Also ward Graf Pardenhein beschieden, daß er das Land räumen sollte, seine Papiere wurden in das Archiv gelegt, bis (so hieß es) solche un- tersucht werden könnten, man hatte falsche Brie- fe untergeschoben, Plane etc. darunter zu bringen gewußt, auch sie übersah der Monarch nur und ließ sie dann zu den übrigen legen.
Der Minister ging also ins Ausland und hielt sich unter dem Namen Felß, wie meine Le- ser wissen in ... auf. Noch hatte er einige Freunde am Hofe, durch die er Untersuchung zu erlangen hoffte, sie waren aber zu ohnmächtig gegen die mehrere und vornehmere Anzahl seiner Feinde. Er hlieb also in Ungnade und seine Gü- ter wurden confiscirt.
Der Monarch starb und sein Nachfolger, von dem Unrecht, welches dem Grafen geschehn war, völlig unterrichtet, berief ihn zurück. Doch der letzte wollte seine Würde nicht wieder anneh- men, bis alles, dessen er beschuldigt worden, un- tersucht war; dieß Gesuch ward ihm gewährt, und ohne Schwierigkeit entdeckte sichs, daß der Minister Graf Pardenhein völlig unschuldig war.
Jetzt übertrug ihm der Monarch nicht nur sei- ne Posten aufs neue, sondern er wurde einer der er- sten Minister und bekam einen größern Wirkungs- kreis. Unter seine ersten Geschäffte in demselben gehörte, daß er die Vergehungen seiner Widersacher niederzuschlagen und zu entschuldigen suchte; einige derselben wurden gewonnen, seine Freunde und Nachahmer zu werden, andre gingen aus eignem Willen ab, und er wendete seinen Einfluß bei dem Fürsten dazu an, daß er verdienstvolle und fähige Gegenstände zur Besetzung der erledigten Posten vorschlug. Jetzt lebte er glücklich, und es geschah von und durch ihn (so sagte mein Ueberlieferer) viel Gutes.
Jetzt
H h 5
Alſo ward Graf Pardenhein beſchieden, daß er das Land raͤumen ſollte, ſeine Papiere wurden in das Archiv gelegt, bis (ſo hieß es) ſolche un- terſucht werden koͤnnten, man hatte falſche Brie- fe untergeſchoben, Plane ꝛc. darunter zu bringen gewußt, auch ſie uͤberſah der Monarch nur und ließ ſie dann zu den uͤbrigen legen.
Der Miniſter ging alſo ins Ausland und hielt ſich unter dem Namen Felß, wie meine Le- ſer wiſſen in ... auf. Noch hatte er einige Freunde am Hofe, durch die er Unterſuchung zu erlangen hoffte, ſie waren aber zu ohnmaͤchtig gegen die mehrere und vornehmere Anzahl ſeiner Feinde. Er hlieb alſo in Ungnade und ſeine Guͤ- ter wurden confiscirt.
Der Monarch ſtarb und ſein Nachfolger, von dem Unrecht, welches dem Grafen geſchehn war, voͤllig unterrichtet, berief ihn zuruͤck. Doch der letzte wollte ſeine Wuͤrde nicht wieder anneh- men, bis alles, deſſen er beſchuldigt worden, un- terſucht war; dieß Geſuch ward ihm gewaͤhrt, und ohne Schwierigkeit entdeckte ſichs, daß der Miniſter Graf Pardenhein voͤllig unſchuldig war.
Jetzt uͤbertrug ihm der Monarch nicht nur ſei- ne Poſten aufs neue, ſondern er wurde einer der er- ſten Miniſter und bekam einen groͤßern Wirkungs- kreis. Unter ſeine erſten Geſchaͤffte in demſelben gehoͤrte, daß er die Vergehungen ſeiner Widerſacher niederzuſchlagen und zu entſchuldigen ſuchte; einige derſelben wurden gewonnen, ſeine Freunde und Nachahmer zu werden, andre gingen aus eignem Willen ab, und er wendete ſeinen Einfluß bei dem Fuͤrſten dazu an, daß er verdienſtvolle und faͤhige Gegenſtaͤnde zur Beſetzung der erledigten Poſten vorſchlug. Jetzt lebte er gluͤcklich, und es geſchah von und durch ihn (ſo ſagte mein Ueberlieferer) viel Gutes.
Jetzt
H h 5
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0493"n="489"/><p>Alſo ward Graf Pardenhein beſchieden, daß<lb/>
er das Land raͤumen ſollte, ſeine Papiere wurden<lb/>
in das Archiv gelegt, bis (ſo hieß es) ſolche un-<lb/>
terſucht werden koͤnnten, man hatte falſche Brie-<lb/>
fe untergeſchoben, Plane ꝛc. darunter zu bringen<lb/>
gewußt, auch ſie uͤberſah der Monarch nur und<lb/>
ließ ſie dann zu den uͤbrigen legen.</p><lb/><p>Der Miniſter ging alſo ins Ausland und<lb/>
hielt ſich unter dem Namen Felß, wie meine Le-<lb/>ſer wiſſen in ... auf. Noch hatte er einige<lb/>
Freunde am Hofe, durch die er Unterſuchung zu<lb/>
erlangen hoffte, ſie waren aber zu ohnmaͤchtig<lb/>
gegen die mehrere und vornehmere Anzahl ſeiner<lb/>
Feinde. Er hlieb alſo in Ungnade und ſeine Guͤ-<lb/>
ter wurden confiscirt.</p><lb/><p>Der Monarch ſtarb und ſein Nachfolger,<lb/>
von dem Unrecht, welches dem Grafen geſchehn<lb/>
war, voͤllig unterrichtet, berief ihn zuruͤck. Doch<lb/>
der letzte wollte ſeine Wuͤrde nicht wieder anneh-<lb/>
men, bis alles, deſſen er beſchuldigt worden, un-<lb/>
terſucht war; dieß Geſuch ward ihm gewaͤhrt,<lb/>
und ohne Schwierigkeit entdeckte ſichs, daß der<lb/>
Miniſter Graf Pardenhein voͤllig unſchuldig war.</p><lb/><p>Jetzt uͤbertrug ihm der Monarch nicht nur ſei-<lb/>
ne Poſten aufs neue, ſondern er wurde einer der er-<lb/>ſten Miniſter und bekam einen groͤßern Wirkungs-<lb/>
kreis. Unter ſeine erſten Geſchaͤffte in demſelben<lb/>
gehoͤrte, daß er die Vergehungen ſeiner Widerſacher<lb/>
niederzuſchlagen und zu entſchuldigen ſuchte; einige<lb/>
derſelben wurden gewonnen, ſeine Freunde und<lb/>
Nachahmer zu werden, andre gingen aus eignem<lb/>
Willen ab, und er wendete ſeinen Einfluß bei dem<lb/>
Fuͤrſten dazu an, daß er verdienſtvolle und faͤhige<lb/>
Gegenſtaͤnde zur Beſetzung der erledigten Poſten<lb/>
vorſchlug. Jetzt lebte er gluͤcklich, und es geſchah<lb/>
von und durch ihn (ſo ſagte mein Ueberlieferer)<lb/>
viel Gutes.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">H h 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">Jetzt</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[489/0493]
Alſo ward Graf Pardenhein beſchieden, daß
er das Land raͤumen ſollte, ſeine Papiere wurden
in das Archiv gelegt, bis (ſo hieß es) ſolche un-
terſucht werden koͤnnten, man hatte falſche Brie-
fe untergeſchoben, Plane ꝛc. darunter zu bringen
gewußt, auch ſie uͤberſah der Monarch nur und
ließ ſie dann zu den uͤbrigen legen.
Der Miniſter ging alſo ins Ausland und
hielt ſich unter dem Namen Felß, wie meine Le-
ſer wiſſen in ... auf. Noch hatte er einige
Freunde am Hofe, durch die er Unterſuchung zu
erlangen hoffte, ſie waren aber zu ohnmaͤchtig
gegen die mehrere und vornehmere Anzahl ſeiner
Feinde. Er hlieb alſo in Ungnade und ſeine Guͤ-
ter wurden confiscirt.
Der Monarch ſtarb und ſein Nachfolger,
von dem Unrecht, welches dem Grafen geſchehn
war, voͤllig unterrichtet, berief ihn zuruͤck. Doch
der letzte wollte ſeine Wuͤrde nicht wieder anneh-
men, bis alles, deſſen er beſchuldigt worden, un-
terſucht war; dieß Geſuch ward ihm gewaͤhrt,
und ohne Schwierigkeit entdeckte ſichs, daß der
Miniſter Graf Pardenhein voͤllig unſchuldig war.
Jetzt uͤbertrug ihm der Monarch nicht nur ſei-
ne Poſten aufs neue, ſondern er wurde einer der er-
ſten Miniſter und bekam einen groͤßern Wirkungs-
kreis. Unter ſeine erſten Geſchaͤffte in demſelben
gehoͤrte, daß er die Vergehungen ſeiner Widerſacher
niederzuſchlagen und zu entſchuldigen ſuchte; einige
derſelben wurden gewonnen, ſeine Freunde und
Nachahmer zu werden, andre gingen aus eignem
Willen ab, und er wendete ſeinen Einfluß bei dem
Fuͤrſten dazu an, daß er verdienſtvolle und faͤhige
Gegenſtaͤnde zur Beſetzung der erledigten Poſten
vorſchlug. Jetzt lebte er gluͤcklich, und es geſchah
von und durch ihn (ſo ſagte mein Ueberlieferer)
viel Gutes.
Jetzt
H h 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 489. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/493>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.