, und so kamen sie zusammen an,
um ihre Herzen gegen einander zu entladen. Aber
der Erzieher mochte das Register meiner Bübereien
noch so laut herposaunen, so hörte doch meine Mut-
ter vor ihrem eigenen Geschrei sehr wenig davon.
Nachdem sie ihrem Gegner Vorwürfe jeder Art ge-
macht, und auf seinen Antrag, ihn wegen der ver-
lohrnen jungen Leute schadlos zu halten, mit einem
schallenden Gelächter geantwortet, nachdem sie sich

seine

die Abſicht hatte, meine argen Streiche der Mut-
ter kund zu thun, und entweder wegen des ihm
zugezogenen Verluſtes Entſchaͤdigung zu fordern, und
mich wieder mitzunehmen, oder blos Entſchaͤdigung
zu verlangen, und mich zuruͤck zu laſſen, ſo hatte er
ſich ſehr zeitig auf den Weg gemacht.

Meine Mutter hingegen war fruͤh aufgeſtan-
den, hatte ihren Leuten befohlen, mich ja nicht
eher zu wecken, bis ich von ſelbſt erwachte, und
war ebenfalls nach der Stadt zu gefahren, um von
dem Erzieher wegen des ruchloſen Verfahrens mit
mir Rechenſchaft zu fordern. Die beiden Fuhrwerke
begegneten ſich alſo auf der Straße; froh, daß ſie
den Auftritt des Zanks in ihren vier Pfaͤhlen ha-
ben konnte, weil ſie da den Vortheil des Hausrechts
hatte, kehrte meine Mutter um, ſobald ſie den
Mann in der entgegenkommenden Chaiſe erkannte.
Dieſer fuhr nach, und ſo kamen ſie zuſammen an,
um ihre Herzen gegen einander zu entladen. Aber
der Erzieher mochte das Regiſter meiner Buͤbereien
noch ſo laut herpoſaunen, ſo hoͤrte doch meine Mut-
ter vor ihrem eigenen Geſchrei ſehr wenig davon.
Nachdem ſie ihrem Gegner Vorwuͤrfe jeder Art ge-
macht, und auf ſeinen Antrag, ihn wegen der ver-
lohrnen jungen Leute ſchadlos zu halten, mit einem
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[159/0163] die Abſicht hatte, meine argen Streiche der Mut- ter kund zu thun, und entweder wegen des ihm zugezogenen Verluſtes Entſchaͤdigung zu fordern, und mich wieder mitzunehmen, oder blos Entſchaͤdigung zu verlangen, und mich zuruͤck zu laſſen, ſo hatte er ſich ſehr zeitig auf den Weg gemacht. Meine Mutter hingegen war fruͤh aufgeſtan- den, hatte ihren Leuten befohlen, mich ja nicht eher zu wecken, bis ich von ſelbſt erwachte, und war ebenfalls nach der Stadt zu gefahren, um von dem Erzieher wegen des ruchloſen Verfahrens mit mir Rechenſchaft zu fordern. Die beiden Fuhrwerke begegneten ſich alſo auf der Straße; froh, daß ſie den Auftritt des Zanks in ihren vier Pfaͤhlen ha- ben konnte, weil ſie da den Vortheil des Hausrechts hatte, kehrte meine Mutter um, ſobald ſie den Mann in der entgegenkommenden Chaiſe erkannte. Dieſer fuhr nach, und ſo kamen ſie zuſammen an, um ihre Herzen gegen einander zu entladen. Aber der Erzieher mochte das Regiſter meiner Buͤbereien noch ſo laut herpoſaunen, ſo hoͤrte doch meine Mut- ter vor ihrem eigenen Geſchrei ſehr wenig davon. Nachdem ſie ihrem Gegner Vorwuͤrfe jeder Art ge- macht, und auf ſeinen Antrag, ihn wegen der ver- lohrnen jungen Leute ſchadlos zu halten, mit einem ſchallenden Gelaͤchter geantwortet, nachdem ſie ſich ſeine

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/163>, abgerufen am 15.05.2024.