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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

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Jch. Ach wenn mans klug anfängt, muß al-
les gehn! Hätte nur Nehmer diesen einen Ring
nicht weggekapert, so wärs gewiß verschwiegen ge-
blieben. Klaus hat zwar an mir Unrecht gehandelt,
denn er ist mit den ganzen Juwelen fortgegangen,
und macht sie sich allein zu Nutze, aber kriegen
wird er sich nicht lassen, und wenn es auch jetzt
in alle Zeitungen kömmt.
M. Mutter. Was? der Spitzbube, der
Klaus ist mit dem ganzen Schmuck zum Henker ge-
gangen und du hast nichts davon bekommen?
Jch. Nicht ein Steinchen! Drum sehn Sie,
wie es mir gegangen ist; o ich bin um viel ge-
kommen!
M. Mutter. Das glaub ich, das muß auch
sein; denn wo hättest du denn sonst so viel Schulden
machen können, aber du bist doch auch ein schlechter
Wirth.
Jch. Ein schlechter Wirth sagen Sie? und
eben haben Sie doch selbst eingesehn, daß man
mich um viel betrogen haben müsse! Hernach muß
ich, durch Jhre eigne Güte und Liebe verwöhnt,
auch mehr haben als andre Menschen; ich kann nicht
darben, denn Sie haben mir von Kindheit an
jeden Wunsch gewährt, dadurch sind auch meine
Begierden mehr angewachsen.
M. Mutter. Das ist also mein Dank?
Jch. Nun ich danks ihnen ja und rühms,
daß Sie mich so empfänglich für die Freude, das
Wohlleben und die Wollust gemacht haben; aber
nun ich einmal so erzogen bin, muß ich auch immer
genug
D d 3
Jch. Ach wenn mans klug anfaͤngt, muß al-
les gehn! Haͤtte nur Nehmer dieſen einen Ring
nicht weggekapert, ſo waͤrs gewiß verſchwiegen ge-
blieben. Klaus hat zwar an mir Unrecht gehandelt,
denn er iſt mit den ganzen Juwelen fortgegangen,
und macht ſie ſich allein zu Nutze, aber kriegen
wird er ſich nicht laſſen, und wenn es auch jetzt
in alle Zeitungen koͤmmt.
M. Mutter. Was? der Spitzbube, der
Klaus iſt mit dem ganzen Schmuck zum Henker ge-
gangen und du haſt nichts davon bekommen?
Jch. Nicht ein Steinchen! Drum ſehn Sie,
wie es mir gegangen iſt; o ich bin um viel ge-
kommen!
M. Mutter. Das glaub ich, das muß auch
ſein; denn wo haͤtteſt du denn ſonſt ſo viel Schulden
machen koͤnnen, aber du biſt doch auch ein ſchlechter
Wirth.
Jch. Ein ſchlechter Wirth ſagen Sie? und
eben haben Sie doch ſelbſt eingeſehn, daß man
mich um viel betrogen haben muͤſſe! Hernach muß
ich, durch Jhre eigne Guͤte und Liebe verwoͤhnt,
auch mehr haben als andre Menſchen; ich kann nicht
darben, denn Sie haben mir von Kindheit an
jeden Wunſch gewaͤhrt, dadurch ſind auch meine
Begierden mehr angewachſen.
M. Mutter. Das iſt alſo mein Dank?
Jch. Nun ich danks ihnen ja und ruͤhms,
daß Sie mich ſo empfaͤnglich fuͤr die Freude, das
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[421/0425] Jch. Ach wenn mans klug anfaͤngt, muß al- les gehn! Haͤtte nur Nehmer dieſen einen Ring nicht weggekapert, ſo waͤrs gewiß verſchwiegen ge- blieben. Klaus hat zwar an mir Unrecht gehandelt, denn er iſt mit den ganzen Juwelen fortgegangen, und macht ſie ſich allein zu Nutze, aber kriegen wird er ſich nicht laſſen, und wenn es auch jetzt in alle Zeitungen koͤmmt. M. Mutter. Was? der Spitzbube, der Klaus iſt mit dem ganzen Schmuck zum Henker ge- gangen und du haſt nichts davon bekommen? Jch. Nicht ein Steinchen! Drum ſehn Sie, wie es mir gegangen iſt; o ich bin um viel ge- kommen! M. Mutter. Das glaub ich, das muß auch ſein; denn wo haͤtteſt du denn ſonſt ſo viel Schulden machen koͤnnen, aber du biſt doch auch ein ſchlechter Wirth. Jch. Ein ſchlechter Wirth ſagen Sie? und eben haben Sie doch ſelbſt eingeſehn, daß man mich um viel betrogen haben muͤſſe! Hernach muß ich, durch Jhre eigne Guͤte und Liebe verwoͤhnt, auch mehr haben als andre Menſchen; ich kann nicht darben, denn Sie haben mir von Kindheit an jeden Wunſch gewaͤhrt, dadurch ſind auch meine Begierden mehr angewachſen. M. Mutter. Das iſt alſo mein Dank? Jch. Nun ich danks ihnen ja und ruͤhms, daß Sie mich ſo empfaͤnglich fuͤr die Freude, das Wohlleben und die Wolluſt gemacht haben; aber nun ich einmal ſo erzogen bin, muß ich auch immer genug D d 3

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 421. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/425>, abgerufen am 24.11.2024.