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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

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ner Mutter zu nehmen, erfüllte Die schöne Rike
wollte jetzt diesen einsamen Aufenthalt dem Geräu-
sche der Stadt vorziehn, sie war seit einiger Zeit
Philosophinn geworden, und unter die Schlüsse der
Weisheit, welche sie nun machte, gehörte die Sen-
tenz, man muß nehmen, was man haben kann, und
sich damit begnügen, wenn sich nichts bessers anbietet.

Dieser Ausspruch war es also, der sie bewog,
mir anzukündigen, sie werde mich begleiten, ich
möchte sehn, wie ichs bei meiner Mutter verant-
wortete.

Jch, den Rike unter dem Pantoffel hatte, war
froh, daß die Mutter hingegen unter meinem Zep-
ter stand, denn bei dieser Bewandniß ersparte ich
Zank und Streit mit jener, der mich doch nichts
geholfen hätte, und ich konnte sie immer mit rei-
sen lassen. Meine gnädige Mama machte verzwei-
felt große Augen, da ich mit einer Nimphe an-
gefahren kam, deren Savoir faire sie aus dem er-
sten Blick erkannte; denn die Prüfung der Geister
darf zwischen Personen von ähnlicher Denkungsart
nicht erst mühsam studirt werden, sie kennen sich
augenblicklich an gewissen Zeichen, die sich nicht
verleugnen lassen.

Der Willkommen war also nicht ganz freund-
lich, doch als ich sagte, daß diese Mamsel eine
liebe theilnehmende Freundinn von mir sei, welche,
um sie kennen zu lernen und die Landluft ein paar
Wochen zu genießen, gewünscht hätte mir auf der
Reise Gesellschaft zu leisten, heiterte sich meine
Mutter ein wenig auf, weil sie dachte, daß ein paar
Wo-
ner Mutter zu nehmen, erfuͤllte Die ſchoͤne Rike
wollte jetzt dieſen einſamen Aufenthalt dem Geraͤu-
ſche der Stadt vorziehn, ſie war ſeit einiger Zeit
Philoſophinn geworden, und unter die Schluͤſſe der
Weisheit, welche ſie nun machte, gehoͤrte die Sen-
tenz, man muß nehmen, was man haben kann, und
ſich damit begnuͤgen, wenn ſich nichts beſſers anbietet.

Dieſer Ausſpruch war es alſo, der ſie bewog,
mir anzukuͤndigen, ſie werde mich begleiten, ich
moͤchte ſehn, wie ichs bei meiner Mutter verant-
wortete.

Jch, den Rike unter dem Pantoffel hatte, war
froh, daß die Mutter hingegen unter meinem Zep-
ter ſtand, denn bei dieſer Bewandniß erſparte ich
Zank und Streit mit jener, der mich doch nichts
geholfen haͤtte, und ich konnte ſie immer mit rei-
ſen laſſen. Meine gnaͤdige Mama machte verzwei-
felt große Augen, da ich mit einer Nimphe an-
gefahren kam, deren Savoir faire ſie aus dem er-
ſten Blick erkannte; denn die Pruͤfung der Geiſter
darf zwiſchen Perſonen von aͤhnlicher Denkungsart
nicht erſt muͤhſam ſtudirt werden, ſie kennen ſich
augenblicklich an gewiſſen Zeichen, die ſich nicht
verleugnen laſſen.

Der Willkommen war alſo nicht ganz freund-
lich, doch als ich ſagte, daß dieſe Mamſel eine
liebe theilnehmende Freundinn von mir ſei, welche,
um ſie kennen zu lernen und die Landluft ein paar
Wochen zu genießen, gewuͤnſcht haͤtte mir auf der
Reiſe Geſellſchaft zu leiſten, heiterte ſich meine
Mutter ein wenig auf, weil ſie dachte, daß ein paar
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[436/0440] ner Mutter zu nehmen, erfuͤllte Die ſchoͤne Rike wollte jetzt dieſen einſamen Aufenthalt dem Geraͤu- ſche der Stadt vorziehn, ſie war ſeit einiger Zeit Philoſophinn geworden, und unter die Schluͤſſe der Weisheit, welche ſie nun machte, gehoͤrte die Sen- tenz, man muß nehmen, was man haben kann, und ſich damit begnuͤgen, wenn ſich nichts beſſers anbietet. Dieſer Ausſpruch war es alſo, der ſie bewog, mir anzukuͤndigen, ſie werde mich begleiten, ich moͤchte ſehn, wie ichs bei meiner Mutter verant- wortete. Jch, den Rike unter dem Pantoffel hatte, war froh, daß die Mutter hingegen unter meinem Zep- ter ſtand, denn bei dieſer Bewandniß erſparte ich Zank und Streit mit jener, der mich doch nichts geholfen haͤtte, und ich konnte ſie immer mit rei- ſen laſſen. Meine gnaͤdige Mama machte verzwei- felt große Augen, da ich mit einer Nimphe an- gefahren kam, deren Savoir faire ſie aus dem er- ſten Blick erkannte; denn die Pruͤfung der Geiſter darf zwiſchen Perſonen von aͤhnlicher Denkungsart nicht erſt muͤhſam ſtudirt werden, ſie kennen ſich augenblicklich an gewiſſen Zeichen, die ſich nicht verleugnen laſſen. Der Willkommen war alſo nicht ganz freund- lich, doch als ich ſagte, daß dieſe Mamſel eine liebe theilnehmende Freundinn von mir ſei, welche, um ſie kennen zu lernen und die Landluft ein paar Wochen zu genießen, gewuͤnſcht haͤtte mir auf der Reiſe Geſellſchaft zu leiſten, heiterte ſich meine Mutter ein wenig auf, weil ſie dachte, daß ein paar Wo-

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 436. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/440>, abgerufen am 24.11.2024.