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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

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Eben ist, wie ich vernehme, der Schulmeister,
mein Gesandter an Dorotheen zurück, und ich bin
sehr froh darüber, denn sein Sohn, welcher indessen
Schule gehalten, so wie überhaupt sein Amt versehn
hat, räsonirte nicht schlecht, daß er sich meiner
Commißion wegen zu Hause mit des Vaters Geschäf-
ten plagen müßte, und hatte Recht, sich zu beschwe-
ren, denn wenn der Vater da ist, speißt er auch mit
ihm und genießt alle Bequemlichkeiten ohne etwas
dagegen zu leisten. Zwar verdient er sich Kleider
und Schuh und hilft einen seiner Brüder auf der
Schule unterhalten, weshalb ihn auch sein Vater
einen wohlgerathenen Sohn nennt; aber ich weiß
schon, wie das geht, die Eltern prahlen gern mit ih-
ren Kindern, also glaube ichs nicht, daß der Schul-
meisters-Sohn die gerühmten Verdienste hat, wie
ich denn überhaupt an den guten Eigenschaften der
Menschen gern zweifle. Es macht mir mehr Ver-
gnügen zu denken, daß der junge Mann aus Faul-
heit blos sich über die Jnterimsarbeit beschwert, weil
ich mich dann darüber aufhalten kann welches die
Thier-Menschen für ihr Leben gern thun -- Doch
wir nicht allein; es will mancher ein Geistmensch
sein und thut doch nichts so gern, als aller Menschen
Handlungen und Reden so zu denteln, daß sie zu
lauter Fehlern werden.

Da ist der Schulmeister, wir wollen doch hören,
ob Dorothea nachkömmt, oder ob sie gar verlangt,
daß ich sie abholen soll -- -- --

Sie will nicht! Je nun so mag sies bleiben las-
sen! Aber beleidigt bin ich durch das, was sie mir
hat
Eben iſt, wie ich vernehme, der Schulmeiſter,
mein Geſandter an Dorotheen zuruͤck, und ich bin
ſehr froh daruͤber, denn ſein Sohn, welcher indeſſen
Schule gehalten, ſo wie uͤberhaupt ſein Amt verſehn
hat, raͤſonirte nicht ſchlecht, daß er ſich meiner
Commißion wegen zu Hauſe mit des Vaters Geſchaͤf-
ten plagen muͤßte, und hatte Recht, ſich zu beſchwe-
ren, denn wenn der Vater da iſt, ſpeißt er auch mit
ihm und genießt alle Bequemlichkeiten ohne etwas
dagegen zu leiſten. Zwar verdient er ſich Kleider
und Schuh und hilft einen ſeiner Bruͤder auf der
Schule unterhalten, weshalb ihn auch ſein Vater
einen wohlgerathenen Sohn nennt; aber ich weiß
ſchon, wie das geht, die Eltern prahlen gern mit ih-
ren Kindern, alſo glaube ichs nicht, daß der Schul-
meiſters-Sohn die geruͤhmten Verdienſte hat, wie
ich denn uͤberhaupt an den guten Eigenſchaften der
Menſchen gern zweifle. Es macht mir mehr Ver-
gnuͤgen zu denken, daß der junge Mann aus Faul-
heit blos ſich uͤber die Jnterimsarbeit beſchwert, weil
ich mich dann daruͤber aufhalten kann welches die
Thier-Menſchen fuͤr ihr Leben gern thun — Doch
wir nicht allein; es will mancher ein Geiſtmenſch
ſein und thut doch nichts ſo gern, als aller Menſchen
Handlungen und Reden ſo zu denteln, daß ſie zu
lauter Fehlern werden.

Da iſt der Schulmeiſter, wir wollen doch hoͤren,
ob Dorothea nachkoͤmmt, oder ob ſie gar verlangt,
daß ich ſie abholen ſoll — — —

Sie will nicht! Je nun ſo mag ſies bleiben las-
ſen! Aber beleidigt bin ich durch das, was ſie mir
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[429/0433] Eben iſt, wie ich vernehme, der Schulmeiſter, mein Geſandter an Dorotheen zuruͤck, und ich bin ſehr froh daruͤber, denn ſein Sohn, welcher indeſſen Schule gehalten, ſo wie uͤberhaupt ſein Amt verſehn hat, raͤſonirte nicht ſchlecht, daß er ſich meiner Commißion wegen zu Hauſe mit des Vaters Geſchaͤf- ten plagen muͤßte, und hatte Recht, ſich zu beſchwe- ren, denn wenn der Vater da iſt, ſpeißt er auch mit ihm und genießt alle Bequemlichkeiten ohne etwas dagegen zu leiſten. Zwar verdient er ſich Kleider und Schuh und hilft einen ſeiner Bruͤder auf der Schule unterhalten, weshalb ihn auch ſein Vater einen wohlgerathenen Sohn nennt; aber ich weiß ſchon, wie das geht, die Eltern prahlen gern mit ih- ren Kindern, alſo glaube ichs nicht, daß der Schul- meiſters-Sohn die geruͤhmten Verdienſte hat, wie ich denn uͤberhaupt an den guten Eigenſchaften der Menſchen gern zweifle. Es macht mir mehr Ver- gnuͤgen zu denken, daß der junge Mann aus Faul- heit blos ſich uͤber die Jnterimsarbeit beſchwert, weil ich mich dann daruͤber aufhalten kann welches die Thier-Menſchen fuͤr ihr Leben gern thun — Doch wir nicht allein; es will mancher ein Geiſtmenſch ſein und thut doch nichts ſo gern, als aller Menſchen Handlungen und Reden ſo zu denteln, daß ſie zu lauter Fehlern werden. Da iſt der Schulmeiſter, wir wollen doch hoͤren, ob Dorothea nachkoͤmmt, oder ob ſie gar verlangt, daß ich ſie abholen ſoll — — — Sie will nicht! Je nun ſo mag ſies bleiben las- ſen! Aber beleidigt bin ich durch das, was ſie mir hat

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 429. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/433>, abgerufen am 24.11.2024.