möchte, allein dieser konnte mit aller seiner Kunst den guten Magister Gottlieb Heinrich Confuselius nicht retten, welcher nach der Ordnung den neun- ten Tag nach dem Ueberfall des Teufels die Welt verließ.
Frau Elfenbein wußte um den Spaß mit dem Schornsteinfeger, sie hatte sich oft vor Lachen die Seiten gehalten, wenn ich ihr erzählte, wie ich nach und nach den Magister dazu vorbereitete, und woll- te schon nebst ihrer Tochter munter bleiben, um irgendwo verborgen das Teufelholen mit anzusehen. Jetzt dankte sie Gott, daß es nicht geschehen war, und glaubte sich um so unschuldiger an diesem Mord, mir aber hielt sie während der Krankheit und nach dem Hinscheiden des Magisters mit unter eine Ge- wissenspredigt, wodurch sie das ihrige gänzlich befreit zu haben meinte, und nun gesellte sie die Geschichte zu denen, womit sie mir, auch erforderlichen Falls meiner Mutter drohen könnte.
Was mich betraf, so war ich würklich etwas unruhig, als mein Scherz eine sogar schlimme Wen- dung nahm, am meisten war mir für ein weitläuf- tiges Examen des Arztes bange, wenn Confuselius in der Fantasie von Gespenstern und vom Teufel sprach, und noch mehr, wenn er bei voller Ver- nunft Winke gab, daß die fürchterliche Erscheinung
vermuth-
moͤchte, allein dieſer konnte mit aller ſeiner Kunſt den guten Magiſter Gottlieb Heinrich Confuſelius nicht retten, welcher nach der Ordnung den neun- ten Tag nach dem Ueberfall des Teufels die Welt verließ.
Frau Elfenbein wußte um den Spaß mit dem Schornſteinfeger, ſie hatte ſich oft vor Lachen die Seiten gehalten, wenn ich ihr erzaͤhlte, wie ich nach und nach den Magiſter dazu vorbereitete, und woll- te ſchon nebſt ihrer Tochter munter bleiben, um irgendwo verborgen das Teufelholen mit anzuſehen. Jetzt dankte ſie Gott, daß es nicht geſchehen war, und glaubte ſich um ſo unſchuldiger an dieſem Mord, mir aber hielt ſie waͤhrend der Krankheit und nach dem Hinſcheiden des Magiſters mit unter eine Ge- wiſſenspredigt, wodurch ſie das ihrige gaͤnzlich befreit zu haben meinte, und nun geſellte ſie die Geſchichte zu denen, womit ſie mir, auch erforderlichen Falls meiner Mutter drohen koͤnnte.
Was mich betraf, ſo war ich wuͤrklich etwas unruhig, als mein Scherz eine ſogar ſchlimme Wen- dung nahm, am meiſten war mir fuͤr ein weitlaͤuf- tiges Examen des Arztes bange, wenn Confuſelius in der Fantaſie von Geſpenſtern und vom Teufel ſprach, und noch mehr, wenn er bei voller Ver- nunft Winke gab, daß die fuͤrchterliche Erſcheinung
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moͤchte, allein dieſer konnte mit aller ſeiner Kunſt
den guten Magiſter Gottlieb Heinrich Confuſelius
nicht retten, welcher nach der Ordnung den neun-
ten Tag nach dem Ueberfall des Teufels die Welt
verließ.
Frau Elfenbein wußte um den Spaß mit dem
Schornſteinfeger, ſie hatte ſich oft vor Lachen die
Seiten gehalten, wenn ich ihr erzaͤhlte, wie ich nach
und nach den Magiſter dazu vorbereitete, und woll-
te ſchon nebſt ihrer Tochter munter bleiben, um
irgendwo verborgen das Teufelholen mit anzuſehen.
Jetzt dankte ſie Gott, daß es nicht geſchehen war,
und glaubte ſich um ſo unſchuldiger an dieſem Mord,
mir aber hielt ſie waͤhrend der Krankheit und nach
dem Hinſcheiden des Magiſters mit unter eine Ge-
wiſſenspredigt, wodurch ſie das ihrige gaͤnzlich befreit
zu haben meinte, und nun geſellte ſie die Geſchichte
zu denen, womit ſie mir, auch erforderlichen Falls
meiner Mutter drohen koͤnnte.
Was mich betraf, ſo war ich wuͤrklich etwas
unruhig, als mein Scherz eine ſogar ſchlimme Wen-
dung nahm, am meiſten war mir fuͤr ein weitlaͤuf-
tiges Examen des Arztes bange, wenn Confuſelius
in der Fantaſie von Geſpenſtern und vom Teufel
ſprach, und noch mehr, wenn er bei voller Ver-
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/276>, abgerufen am 22.11.2024.
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