Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.

Bild:
<< vorherige Seite

1. Hieraus ist zu lernen/ was Leibeigene Knechte vor furcht vor ihren Herren haben/ und daß sie ihnen auch mit dem Leben zugehorsamen verbunden seyn.

2. Wir aber haben Gott zu dancken/ daß wir dergleichen Leibeigenschafft nicht unterworffen/ und daß wir Christliche gnädige und gütige Obrigkeiten haben.

44.

Geistliche Anfechtung eines frommen Pfarrers.

VOr hundert und mehr Jahren/ lebete ein frommer Pfarrer/ der oft klagete/ daß / wenn er GOtt loben/ anruffen/ predigen/ und die heiligen Sacramenta austheilen solte/ ihm ein rechter Eckel und Vnlust ankäme; daß er lieber GOtt schänden/ und lästern/ als ihm dienen wolte. Ich habe/ sagt er/ zwar ein Abscheu dafür/ und erschrecke von gantzem Hertzen: Jedoch weil es nun in die dreyßig Jahre wehret/ so besorge ich mich/ GOtt werde mich einmahl uhrplötzlich wegnehmen und ewiglich straffen. Der gute Mann schrieb deßwegen an Lutherum, und begehrte Trost von ihm/ dem Lutherus antwortete: Es komme her von dem höllischen Ertzbübischen Läster-Geist/ und sey bey ihm/ dem Pfarrhern / passio, non actio, das ist/ ein Leiden/ und keine würckliche Sünde. Denn es geschehe gäntz-

1. Hieraus ist zu lernen/ was Leibeigene Knechte vor furcht vor ihren Herren haben/ und daß sie ihnen auch mit dem Leben zugehorsamen verbunden seyn.

2. Wir aber haben Gott zu dancken/ daß wir dergleichen Leibeigenschafft nicht unterworffen/ und daß wir Christliche gnädige und gütige Obrigkeiten haben.

44.

Geistliche Anfechtung eines frommen Pfarrers.

VOr hundert und mehr Jahren/ lebete ein frommer Pfarrer/ der oft klagete/ daß / wenn er GOtt loben/ anruffen/ predigen/ und die heiligen Sacramenta austheilen solte/ ihm ein rechter Eckel und Vnlust ankäme; daß er lieber GOtt schänden/ und lästern/ als ihm dienen wolte. Ich habe/ sagt er/ zwar ein Abscheu dafür/ und erschrecke von gantzem Hertzen: Jedoch weil es nun in die dreyßig Jahre wehret/ so besorge ich mich/ GOtt werde mich einmahl uhrplötzlich wegnehmen und ewiglich straffen. Der gute Mann schrieb deßwegen an Lutherum, und begehrte Trost von ihm/ dem Lutherus antwortete: Es komme her von dem höllischen Ertzbübischen Läster-Geist/ und sey bey ihm/ dem Pfarrhern / passio, non actio, das ist/ ein Leiden/ und keine würckliche Sünde. Denn es geschehe gäntz-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0129" n="109"/>
        <p>1. Hieraus ist zu lernen/ was Leibeigene Knechte vor furcht vor ihren Herren                      haben/ und daß sie ihnen auch mit dem Leben zugehorsamen verbunden seyn.</p>
        <p>2. Wir aber haben Gott zu dancken/ daß wir dergleichen Leibeigenschafft nicht                      unterworffen/ und daß wir Christliche gnädige und gütige Obrigkeiten haben.</p>
        <p>44.</p>
        <p>Geistliche Anfechtung eines frommen Pfarrers.</p>
        <p>VOr hundert und mehr Jahren/ lebete ein frommer Pfarrer/ der oft klagete/ daß                     / wenn er GOtt loben/ anruffen/ predigen/ und die heiligen Sacramenta                      austheilen solte/ ihm ein rechter Eckel und Vnlust ankäme; daß er lieber GOtt                      schänden/ und lästern/ als ihm dienen wolte. Ich habe/ sagt er/ zwar ein                      Abscheu dafür/ und erschrecke von gantzem Hertzen: Jedoch weil es nun in die                      dreyßig Jahre wehret/ so besorge ich mich/ GOtt werde mich einmahl                      uhrplötzlich wegnehmen und ewiglich straffen. Der gute Mann schrieb deßwegen an                      Lutherum, und begehrte Trost von ihm/ dem Lutherus antwortete: Es komme her von                      dem höllischen Ertzbübischen Läster-Geist/ und sey bey ihm/ dem Pfarrhern /                      passio, non actio, das ist/ ein Leiden/ und keine würckliche Sünde. Denn es                      geschehe gäntz-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[109/0129] 1. Hieraus ist zu lernen/ was Leibeigene Knechte vor furcht vor ihren Herren haben/ und daß sie ihnen auch mit dem Leben zugehorsamen verbunden seyn. 2. Wir aber haben Gott zu dancken/ daß wir dergleichen Leibeigenschafft nicht unterworffen/ und daß wir Christliche gnädige und gütige Obrigkeiten haben. 44. Geistliche Anfechtung eines frommen Pfarrers. VOr hundert und mehr Jahren/ lebete ein frommer Pfarrer/ der oft klagete/ daß / wenn er GOtt loben/ anruffen/ predigen/ und die heiligen Sacramenta austheilen solte/ ihm ein rechter Eckel und Vnlust ankäme; daß er lieber GOtt schänden/ und lästern/ als ihm dienen wolte. Ich habe/ sagt er/ zwar ein Abscheu dafür/ und erschrecke von gantzem Hertzen: Jedoch weil es nun in die dreyßig Jahre wehret/ so besorge ich mich/ GOtt werde mich einmahl uhrplötzlich wegnehmen und ewiglich straffen. Der gute Mann schrieb deßwegen an Lutherum, und begehrte Trost von ihm/ dem Lutherus antwortete: Es komme her von dem höllischen Ertzbübischen Läster-Geist/ und sey bey ihm/ dem Pfarrhern / passio, non actio, das ist/ ein Leiden/ und keine würckliche Sünde. Denn es geschehe gäntz-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/129
Zitationshilfe: Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/129>, abgerufen am 19.05.2024.