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Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.

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alle die am Tische sassen/ ihm trösten musten/ doch auch neben jhm voll traurens waren/ wie dann die schöne Jungfrau Leonora auch mit ihnen von Hertzen weinen muste/ daß der Hertzog und sein Gemahl genug zu trösten hatten. Als er sich ein wenig wieder erholte / zeigete er weiter alle Sachen an/ wie es ihm ergangen/ und sprach: Nun hat mir GOtt alles wiedergegeben/ was mein Hertz begehrte/ Vater und Mutter/ Land und Leut/ Haab und Gut/ noch muß ich mit Elend und Traurigkeit mein Leben zubringen und beschliessen/ dann ich kan nimmermehr frölich werden/ biß ich erfahre/ wo die ist hinkommen/ die mich in der Welt (nechst GOtt) am liebsten gehabet. Als solches die Jungfrau höret daß er sie noch stets und hertzlich liebete/ nahm sie Erlaubnüß/ und gieng vom Tisch in ihre heimliche Kammer / kleider sich gantz fürstlich/ legte die Kloster-Kleider beyseyd/ und ließ ihr schönes Goldgelbes Haar hangen/ nach Art der Engelländer/ zierte sich mit der Ketten/ welche ihr Herr Heinrich geschencket hatte/ und trat also in den Saal / darinnen der Hertzog und sein Gemahl/ auch Herr Heinrich/ sampt andern Herren/ Frauen und Jungfrauen/ Rittern/ Edel-Leuten und Knechten sassen. Als sie diese wunderschöne Jungfrau sahen/ verwunderte sich ein jedes von Hertzen / wo her sie kähme? Wie aber Herr Heinrich auch seine Augen auff Sie

alle die am Tische sassen/ ihm trösten musten/ doch auch neben jhm voll traurens waren/ wie dann die schöne Jungfrau Leonora auch mit ihnen von Hertzen weinen muste/ daß der Hertzog und sein Gemahl genug zu trösten hatten. Als er sich ein wenig wieder erholte / zeigete er weiter alle Sachen an/ wie es ihm ergangen/ und sprach: Nun hat mir GOtt alles wiedergegeben/ was mein Hertz begehrte/ Vater und Mutter/ Land und Leut/ Haab und Gut/ noch muß ich mit Elend und Traurigkeit mein Leben zubringen und beschliessen/ dann ich kan nimmermehr frölich werden/ biß ich erfahre/ wo die ist hinkommen/ die mich in der Welt (nechst GOtt) am liebsten gehabet. Als solches die Jungfrau höret daß er sie noch stets und hertzlich liebete/ nahm sie Erlaubnüß/ und gieng vom Tisch in ihre heimliche Kammer / kleider sich gantz fürstlich/ legte die Kloster-Kleider beyseyd/ und ließ ihr schönes Goldgelbes Haar hangen/ nach Art der Engelländer/ zierte sich mit der Ketten/ welche ihr Herr Heinrich geschencket hatte/ und trat also in den Saal / darinnen der Hertzog und sein Gemahl/ auch Herr Heinrich/ sampt andern Herren/ Frauen und Jungfrauen/ Rittern/ Edel-Leuten und Knechten sassen. Als sie diese wunderschöne Jungfrau sahen/ verwunderte sich ein jedes von Hertzen / wo her sie kähme? Wie aber Herr Heinrich auch seine Augen auff Sie

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[141/0161] alle die am Tische sassen/ ihm trösten musten/ doch auch neben jhm voll traurens waren/ wie dann die schöne Jungfrau Leonora auch mit ihnen von Hertzen weinen muste/ daß der Hertzog und sein Gemahl genug zu trösten hatten. Als er sich ein wenig wieder erholte / zeigete er weiter alle Sachen an/ wie es ihm ergangen/ und sprach: Nun hat mir GOtt alles wiedergegeben/ was mein Hertz begehrte/ Vater und Mutter/ Land und Leut/ Haab und Gut/ noch muß ich mit Elend und Traurigkeit mein Leben zubringen und beschliessen/ dann ich kan nimmermehr frölich werden/ biß ich erfahre/ wo die ist hinkommen/ die mich in der Welt (nechst GOtt) am liebsten gehabet. Als solches die Jungfrau höret daß er sie noch stets und hertzlich liebete/ nahm sie Erlaubnüß/ und gieng vom Tisch in ihre heimliche Kammer / kleider sich gantz fürstlich/ legte die Kloster-Kleider beyseyd/ und ließ ihr schönes Goldgelbes Haar hangen/ nach Art der Engelländer/ zierte sich mit der Ketten/ welche ihr Herr Heinrich geschencket hatte/ und trat also in den Saal / darinnen der Hertzog und sein Gemahl/ auch Herr Heinrich/ sampt andern Herren/ Frauen und Jungfrauen/ Rittern/ Edel-Leuten und Knechten sassen. Als sie diese wunderschöne Jungfrau sahen/ verwunderte sich ein jedes von Hertzen / wo her sie kähme? Wie aber Herr Heinrich auch seine Augen auff Sie

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Zitationshilfe: Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/161>, abgerufen am 21.11.2024.