Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.
dete, daß Felß doch etwas gelöst hätte, und daß ich ein allerliebster raffinirter Knabe sei, der ganz nach ihr gerathen, und ihr in der Folge zu allem, was sie wollte, gut sein würde. Johann Jacob ließ ein paar Stunden hinge- hen, dann nahm er die Zeit wahr, wo Suschen et- was geheimes mit dem Baron Treff, der seit ein paar Stunden angekommen war, zu sprechen hatte, um mich ins Verhör zu nehmen. Er lockte mich zu diesem Zweck in sein Stübchen, und ich gieng recht gern mit, da ich mir schon vorgenommen hatte, dem Vater die Wahrheit zu gestehen, nicht um der Wahr- heit willen, sondern um zu hören, was er dazu sagen, ob er es der Mutter vorhalten, und ob diese nicht ein Geschrei darüber anfangen würde. Als demnach Vater Schnitzer sagte: Nickel, ich schenke dir die Strafe, Herrn Felß gebissen zu haben, wenn du mir vors erste aufrichtig gestehst, warum du es thatst? Jch wartete die zweite Bedingung, unter der ich begnadiget werden sollte, nicht ab, sondern erzählte die Geschichte des Beißens von ihrer Ver- anlassung bis zu meiner glücklichen Nachhausekunft, worauf mich die Mutter zu Bette gebracht, mich mit Wein und Dorte tractirt, und mir hübsch aus- zuschlafen gerathen hätte. Vater Jacob faltete die Hände, sah gen Himmel, und ich sah Thränen aus seinen
dete, daß Felß doch etwas geloͤſt haͤtte, und daß ich ein allerliebſter raffinirter Knabe ſei, der ganz nach ihr gerathen, und ihr in der Folge zu allem, was ſie wollte, gut ſein wuͤrde. Johann Jacob ließ ein paar Stunden hinge- hen, dann nahm er die Zeit wahr, wo Suschen et- was geheimes mit dem Baron Treff, der ſeit ein paar Stunden angekommen war, zu ſprechen hatte, um mich ins Verhoͤr zu nehmen. Er lockte mich zu dieſem Zweck in ſein Stuͤbchen, und ich gieng recht gern mit, da ich mir ſchon vorgenommen hatte, dem Vater die Wahrheit zu geſtehen, nicht um der Wahr- heit willen, ſondern um zu hoͤren, was er dazu ſagen, ob er es der Mutter vorhalten, und ob dieſe nicht ein Geſchrei daruͤber anfangen wuͤrde. Als demnach Vater Schnitzer ſagte: Nickel, ich ſchenke dir die Strafe, Herrn Felß gebiſſen zu haben, wenn du mir vors erſte aufrichtig geſtehſt, warum du es thatſt? Jch wartete die zweite Bedingung, unter der ich begnadiget werden ſollte, nicht ab, ſondern erzaͤhlte die Geſchichte des Beißens von ihrer Ver- anlaſſung bis zu meiner gluͤcklichen Nachhauſekunft, worauf mich die Mutter zu Bette gebracht, mich mit Wein und Dorte tractirt, und mir huͤbſch aus- zuſchlafen gerathen haͤtte. Vater Jacob faltete die Haͤnde, ſah gen Himmel, und ich ſah Thraͤnen aus ſeinen
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dete, daß Felß doch etwas geloͤſt haͤtte, und daß ich
ein allerliebſter raffinirter Knabe ſei, der ganz nach
ihr gerathen, und ihr in der Folge zu allem, was
ſie wollte, gut ſein wuͤrde.
Johann Jacob ließ ein paar Stunden hinge-
hen, dann nahm er die Zeit wahr, wo Suschen et-
was geheimes mit dem Baron Treff, der ſeit ein
paar Stunden angekommen war, zu ſprechen hatte,
um mich ins Verhoͤr zu nehmen. Er lockte mich zu
dieſem Zweck in ſein Stuͤbchen, und ich gieng recht
gern mit, da ich mir ſchon vorgenommen hatte, dem
Vater die Wahrheit zu geſtehen, nicht um der Wahr-
heit willen, ſondern um zu hoͤren, was er dazu
ſagen, ob er es der Mutter vorhalten, und ob dieſe
nicht ein Geſchrei daruͤber anfangen wuͤrde. Als
demnach Vater Schnitzer ſagte: Nickel, ich ſchenke
dir die Strafe, Herrn Felß gebiſſen zu haben, wenn
du mir vors erſte aufrichtig geſtehſt, warum du es
thatſt? Jch wartete die zweite Bedingung, unter
der ich begnadiget werden ſollte, nicht ab, ſondern
erzaͤhlte die Geſchichte des Beißens von ihrer Ver-
anlaſſung bis zu meiner gluͤcklichen Nachhauſekunft,
worauf mich die Mutter zu Bette gebracht, mich
mit Wein und Dorte tractirt, und mir huͤbſch aus-
zuſchlafen gerathen haͤtte. Vater Jacob faltete die
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