Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wallner, Franz: Der arme Josy. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 15. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 147–167. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

schauens der beiden Wunderstädte Oberitaliens und ihrer Herrlichkeiten zu Meer und Land eingetauscht worden; und der, wie gesagt, sehr zur Neige gehende Bestand meiner Börse forderte mich, bei meiner Rückkunft nach Laibach, dringend zur äußersten Sparsamkeit auf, wenn ich anders das Ziel meiner Reise, mein Agram -- das damals meine Phantasie zu einem Bilde gestaltet hatte, wie ich mir jetzt ungefähr Alexandrien oder Kairo denke -- wenn ich also dies mein Mekka und zugleich mit dem Einzug in dies Asyl die ferneren Existenzmittel erreichen wollte.

Von meiner künftigen Direction hatte ich den freundlichen Auftrag erhalten, bei dem Laibacher Musiklehrer Maschek eine Violine abzuholen und derselben bis Agram ein Plätzchen in meinem Wagen gefälligst zu gönnen. -- Ter gute Zwonizek -- so lautete der verhängnißvolle Name meines künftigen Directors -- hatte keine Ahnung davon, daß ich im sträflichen und doch so verzeihlichen Leichtsinne mein Reisegeld auf dem adriatischen Meere, in der Adelsberger Grotte und auf dem theuren Pflaster Triest's verlustirt hatte und daher gezwungen war, mich auf der langweiligen Straße von Laibach nach Agram meinen eigenen gesunden Fußen und den Transport meiner kleinen Habseligkeiten meinem breiten Rücken anzuvertrauen. Nichts desto weniger war mir der Auftrag meines künftigen Gebieters heilig; so wurde denn die mir anvertraute Violine auf das nette, schlanke Ränzlein geschnallt, und mit einem tüchtigen Stock in

schauens der beiden Wunderstädte Oberitaliens und ihrer Herrlichkeiten zu Meer und Land eingetauscht worden; und der, wie gesagt, sehr zur Neige gehende Bestand meiner Börse forderte mich, bei meiner Rückkunft nach Laibach, dringend zur äußersten Sparsamkeit auf, wenn ich anders das Ziel meiner Reise, mein Agram — das damals meine Phantasie zu einem Bilde gestaltet hatte, wie ich mir jetzt ungefähr Alexandrien oder Kairo denke — wenn ich also dies mein Mekka und zugleich mit dem Einzug in dies Asyl die ferneren Existenzmittel erreichen wollte.

Von meiner künftigen Direction hatte ich den freundlichen Auftrag erhalten, bei dem Laibacher Musiklehrer Maschek eine Violine abzuholen und derselben bis Agram ein Plätzchen in meinem Wagen gefälligst zu gönnen. — Ter gute Zwonizek — so lautete der verhängnißvolle Name meines künftigen Directors — hatte keine Ahnung davon, daß ich im sträflichen und doch so verzeihlichen Leichtsinne mein Reisegeld auf dem adriatischen Meere, in der Adelsberger Grotte und auf dem theuren Pflaster Triest's verlustirt hatte und daher gezwungen war, mich auf der langweiligen Straße von Laibach nach Agram meinen eigenen gesunden Fußen und den Transport meiner kleinen Habseligkeiten meinem breiten Rücken anzuvertrauen. Nichts desto weniger war mir der Auftrag meines künftigen Gebieters heilig; so wurde denn die mir anvertraute Violine auf das nette, schlanke Ränzlein geschnallt, und mit einem tüchtigen Stock in

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0007"/>
schauens der beiden Wunderstädte Oberitaliens                und ihrer Herrlichkeiten zu Meer und Land eingetauscht worden; und der, wie gesagt,                sehr zur Neige gehende Bestand meiner Börse forderte mich, bei meiner Rückkunft nach                Laibach, dringend zur äußersten Sparsamkeit auf, wenn ich anders das Ziel meiner                Reise, mein Agram &#x2014; das damals meine Phantasie zu einem Bilde gestaltet hatte, wie                ich mir jetzt ungefähr Alexandrien oder Kairo denke &#x2014; wenn ich also dies mein Mekka                und zugleich mit dem Einzug in dies Asyl die ferneren Existenzmittel erreichen                wollte.</p><lb/>
        <p>Von meiner künftigen Direction hatte ich den freundlichen Auftrag erhalten, bei dem                Laibacher Musiklehrer Maschek eine Violine abzuholen und derselben bis Agram ein                Plätzchen in meinem Wagen gefälligst zu gönnen. &#x2014; Ter gute Zwonizek &#x2014; so lautete der                verhängnißvolle Name meines künftigen Directors &#x2014; hatte keine Ahnung davon, daß ich                im sträflichen und doch so verzeihlichen Leichtsinne mein Reisegeld auf dem                adriatischen Meere, in der Adelsberger Grotte und auf dem theuren Pflaster Triest's                verlustirt hatte und daher gezwungen war, mich auf der langweiligen Straße von                Laibach nach Agram meinen eigenen gesunden Fußen und den Transport meiner kleinen                Habseligkeiten meinem breiten Rücken anzuvertrauen. Nichts desto weniger war mir der                Auftrag meines künftigen Gebieters heilig; so wurde denn die mir anvertraute Violine                auf das nette, schlanke Ränzlein geschnallt, und mit einem tüchtigen Stock in<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0007] schauens der beiden Wunderstädte Oberitaliens und ihrer Herrlichkeiten zu Meer und Land eingetauscht worden; und der, wie gesagt, sehr zur Neige gehende Bestand meiner Börse forderte mich, bei meiner Rückkunft nach Laibach, dringend zur äußersten Sparsamkeit auf, wenn ich anders das Ziel meiner Reise, mein Agram — das damals meine Phantasie zu einem Bilde gestaltet hatte, wie ich mir jetzt ungefähr Alexandrien oder Kairo denke — wenn ich also dies mein Mekka und zugleich mit dem Einzug in dies Asyl die ferneren Existenzmittel erreichen wollte. Von meiner künftigen Direction hatte ich den freundlichen Auftrag erhalten, bei dem Laibacher Musiklehrer Maschek eine Violine abzuholen und derselben bis Agram ein Plätzchen in meinem Wagen gefälligst zu gönnen. — Ter gute Zwonizek — so lautete der verhängnißvolle Name meines künftigen Directors — hatte keine Ahnung davon, daß ich im sträflichen und doch so verzeihlichen Leichtsinne mein Reisegeld auf dem adriatischen Meere, in der Adelsberger Grotte und auf dem theuren Pflaster Triest's verlustirt hatte und daher gezwungen war, mich auf der langweiligen Straße von Laibach nach Agram meinen eigenen gesunden Fußen und den Transport meiner kleinen Habseligkeiten meinem breiten Rücken anzuvertrauen. Nichts desto weniger war mir der Auftrag meines künftigen Gebieters heilig; so wurde denn die mir anvertraute Violine auf das nette, schlanke Ränzlein geschnallt, und mit einem tüchtigen Stock in

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T13:02:20Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T13:02:20Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wallner_josy_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wallner_josy_1910/7
Zitationshilfe: Wallner, Franz: Der arme Josy. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 15. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 147–167. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallner_josy_1910/7>, abgerufen am 09.11.2024.