Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite
Meinetwegen, sagte ich, die Zeit fängt mir,
ich gestehe es, an, ohne eine Frau lang zu werden.
Diese kenne ich einmal, sie ist schön und noch nicht
aus den Zwanzigen; es läßt sich schon mit ihr vor-
willen nehmen, auch ist sie sanftmüthig, und wird
mir keine Hörner aufsetzen, ob ich gleich etwas
kränklich bin, und vor den Jahren geältert habe.

Der Schulmeister ist abgereist, ich erwarte
nun, wie seine Gesandschaft ablaufen wird, und
fahre unterdessen in meiner Geschichte fort.

Froh, daß ich Dorotheen und ihre Tante los
war, glaubte ich nun in vollem Frieden abreisen zu
können, verspielte bis dahin noch frisch darauf los,
gab Abschieds-Schmäuse, und verthat mit einem
Worte noch das übrige Geld bis auf 500 Thaler,
was auch Klaus zurückgelassen hatte, und also noch
in Gold vorhanden war, gab ich in Natura ohne
Bedenken aus, den Knapps Louisd'or waren ja nicht
gezeichnet. Jch wundere mich, daß Klaus zu meiner
Verschwendung so stille schwieg, oft beurtheilte ich
ihn als einen Dummkopf, welcher glaubte, er dürfe
sich als mein Bedienter nicht unterfangen, von ei-
nem Antheil für sich zu sprechen. Wohl waren die
Juwelen noch da, allein ich hatte mir vorgenom-
men, damit nach Holland zu gehen und sie dort zu
verkaufen, er konnte ja denken, daß ich sie verschleu-
dern, und ebenfalls mit dem daraus gelösten Gelde
übel wirthschaften würde, aber er dachte an nichts.

Jch wollte in einigen Tagen abreisen, als ich
eine Unannehmlichkeit erfuhr, die mich einen vollen
Monat länger zu bleiben nöthigte, hieraus schon
ist
Meinetwegen, ſagte ich, die Zeit faͤngt mir,
ich geſtehe es, an, ohne eine Frau lang zu werden.
Dieſe kenne ich einmal, ſie iſt ſchoͤn und noch nicht
aus den Zwanzigen; es laͤßt ſich ſchon mit ihr vor-
willen nehmen, auch iſt ſie ſanftmuͤthig, und wird
mir keine Hoͤrner aufſetzen, ob ich gleich etwas
kraͤnklich bin, und vor den Jahren geaͤltert habe.

Der Schulmeiſter iſt abgereiſt, ich erwarte
nun, wie ſeine Geſandſchaft ablaufen wird, und
fahre unterdeſſen in meiner Geſchichte fort.

Froh, daß ich Dorotheen und ihre Tante los
war, glaubte ich nun in vollem Frieden abreiſen zu
koͤnnen, verſpielte bis dahin noch friſch darauf los,
gab Abſchieds-Schmaͤuſe, und verthat mit einem
Worte noch das uͤbrige Geld bis auf 500 Thaler,
was auch Klaus zuruͤckgelaſſen hatte, und alſo noch
in Gold vorhanden war, gab ich in Natura ohne
Bedenken aus, den Knapps Louisd’or waren ja nicht
gezeichnet. Jch wundere mich, daß Klaus zu meiner
Verſchwendung ſo ſtille ſchwieg, oft beurtheilte ich
ihn als einen Dummkopf, welcher glaubte, er duͤrfe
ſich als mein Bedienter nicht unterfangen, von ei-
nem Antheil fuͤr ſich zu ſprechen. Wohl waren die
Juwelen noch da, allein ich hatte mir vorgenom-
men, damit nach Holland zu gehen und ſie dort zu
verkaufen, er konnte ja denken, daß ich ſie verſchleu-
dern, und ebenfalls mit dem daraus geloͤſten Gelde
uͤbel wirthſchaften wuͤrde, aber er dachte an nichts.

Jch wollte in einigen Tagen abreiſen, als ich
eine Unannehmlichkeit erfuhr, die mich einen vollen
Monat laͤnger zu bleiben noͤthigte, hieraus ſchon
iſt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <sp who="#STA">
          <pb facs="#f0367" n="363"/>
          <p>Meinetwegen, &#x017F;agte ich, die Zeit fa&#x0364;ngt mir,<lb/>
ich ge&#x017F;tehe es, an, ohne eine Frau lang zu werden.<lb/>
Die&#x017F;e kenne ich einmal, &#x017F;ie i&#x017F;t &#x017F;cho&#x0364;n und noch nicht<lb/>
aus den Zwanzigen; es la&#x0364;ßt &#x017F;ich &#x017F;chon mit ihr vor-<lb/>
willen nehmen, auch i&#x017F;t &#x017F;ie &#x017F;anftmu&#x0364;thig, und wird<lb/>
mir keine Ho&#x0364;rner auf&#x017F;etzen, ob ich gleich etwas<lb/>
kra&#x0364;nklich bin, und vor den Jahren gea&#x0364;ltert habe.</p><lb/>
          <p>Der Schulmei&#x017F;ter i&#x017F;t abgerei&#x017F;t, ich erwarte<lb/>
nun, wie &#x017F;eine Ge&#x017F;and&#x017F;chaft ablaufen wird, und<lb/>
fahre unterde&#x017F;&#x017F;en in meiner Ge&#x017F;chichte fort.</p><lb/>
          <p>Froh, daß ich Dorotheen und ihre Tante los<lb/>
war, glaubte ich nun in vollem Frieden abrei&#x017F;en zu<lb/>
ko&#x0364;nnen, ver&#x017F;pielte bis dahin noch fri&#x017F;ch darauf los,<lb/>
gab Ab&#x017F;chieds-Schma&#x0364;u&#x017F;e, und verthat mit einem<lb/>
Worte noch das u&#x0364;brige Geld bis auf 500 Thaler,<lb/>
was auch Klaus zuru&#x0364;ckgela&#x017F;&#x017F;en hatte, und al&#x017F;o noch<lb/>
in Gold vorhanden war, gab ich in Natura ohne<lb/>
Bedenken aus, den Knapps Louisd&#x2019;or waren ja nicht<lb/>
gezeichnet. Jch wundere mich, daß Klaus zu meiner<lb/>
Ver&#x017F;chwendung &#x017F;o &#x017F;tille &#x017F;chwieg, oft beurtheilte ich<lb/>
ihn als einen Dummkopf, welcher glaubte, er du&#x0364;rfe<lb/>
&#x017F;ich als mein Bedienter nicht unterfangen, von ei-<lb/>
nem Antheil fu&#x0364;r &#x017F;ich zu &#x017F;prechen. Wohl waren die<lb/>
Juwelen noch da, allein ich hatte mir vorgenom-<lb/>
men, damit nach Holland zu gehen und &#x017F;ie dort zu<lb/>
verkaufen, er konnte ja denken, daß ich &#x017F;ie ver&#x017F;chleu-<lb/>
dern, und ebenfalls mit dem daraus gelo&#x0364;&#x017F;ten Gelde<lb/>
u&#x0364;bel wirth&#x017F;chaften wu&#x0364;rde, aber er dachte an nichts.</p><lb/>
          <p>Jch wollte in einigen Tagen abrei&#x017F;en, als ich<lb/>
eine Unannehmlichkeit erfuhr, die mich einen vollen<lb/>
Monat la&#x0364;nger zu bleiben no&#x0364;thigte, hieraus &#x017F;chon<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">i&#x017F;t</fw><lb/></p>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[363/0367] Meinetwegen, ſagte ich, die Zeit faͤngt mir, ich geſtehe es, an, ohne eine Frau lang zu werden. Dieſe kenne ich einmal, ſie iſt ſchoͤn und noch nicht aus den Zwanzigen; es laͤßt ſich ſchon mit ihr vor- willen nehmen, auch iſt ſie ſanftmuͤthig, und wird mir keine Hoͤrner aufſetzen, ob ich gleich etwas kraͤnklich bin, und vor den Jahren geaͤltert habe. Der Schulmeiſter iſt abgereiſt, ich erwarte nun, wie ſeine Geſandſchaft ablaufen wird, und fahre unterdeſſen in meiner Geſchichte fort. Froh, daß ich Dorotheen und ihre Tante los war, glaubte ich nun in vollem Frieden abreiſen zu koͤnnen, verſpielte bis dahin noch friſch darauf los, gab Abſchieds-Schmaͤuſe, und verthat mit einem Worte noch das uͤbrige Geld bis auf 500 Thaler, was auch Klaus zuruͤckgelaſſen hatte, und alſo noch in Gold vorhanden war, gab ich in Natura ohne Bedenken aus, den Knapps Louisd’or waren ja nicht gezeichnet. Jch wundere mich, daß Klaus zu meiner Verſchwendung ſo ſtille ſchwieg, oft beurtheilte ich ihn als einen Dummkopf, welcher glaubte, er duͤrfe ſich als mein Bedienter nicht unterfangen, von ei- nem Antheil fuͤr ſich zu ſprechen. Wohl waren die Juwelen noch da, allein ich hatte mir vorgenom- men, damit nach Holland zu gehen und ſie dort zu verkaufen, er konnte ja denken, daß ich ſie verſchleu- dern, und ebenfalls mit dem daraus geloͤſten Gelde uͤbel wirthſchaften wuͤrde, aber er dachte an nichts. Jch wollte in einigen Tagen abreiſen, als ich eine Unannehmlichkeit erfuhr, die mich einen vollen Monat laͤnger zu bleiben noͤthigte, hieraus ſchon iſt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/367
Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/367>, abgerufen am 22.11.2024.