wahrte. Drittens konnte er sich, wenn er wollte, was zu gute thun, ohne seiner Gemahlinn auch et- was anbieten zu müssen.
Nun lebte er also etwas ruhiger, ließ sich seine Portion Essen holen, trank sein Gläschen Wein dabei hübsch allein, war aber nicht so leicht- sinnig, mehr als eins zu genießen oder sich allzu- oft noch etwas apartes an Speisen holen zu las- sen. Hingegen erholte er sich desto lieber bei Gast- gebothen, nahm auch, wenn keins vorfiel, bei gu- ten Freunden, die er gegen Abend besuchte, vor- willen, wie er sie fand.
Sein Ruf bei der Universität war, als ich mich dort aufhielt, schon ganz gesunken, er hätte völlig abkommen können, und würde auch, weil ihm nichts verhaßter war als seine Amtsarbeiten, abge- gangen sein, wenn er die Einnahmen der guten Stellen, welche er nun einmal besaß, hätte entbeh- ren können. Er las, obwohl er nicht soviel Zu- hörer hatte, als ehemals, ziemlich ordentlich, auch war er sicher, daß sein Auditorium niemals ganz leer sein würde, weil die jungen Leute, welche sehr oft blos um über den Professor zu lachen, in ge- wisse Collegia gehen, auch ihn gern besuchten. Hier- zu nun gab er reichlichen Stoff; zu faul, um über seinen Vortrag nachzudenken, und erklärende An-
merkun-
wahrte. Drittens konnte er ſich, wenn er wollte, was zu gute thun, ohne ſeiner Gemahlinn auch et- was anbieten zu muͤſſen.
Nun lebte er alſo etwas ruhiger, ließ ſich ſeine Portion Eſſen holen, trank ſein Glaͤschen Wein dabei huͤbſch allein, war aber nicht ſo leicht- ſinnig, mehr als eins zu genießen oder ſich allzu- oft noch etwas apartes an Speiſen holen zu las- ſen. Hingegen erholte er ſich deſto lieber bei Gaſt- gebothen, nahm auch, wenn keins vorfiel, bei gu- ten Freunden, die er gegen Abend beſuchte, vor- willen, wie er ſie fand.
Sein Ruf bei der Univerſitaͤt war, als ich mich dort aufhielt, ſchon ganz geſunken, er haͤtte voͤllig abkommen koͤnnen, und wuͤrde auch, weil ihm nichts verhaßter war als ſeine Amtsarbeiten, abge- gangen ſein, wenn er die Einnahmen der guten Stellen, welche er nun einmal beſaß, haͤtte entbeh- ren koͤnnen. Er las, obwohl er nicht ſoviel Zu- hoͤrer hatte, als ehemals, ziemlich ordentlich, auch war er ſicher, daß ſein Auditorium niemals ganz leer ſein wuͤrde, weil die jungen Leute, welche ſehr oft blos um uͤber den Profeſſor zu lachen, in ge- wiſſe Collegia gehen, auch ihn gern beſuchten. Hier- zu nun gab er reichlichen Stoff; zu faul, um uͤber ſeinen Vortrag nachzudenken, und erklaͤrende An-
merkun-
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wahrte. Drittens konnte er ſich, wenn er wollte,
was zu gute thun, ohne ſeiner Gemahlinn auch et-
was anbieten zu muͤſſen.
Nun lebte er alſo etwas ruhiger, ließ ſich
ſeine Portion Eſſen holen, trank ſein Glaͤschen
Wein dabei huͤbſch allein, war aber nicht ſo leicht-
ſinnig, mehr als eins zu genießen oder ſich allzu-
oft noch etwas apartes an Speiſen holen zu las-
ſen. Hingegen erholte er ſich deſto lieber bei Gaſt-
gebothen, nahm auch, wenn keins vorfiel, bei gu-
ten Freunden, die er gegen Abend beſuchte, vor-
willen, wie er ſie fand.
Sein Ruf bei der Univerſitaͤt war, als ich mich
dort aufhielt, ſchon ganz geſunken, er haͤtte voͤllig
abkommen koͤnnen, und wuͤrde auch, weil ihm
nichts verhaßter war als ſeine Amtsarbeiten, abge-
gangen ſein, wenn er die Einnahmen der guten
Stellen, welche er nun einmal beſaß, haͤtte entbeh-
ren koͤnnen. Er las, obwohl er nicht ſoviel Zu-
hoͤrer hatte, als ehemals, ziemlich ordentlich, auch
war er ſicher, daß ſein Auditorium niemals ganz
leer ſein wuͤrde, weil die jungen Leute, welche ſehr
oft blos um uͤber den Profeſſor zu lachen, in ge-
wiſſe Collegia gehen, auch ihn gern beſuchten. Hier-
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/338>, abgerufen am 22.11.2024.
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