Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.das Kind gebohren ward/ da entbot man es den Pabst/ da war er gar froh/ und entbot seinem Caplan: Daß er mit ihm zur Tauffe ritte/ und täufften es/ und hiessen es Johannes/ und nam die Ammen und das Kind an seinen Hoff/ und besahe das Kind offt/ und da es sieben Jahr alt war/ da ließ man es zur Schule gehen/ da lernet es gar übel/ da spotteten sein die andern offt/ des schämet er sich gar sehr/ und gieng alle Tage in eine Kirchen für unser Frauen Bilde/ und bat sie mit Ernst/ daß sie ihm hilffe / daß Er wol lernete. Eines Tages betet S. Johannes aber für dem Bilde mit Andacht/ daß er wol lernete / da ruffet ihn unsere liebe Frau hinzu/ und sprach: Küsse an meinem Mund/ so lernestu alle Kunst/ und wirst baß gelehrt/ denn jemand auff Erden. Da furcht er sich gar sehr/ und durffte es nicht thun. Da sprach unsere liebe Frau aber: Gehe her sicherlich zu mir mit meinem Geleit. Da gieng er hinzu/ und küsset unsere liebe Frau an ihren Mund/ und sauget daraus alle himliche Künste/ daß er fürbaß von GOtt/ und von allen Dingen baß und alles wol redet/ als kein Lehrer. Vnd da er aus der Kirchen gieng/ und in die Schule kam/ und wolt lernen/ da kunte er mehr/ deun die andern alle mit einander. Da lachten sie alle und sprachen: Wie ist dir geschehen/ daß du also wol gelehrt bist / und das man vor mit harten Schlägen nicht in das Kind gebohren ward/ da entbot man es den Pabst/ da war er gar froh/ und entbot seinem Caplan: Daß er mit ihm zur Tauffe ritte/ und täufften es/ und hiessen es Johannes/ und nam die Ammen und das Kind an seinen Hoff/ und besahe das Kind offt/ und da es sieben Jahr alt war/ da ließ man es zur Schule gehen/ da lernet es gar übel/ da spotteten sein die andern offt/ des schämet er sich gar sehr/ und gieng alle Tage in eine Kirchen für unser Frauen Bilde/ und bat sie mit Ernst/ daß sie ihm hilffe / daß Er wol lernete. Eines Tages betet S. Johannes aber für dem Bilde mit Andacht/ daß er wol lernete / da ruffet ihn unsere liebe Frau hinzu/ und sprach: Küsse an meinem Mund/ so lernestu alle Kunst/ und wirst baß gelehrt/ denn jemand auff Erden. Da furcht er sich gar sehr/ und durffte es nicht thun. Da sprach unsere liebe Frau aber: Gehe her sicherlich zu mir mit meinem Geleit. Da gieng er hinzu/ und küsset unsere liebe Frau an ihren Mund/ und sauget daraus alle himliche Künste/ daß er fürbaß von GOtt/ und von allen Dingen baß und alles wol redet/ als kein Lehrer. Vnd da er aus der Kirchen gieng/ und in die Schule kam/ und wolt lernen/ da kunte er mehr/ deũ die andern alle mit einander. Da lachten sie alle und sprachen: Wie ist dir geschehen/ daß du also wol gelehrt bist / und das man vor mit harten Schlägen nicht in <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0175" n="155"/> das Kind gebohren ward/ da entbot man es den Pabst/ da war er gar froh/ und entbot seinem Caplan: Daß er mit ihm zur Tauffe ritte/ und täufften es/ und hiessen es Johannes/ und nam die Ammen und das Kind an seinen Hoff/ und besahe das Kind offt/ und da es sieben Jahr alt war/ da ließ man es zur Schule gehen/ da lernet es gar übel/ da spotteten sein die andern offt/ des schämet er sich gar sehr/ und gieng alle Tage in eine Kirchen für unser Frauen Bilde/ und bat sie mit Ernst/ daß sie ihm hilffe / daß Er wol lernete.</p> <p>Eines Tages betet S. Johannes aber für dem Bilde mit Andacht/ daß er wol lernete / da ruffet ihn unsere liebe Frau hinzu/ und sprach: Küsse an meinem Mund/ so lernestu alle Kunst/ und wirst baß gelehrt/ denn jemand auff Erden. Da furcht er sich gar sehr/ und durffte es nicht thun. Da sprach unsere liebe Frau aber: Gehe her sicherlich zu mir mit meinem Geleit. Da gieng er hinzu/ und küsset unsere liebe Frau an ihren Mund/ und sauget daraus alle himliche Künste/ daß er fürbaß von GOtt/ und von allen Dingen baß und alles wol redet/ als kein Lehrer. Vnd da er aus der Kirchen gieng/ und in die Schule kam/ und wolt lernen/ da kunte er mehr/ deũ die andern alle mit einander. Da lachten sie alle und sprachen: Wie ist dir geschehen/ daß du also wol gelehrt bist / und das man vor mit harten Schlägen nicht in </p> </div> </body> </text> </TEI> [155/0175]
das Kind gebohren ward/ da entbot man es den Pabst/ da war er gar froh/ und entbot seinem Caplan: Daß er mit ihm zur Tauffe ritte/ und täufften es/ und hiessen es Johannes/ und nam die Ammen und das Kind an seinen Hoff/ und besahe das Kind offt/ und da es sieben Jahr alt war/ da ließ man es zur Schule gehen/ da lernet es gar übel/ da spotteten sein die andern offt/ des schämet er sich gar sehr/ und gieng alle Tage in eine Kirchen für unser Frauen Bilde/ und bat sie mit Ernst/ daß sie ihm hilffe / daß Er wol lernete.
Eines Tages betet S. Johannes aber für dem Bilde mit Andacht/ daß er wol lernete / da ruffet ihn unsere liebe Frau hinzu/ und sprach: Küsse an meinem Mund/ so lernestu alle Kunst/ und wirst baß gelehrt/ denn jemand auff Erden. Da furcht er sich gar sehr/ und durffte es nicht thun. Da sprach unsere liebe Frau aber: Gehe her sicherlich zu mir mit meinem Geleit. Da gieng er hinzu/ und küsset unsere liebe Frau an ihren Mund/ und sauget daraus alle himliche Künste/ daß er fürbaß von GOtt/ und von allen Dingen baß und alles wol redet/ als kein Lehrer. Vnd da er aus der Kirchen gieng/ und in die Schule kam/ und wolt lernen/ da kunte er mehr/ deũ die andern alle mit einander. Da lachten sie alle und sprachen: Wie ist dir geschehen/ daß du also wol gelehrt bist / und das man vor mit harten Schlägen nicht in
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Zitationshilfe: | Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/175>, abgerufen am 16.02.2025. |