fast täglich verlor, anzuschaffen, hatte Klaus alle Hände voll zu thun, lange aber schaffte er mir im- mer das nöthige, wenn auch selten mehr als die Hälfte der Summe, auf welche ich den Wechsel ausstellen mußte. Wohl war ich bei diesen Nego- zen in Zeit von acht Monaten in eine Schulden- last verfallen, deren sich kein Fürst geschämt hätte, auch bangte es Klausen nicht wenig um das: wie wills werden? Schon setzte er mir ohne Unter- laß zu, meine Mutter in Activität zu setzen, da- mit sie nur etwas zahlen möchte, um doch Luft zu machen. Jch würde es auch nicht unterlassen ha- ben, wenn ich mich nicht zu sehr vor dem Baron gefürchtet hätte, dem sie es vielleicht im ersten Schreck hätte klagen können, wenn ich nur um ein Viertheil von dem bat, was ich schuldig war. Sie schickte mir das ausgemachte, auch nach der Be- raubung jener Nacht, nicht nur ordentlich, son- dern fügte immer noch etwas zu, ich war über- haupt auf gutem Fuß mit ihr. Doch die Sorge, dieses gute Vernehmen zu stören, hätte mich von den unbescheidensten Forderungen nicht abgehalten, wenn ich sonst nichts zu befürchten gehabt hätte, nicht selten fiel mir ein, um den Zwang los zu werden, sei es am besten, noch einen schnellen Ab- stecher nach Hause zu machen, den Stiefvater zu
über-
faſt taͤglich verlor, anzuſchaffen, hatte Klaus alle Haͤnde voll zu thun, lange aber ſchaffte er mir im- mer das noͤthige, wenn auch ſelten mehr als die Haͤlfte der Summe, auf welche ich den Wechſel ausſtellen mußte. Wohl war ich bei dieſen Nego- zen in Zeit von acht Monaten in eine Schulden- laſt verfallen, deren ſich kein Fuͤrſt geſchaͤmt haͤtte, auch bangte es Klauſen nicht wenig um das: wie wills werden? Schon ſetzte er mir ohne Unter- laß zu, meine Mutter in Activitaͤt zu ſetzen, da- mit ſie nur etwas zahlen moͤchte, um doch Luft zu machen. Jch wuͤrde es auch nicht unterlaſſen ha- ben, wenn ich mich nicht zu ſehr vor dem Baron gefuͤrchtet haͤtte, dem ſie es vielleicht im erſten Schreck haͤtte klagen koͤnnen, wenn ich nur um ein Viertheil von dem bat, was ich ſchuldig war. Sie ſchickte mir das ausgemachte, auch nach der Be- raubung jener Nacht, nicht nur ordentlich, ſon- dern fuͤgte immer noch etwas zu, ich war uͤber- haupt auf gutem Fuß mit ihr. Doch die Sorge, dieſes gute Vernehmen zu ſtoͤren, haͤtte mich von den unbeſcheidenſten Forderungen nicht abgehalten, wenn ich ſonſt nichts zu befuͤrchten gehabt haͤtte, nicht ſelten fiel mir ein, um den Zwang los zu werden, ſei es am beſten, noch einen ſchnellen Ab- ſtecher nach Hauſe zu machen, den Stiefvater zu
uͤber-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0312"n="308"/>
faſt taͤglich verlor, anzuſchaffen, hatte Klaus alle<lb/>
Haͤnde voll zu thun, lange aber ſchaffte er mir im-<lb/>
mer das noͤthige, wenn auch ſelten mehr als die<lb/>
Haͤlfte der Summe, auf welche ich den Wechſel<lb/>
ausſtellen mußte. Wohl war ich bei dieſen Nego-<lb/>
zen in Zeit von acht Monaten in eine Schulden-<lb/>
laſt verfallen, deren ſich kein Fuͤrſt geſchaͤmt haͤtte,<lb/>
auch bangte es Klauſen nicht wenig um das: <hirendition="#g">wie<lb/>
wills werden?</hi> Schon ſetzte er mir ohne Unter-<lb/>
laß zu, meine Mutter in Activitaͤt zu ſetzen, da-<lb/>
mit ſie nur etwas zahlen moͤchte, um doch Luft zu<lb/>
machen. Jch wuͤrde es auch nicht unterlaſſen ha-<lb/>
ben, wenn ich mich nicht zu ſehr vor dem Baron<lb/>
gefuͤrchtet haͤtte, dem ſie es vielleicht im erſten<lb/>
Schreck haͤtte klagen koͤnnen, wenn ich nur um ein<lb/>
Viertheil von dem bat, was ich ſchuldig war. Sie<lb/>ſchickte mir das ausgemachte, auch nach der Be-<lb/>
raubung jener Nacht, nicht nur ordentlich, ſon-<lb/>
dern fuͤgte immer noch etwas zu, ich war uͤber-<lb/>
haupt auf gutem Fuß mit ihr. Doch die Sorge,<lb/>
dieſes gute Vernehmen zu ſtoͤren, haͤtte mich von<lb/>
den unbeſcheidenſten Forderungen nicht abgehalten,<lb/>
wenn ich ſonſt nichts zu befuͤrchten gehabt haͤtte,<lb/>
nicht ſelten fiel mir ein, um den Zwang los zu<lb/>
werden, ſei es am beſten, noch einen ſchnellen Ab-<lb/>ſtecher nach Hauſe zu machen, den Stiefvater zu<lb/><fwplace="bottom"type="catch">uͤber-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[308/0312]
faſt taͤglich verlor, anzuſchaffen, hatte Klaus alle
Haͤnde voll zu thun, lange aber ſchaffte er mir im-
mer das noͤthige, wenn auch ſelten mehr als die
Haͤlfte der Summe, auf welche ich den Wechſel
ausſtellen mußte. Wohl war ich bei dieſen Nego-
zen in Zeit von acht Monaten in eine Schulden-
laſt verfallen, deren ſich kein Fuͤrſt geſchaͤmt haͤtte,
auch bangte es Klauſen nicht wenig um das: wie
wills werden? Schon ſetzte er mir ohne Unter-
laß zu, meine Mutter in Activitaͤt zu ſetzen, da-
mit ſie nur etwas zahlen moͤchte, um doch Luft zu
machen. Jch wuͤrde es auch nicht unterlaſſen ha-
ben, wenn ich mich nicht zu ſehr vor dem Baron
gefuͤrchtet haͤtte, dem ſie es vielleicht im erſten
Schreck haͤtte klagen koͤnnen, wenn ich nur um ein
Viertheil von dem bat, was ich ſchuldig war. Sie
ſchickte mir das ausgemachte, auch nach der Be-
raubung jener Nacht, nicht nur ordentlich, ſon-
dern fuͤgte immer noch etwas zu, ich war uͤber-
haupt auf gutem Fuß mit ihr. Doch die Sorge,
dieſes gute Vernehmen zu ſtoͤren, haͤtte mich von
den unbeſcheidenſten Forderungen nicht abgehalten,
wenn ich ſonſt nichts zu befuͤrchten gehabt haͤtte,
nicht ſelten fiel mir ein, um den Zwang los zu
werden, ſei es am beſten, noch einen ſchnellen Ab-
ſtecher nach Hauſe zu machen, den Stiefvater zu
uͤber-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/312>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.