Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite
zeigte, wobei sie zu sagen pflegte, wenns hier alle
ist, so hat deine Rike Hinterhalt.

Ein sehr starker, aber mir oft nachtheiliger
Zweig meines Egoismus war es immer, daß ich
mir nicht abgewöhnen konnte zu glauben, die Leu-
te, mit denen ich in Connexion war, würden es nicht
wagen einen Menschen, wie mich, zu hintergehen.
Selbst der Fall mit Klausen hatte mich nicht vor-
sichtig gemacht; wenn ich ja daran dachte, so gab
ich meiner Unbehutsamkeit die Schuld, daß ich den
Ring verkaufen wollte, als ich in jener großen
Stadt alles verspielt hatte, und weil ich nie von
einer Theilung mit ihm gesprochen, welches ihn,
wie ich einsah, freilich verdrießlich machen mußte
Der Fall war aber ganz anders mit Riken, ihr
überließ ich alles, zu dem war sie ein Frauenzim-
mer, uud ich hielt sie von meiner Liebenswürdig-
keit so eingenommen, daß sie nie von meiner Sei-
te weichen würde; selbst ihre Herrschaft legte ich
für bloße Maasregeln mich desto mehr an sich zu
fesseln aus. Jch war hingegen nicht willens, diese
Fesseln immer zu tragen, sondern nahm mir vor,
sie, wenn wir den Landsitz meiner Mutter verlassen
hätten, bei der ersten besten Gelegenheit in ei-
ne bessere Welt zu schicken und dann mit dem ge-
sammelten Gelde und den von ihr erlernten Kün-
sten mein Glück weiter zu suchen.

Rike konnte davon nichts ahnen, wenn nicht
etwa der Höllenmonarch, in dessen Diensten wir uns
beide befanden, ihr gewogener war, als mir, und
sie warnte. Wie dem auch sei, so kam sie mir zu
vor
zeigte, wobei ſie zu ſagen pflegte, wenns hier alle
iſt, ſo hat deine Rike Hinterhalt.

Ein ſehr ſtarker, aber mir oft nachtheiliger
Zweig meines Egoismus war es immer, daß ich
mir nicht abgewoͤhnen konnte zu glauben, die Leu-
te, mit denen ich in Connexion war, wuͤrden es nicht
wagen einen Menſchen, wie mich, zu hintergehen.
Selbſt der Fall mit Klauſen hatte mich nicht vor-
ſichtig gemacht; wenn ich ja daran dachte, ſo gab
ich meiner Unbehutſamkeit die Schuld, daß ich den
Ring verkaufen wollte, als ich in jener großen
Stadt alles verſpielt hatte, und weil ich nie von
einer Theilung mit ihm geſprochen, welches ihn,
wie ich einſah, freilich verdrießlich machen mußte
Der Fall war aber ganz anders mit Riken, ihr
uͤberließ ich alles, zu dem war ſie ein Frauenzim-
mer, uud ich hielt ſie von meiner Liebenswuͤrdig-
keit ſo eingenommen, daß ſie nie von meiner Sei-
te weichen wuͤrde; ſelbſt ihre Herrſchaft legte ich
fuͤr bloße Maasregeln mich deſto mehr an ſich zu
feſſeln aus. Jch war hingegen nicht willens, dieſe
Feſſeln immer zu tragen, ſondern nahm mir vor,
ſie, wenn wir den Landſitz meiner Mutter verlaſſen
haͤtten, bei der erſten beſten Gelegenheit in ei-
ne beſſere Welt zu ſchicken und dann mit dem ge-
ſammelten Gelde und den von ihr erlernten Kuͤn-
ſten mein Gluͤck weiter zu ſuchen.

Rike konnte davon nichts ahnen, wenn nicht
etwa der Hoͤllenmonarch, in deſſen Dienſten wir uns
beide befanden, ihr gewogener war, als mir, und
ſie warnte. Wie dem auch ſei, ſo kam ſie mir zu
vor
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <sp who="#JCH">
          <p><pb facs="#f0456" n="452"/>
zeigte, wobei &#x017F;ie zu &#x017F;agen pflegte, wenns hier alle<lb/>
i&#x017F;t, &#x017F;o hat deine Rike Hinterhalt.</p><lb/>
          <p>Ein &#x017F;ehr &#x017F;tarker, aber mir oft nachtheiliger<lb/>
Zweig meines Egoismus war es immer, daß ich<lb/>
mir nicht abgewo&#x0364;hnen konnte zu glauben, die Leu-<lb/>
te, mit denen ich in Connexion war, wu&#x0364;rden es nicht<lb/>
wagen einen Men&#x017F;chen, wie mich, zu hintergehen.<lb/>
Selb&#x017F;t der Fall mit Klau&#x017F;en hatte mich nicht vor-<lb/>
&#x017F;ichtig gemacht; wenn ich ja daran dachte, &#x017F;o gab<lb/>
ich meiner Unbehut&#x017F;amkeit die Schuld, daß ich den<lb/>
Ring verkaufen wollte, als ich in jener großen<lb/>
Stadt alles ver&#x017F;pielt hatte, und weil ich nie von<lb/>
einer Theilung mit ihm ge&#x017F;prochen, welches ihn,<lb/>
wie ich ein&#x017F;ah, freilich verdrießlich machen mußte<lb/>
Der Fall war aber ganz anders mit Riken, ihr<lb/>
u&#x0364;berließ ich alles, zu dem war &#x017F;ie ein Frauenzim-<lb/>
mer, uud ich hielt &#x017F;ie von meiner Liebenswu&#x0364;rdig-<lb/>
keit &#x017F;o eingenommen, daß &#x017F;ie nie von meiner Sei-<lb/>
te weichen wu&#x0364;rde; &#x017F;elb&#x017F;t ihre Herr&#x017F;chaft legte ich<lb/>
fu&#x0364;r bloße Maasregeln mich de&#x017F;to mehr an &#x017F;ich zu<lb/>
fe&#x017F;&#x017F;eln aus. Jch war hingegen nicht willens, die&#x017F;e<lb/>
Fe&#x017F;&#x017F;eln immer zu tragen, &#x017F;ondern nahm mir vor,<lb/>
&#x017F;ie, wenn wir den Land&#x017F;itz meiner Mutter verla&#x017F;&#x017F;en<lb/>
ha&#x0364;tten, bei der er&#x017F;ten be&#x017F;ten Gelegenheit in ei-<lb/>
ne be&#x017F;&#x017F;ere Welt zu &#x017F;chicken und dann mit dem ge-<lb/>
&#x017F;ammelten Gelde und den von ihr erlernten Ku&#x0364;n-<lb/>
&#x017F;ten mein Glu&#x0364;ck weiter zu &#x017F;uchen.</p><lb/>
          <p>Rike konnte davon nichts ahnen, wenn nicht<lb/>
etwa der Ho&#x0364;llenmonarch, in de&#x017F;&#x017F;en Dien&#x017F;ten wir uns<lb/>
beide befanden, ihr gewogener war, als mir, und<lb/>
&#x017F;ie warnte. Wie dem auch &#x017F;ei, &#x017F;o kam &#x017F;ie mir zu<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">vor</fw><lb/></p>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[452/0456] zeigte, wobei ſie zu ſagen pflegte, wenns hier alle iſt, ſo hat deine Rike Hinterhalt. Ein ſehr ſtarker, aber mir oft nachtheiliger Zweig meines Egoismus war es immer, daß ich mir nicht abgewoͤhnen konnte zu glauben, die Leu- te, mit denen ich in Connexion war, wuͤrden es nicht wagen einen Menſchen, wie mich, zu hintergehen. Selbſt der Fall mit Klauſen hatte mich nicht vor- ſichtig gemacht; wenn ich ja daran dachte, ſo gab ich meiner Unbehutſamkeit die Schuld, daß ich den Ring verkaufen wollte, als ich in jener großen Stadt alles verſpielt hatte, und weil ich nie von einer Theilung mit ihm geſprochen, welches ihn, wie ich einſah, freilich verdrießlich machen mußte Der Fall war aber ganz anders mit Riken, ihr uͤberließ ich alles, zu dem war ſie ein Frauenzim- mer, uud ich hielt ſie von meiner Liebenswuͤrdig- keit ſo eingenommen, daß ſie nie von meiner Sei- te weichen wuͤrde; ſelbſt ihre Herrſchaft legte ich fuͤr bloße Maasregeln mich deſto mehr an ſich zu feſſeln aus. Jch war hingegen nicht willens, dieſe Feſſeln immer zu tragen, ſondern nahm mir vor, ſie, wenn wir den Landſitz meiner Mutter verlaſſen haͤtten, bei der erſten beſten Gelegenheit in ei- ne beſſere Welt zu ſchicken und dann mit dem ge- ſammelten Gelde und den von ihr erlernten Kuͤn- ſten mein Gluͤck weiter zu ſuchen. Rike konnte davon nichts ahnen, wenn nicht etwa der Hoͤllenmonarch, in deſſen Dienſten wir uns beide befanden, ihr gewogener war, als mir, und ſie warnte. Wie dem auch ſei, ſo kam ſie mir zu vor

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/456
Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 452. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/456>, abgerufen am 22.11.2024.