getroffen, aus der meine Leser sehen werden, daß ich an alles dachte.
Wir hatten an Geld und Schmuck über 6000 Thaler erobert, wenn ich dies bedachte, so sprang ich allezeit vor Freuden hoch auf. Aber indem ich mich dabei an meine Bedürfnisse erinnerte, so fand ich diesen Reichthum eben nicht überschweng- lich, es verdroß mich, daß ich ihn mit den Uebri- gen theilen sollte; besonders machte Friedrich ohne Umstände Anspruch auf die Hälfte.
Der einzige Weg, die starke That, eine leib- liche Mutter gemißhandelt und beraubt zu haben, gehörig zu benutzen, war, meines Erachtens, sich Friedrichen und Pommern vom Halse zu schaffen. Der letzte war ebenfalls ein Deserteur, und das von eben der Armee, unter welche Friedrich gehörte; ich that Klausen einen Vorschlag, den er sogleich billigte, nach demselben stellte ich mich, als fiel mir plötzlich ein, eine gewisse große Stadt zu sehen, welche in den Staat gehörte, dem Friedrich und Pommer verpflichtet waren. Keins von der Ge- sellschaft hatte etwas gegen diesen Gedanken einzu- wenden, was schadete es, wenn es auch etwas ko- sten sollte, hatten wir doch das Geld leicht er- obert.
Wir
getroffen, aus der meine Leſer ſehen werden, daß ich an alles dachte.
Wir hatten an Geld und Schmuck uͤber 6000 Thaler erobert, wenn ich dies bedachte, ſo ſprang ich allezeit vor Freuden hoch auf. Aber indem ich mich dabei an meine Beduͤrfniſſe erinnerte, ſo fand ich dieſen Reichthum eben nicht uͤberſchweng- lich, es verdroß mich, daß ich ihn mit den Uebri- gen theilen ſollte; beſonders machte Friedrich ohne Umſtaͤnde Anſpruch auf die Haͤlfte.
Der einzige Weg, die ſtarke That, eine leib- liche Mutter gemißhandelt und beraubt zu haben, gehoͤrig zu benutzen, war, meines Erachtens, ſich Friedrichen und Pommern vom Halſe zu ſchaffen. Der letzte war ebenfalls ein Deſerteur, und das von eben der Armee, unter welche Friedrich gehoͤrte; ich that Klauſen einen Vorſchlag, den er ſogleich billigte, nach demſelben ſtellte ich mich, als fiel mir ploͤtzlich ein, eine gewiſſe große Stadt zu ſehen, welche in den Staat gehoͤrte, dem Friedrich und Pommer verpflichtet waren. Keins von der Ge- ſellſchaft hatte etwas gegen dieſen Gedanken einzu- wenden, was ſchadete es, wenn es auch etwas ko- ſten ſollte, hatten wir doch das Geld leicht er- obert.
Wir
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0302"n="298"/>
getroffen, aus der meine Leſer ſehen werden, daß<lb/>
ich an alles dachte.</p><lb/><p>Wir hatten an Geld und Schmuck uͤber 6000<lb/>
Thaler erobert, wenn ich dies bedachte, ſo ſprang<lb/>
ich allezeit vor Freuden hoch auf. Aber indem ich<lb/>
mich dabei an meine Beduͤrfniſſe erinnerte, ſo<lb/>
fand ich dieſen Reichthum eben nicht uͤberſchweng-<lb/>
lich, es verdroß mich, daß ich ihn mit den Uebri-<lb/>
gen theilen ſollte; beſonders machte Friedrich ohne<lb/>
Umſtaͤnde Anſpruch auf die Haͤlfte.</p><lb/><p>Der einzige Weg, die ſtarke That, eine leib-<lb/>
liche Mutter gemißhandelt und beraubt zu haben,<lb/>
gehoͤrig zu benutzen, war, meines Erachtens, ſich<lb/>
Friedrichen und Pommern vom Halſe zu ſchaffen.<lb/>
Der letzte war ebenfalls ein Deſerteur, und das von<lb/>
eben der Armee, unter welche Friedrich gehoͤrte;<lb/>
ich that Klauſen einen Vorſchlag, den er ſogleich<lb/>
billigte, nach demſelben ſtellte ich mich, als fiel mir<lb/>
ploͤtzlich ein, eine gewiſſe große Stadt zu ſehen,<lb/>
welche in den Staat gehoͤrte, dem Friedrich und<lb/>
Pommer verpflichtet waren. Keins von der Ge-<lb/>ſellſchaft hatte etwas gegen dieſen Gedanken einzu-<lb/>
wenden, was ſchadete es, wenn es auch etwas ko-<lb/>ſten ſollte, hatten wir doch das Geld leicht er-<lb/>
obert.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Wir</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[298/0302]
getroffen, aus der meine Leſer ſehen werden, daß
ich an alles dachte.
Wir hatten an Geld und Schmuck uͤber 6000
Thaler erobert, wenn ich dies bedachte, ſo ſprang
ich allezeit vor Freuden hoch auf. Aber indem ich
mich dabei an meine Beduͤrfniſſe erinnerte, ſo
fand ich dieſen Reichthum eben nicht uͤberſchweng-
lich, es verdroß mich, daß ich ihn mit den Uebri-
gen theilen ſollte; beſonders machte Friedrich ohne
Umſtaͤnde Anſpruch auf die Haͤlfte.
Der einzige Weg, die ſtarke That, eine leib-
liche Mutter gemißhandelt und beraubt zu haben,
gehoͤrig zu benutzen, war, meines Erachtens, ſich
Friedrichen und Pommern vom Halſe zu ſchaffen.
Der letzte war ebenfalls ein Deſerteur, und das von
eben der Armee, unter welche Friedrich gehoͤrte;
ich that Klauſen einen Vorſchlag, den er ſogleich
billigte, nach demſelben ſtellte ich mich, als fiel mir
ploͤtzlich ein, eine gewiſſe große Stadt zu ſehen,
welche in den Staat gehoͤrte, dem Friedrich und
Pommer verpflichtet waren. Keins von der Ge-
ſellſchaft hatte etwas gegen dieſen Gedanken einzu-
wenden, was ſchadete es, wenn es auch etwas ko-
ſten ſollte, hatten wir doch das Geld leicht er-
obert.
Wir
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/302>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.