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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

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Jch weis nicht, ob die Frau Baroninn auch
glaubte, es sei mit meinem Drohen nicht ernstlich
gemeint, oder ob sie, jetzt eine adeliche Dame, sich
über alles, was man von ihr erfahren könnte, weg-
setzte, und lieber erwarten wollte, daß ich Wort
hielt, als mich, auf den sie einmal im Ernst böse
war, in meinem Uebermuth zu stärken, genug, ich
bekam nicht nur gar keine Antwort, sondern auch
länger als drei Monate nichts mehr geschickt, als
mir ausgesetzt war. Was hätte ich in diesem kläg-
lichen Zustande angefangen, wenn ich meinen ge-
treuen Klaus nicht als Bedienten mit nach ...
genommen hätte? Er allein verschaffte mir die Mit-
tel, mir weder an Wohlleben, noch an verstohlnen
Freuden etwas abbrechen zu dürfen; denn indem
er überall meiner Eltern Reichthümer rühmte, wo-
zu ich der einzige Sohn wäre, setzte es Kredit,
auch bediente ich mich desselben nicht sparsam, ich
war nach dem ersten Vierteljahr schon dreimal mehr
schuldig, als ich bezahlen konnte, als der Wechsel
vom Hause einlief.

Während dieser drei Monate hatte ich mir
aber auch schon auf alle nur erdenkliche Art güt-
lich gethan, hatte mir von der rohesten Studenten-
klasse einen Anhang gemacht, viele davon frei ge-
halten, und mir zu einer Menge ausgesuchter

Streiche

Jch weis nicht, ob die Frau Baroninn auch
glaubte, es ſei mit meinem Drohen nicht ernſtlich
gemeint, oder ob ſie, jetzt eine adeliche Dame, ſich
uͤber alles, was man von ihr erfahren koͤnnte, weg-
ſetzte, und lieber erwarten wollte, daß ich Wort
hielt, als mich, auf den ſie einmal im Ernſt boͤſe
war, in meinem Uebermuth zu ſtaͤrken, genug, ich
bekam nicht nur gar keine Antwort, ſondern auch
laͤnger als drei Monate nichts mehr geſchickt, als
mir ausgeſetzt war. Was haͤtte ich in dieſem klaͤg-
lichen Zuſtande angefangen, wenn ich meinen ge-
treuen Klaus nicht als Bedienten mit nach ...
genommen haͤtte? Er allein verſchaffte mir die Mit-
tel, mir weder an Wohlleben, noch an verſtohlnen
Freuden etwas abbrechen zu duͤrfen; denn indem
er uͤberall meiner Eltern Reichthuͤmer ruͤhmte, wo-
zu ich der einzige Sohn waͤre, ſetzte es Kredit,
auch bediente ich mich deſſelben nicht ſparſam, ich
war nach dem erſten Vierteljahr ſchon dreimal mehr
ſchuldig, als ich bezahlen konnte, als der Wechſel
vom Hauſe einlief.

Waͤhrend dieſer drei Monate hatte ich mir
aber auch ſchon auf alle nur erdenkliche Art guͤt-
lich gethan, hatte mir von der roheſten Studenten-
klaſſe einen Anhang gemacht, viele davon frei ge-
halten, und mir zu einer Menge ausgeſuchter

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[281/0285] Jch weis nicht, ob die Frau Baroninn auch glaubte, es ſei mit meinem Drohen nicht ernſtlich gemeint, oder ob ſie, jetzt eine adeliche Dame, ſich uͤber alles, was man von ihr erfahren koͤnnte, weg- ſetzte, und lieber erwarten wollte, daß ich Wort hielt, als mich, auf den ſie einmal im Ernſt boͤſe war, in meinem Uebermuth zu ſtaͤrken, genug, ich bekam nicht nur gar keine Antwort, ſondern auch laͤnger als drei Monate nichts mehr geſchickt, als mir ausgeſetzt war. Was haͤtte ich in dieſem klaͤg- lichen Zuſtande angefangen, wenn ich meinen ge- treuen Klaus nicht als Bedienten mit nach ... genommen haͤtte? Er allein verſchaffte mir die Mit- tel, mir weder an Wohlleben, noch an verſtohlnen Freuden etwas abbrechen zu duͤrfen; denn indem er uͤberall meiner Eltern Reichthuͤmer ruͤhmte, wo- zu ich der einzige Sohn waͤre, ſetzte es Kredit, auch bediente ich mich deſſelben nicht ſparſam, ich war nach dem erſten Vierteljahr ſchon dreimal mehr ſchuldig, als ich bezahlen konnte, als der Wechſel vom Hauſe einlief. Waͤhrend dieſer drei Monate hatte ich mir aber auch ſchon auf alle nur erdenkliche Art guͤt- lich gethan, hatte mir von der roheſten Studenten- klaſſe einen Anhang gemacht, viele davon frei ge- halten, und mir zu einer Menge ausgeſuchter Streiche

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/285>, abgerufen am 22.11.2024.