Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.auch/ so ich sie nicht bekomme/ ich müste sterben. Francißcus sagte: So lieb hab ich dich/ so sie ihren Willen drein geben will/ meinen folstu haben. Francißcus erzehlte seiner Liebsten des Nicolai Anliegen/ sie gab zur Antwort: So ihr (Francißcus) euren Willen drein geben könnet/ meinen soll er denn auch haben. Also bekam Nicolaus die Liebste/ und zog mit ihr gen Portugall. Nach diesem hatte Francißcus weder Stern noch glück/ muste fast betteln gehen/ machte derowegen einen Schluß/ in Portugall zu ziehen/ in Meynung/ bey Nicolao seinen Freunde seinen Auffenthalt zu haben. Wie er aber in Portugall kam/ scheuete er sich mit so zerrissenen Kleidern zu ihm zu gehen (denn Nicolaus war in der Zeit Raht- und Richt-Herr geworden/ herbergete derowegen des Nachts in einem Keller/ bey eines Kauffmanns Hause/ deß Tages gieng er betteln. Nun trug siehs zu/ daß in demselben Hause da er nahe vor lag/ einer die Nacht umbgebracht wurde/ man suchte den Thäter/ und grieff diesen in dem Keller an/ dieser vermeynte / seinen elenden Leid dadurch abzuhelffen/ und sagte/ er wäre der Thäter/ ward derowegen fürs Gericht geführet/ da ihm sein Vrtheil gesprochen wurde/ daß er morgen als ein Vbelthäter abgethan werden solte. Nun war an diesem Ort Sitte / daß die 2. Stadt-Richt-Herren den armen Sünder zwischen ihnen hinaus führen musten/ wie nun den morgenden Tag der Proces geschahe/ sahe Ni- auch/ so ich sie nicht bekomme/ ich müste sterben. Francißcus sagte: So lieb hab ich dich/ so sie ihren Willen drein geben will/ meinen folstu haben. Francißcus erzehlte seiner Liebsten des Nicolai Anliegen/ sie gab zur Antwort: So ihr (Francißcus) euren Willen drein geben könnet/ meinen soll er denn auch haben. Also bekam Nicolaus die Liebste/ und zog mit ihr gen Portugall. Nach diesem hatte Francißcus weder Stern noch glück/ muste fast betteln gehen/ machte derowegen einen Schluß/ in Portugall zu ziehen/ in Meynung/ bey Nicolao seinen Freunde seinen Auffenthalt zu haben. Wie er aber in Portugall kam/ scheuete er sich mit so zerrissenen Kleidern zu ihm zu gehen (denn Nicolaus war in der Zeit Raht- und Richt-Herr geworden/ herbergete derowegen des Nachts in einem Keller/ bey eines Kauffmanns Hause/ deß Tages gieng er betteln. Nun trug siehs zu/ daß in demselben Hause da er nahe vor lag/ einer die Nacht umbgebracht wurde/ man suchte den Thäter/ und grieff diesen in dem Keller an/ dieser vermeynte / seinen elenden Leid dadurch abzuhelffen/ und sagte/ er wäre der Thäter/ ward derowegen fürs Gericht geführet/ da ihm sein Vrtheil gesprochen wurde/ daß er morgen als ein Vbelthäter abgethan werden solte. Nun war an diesem Ort Sitte / daß die 2. Stadt-Richt-Herren den armen Sünder zwischen ihnen hinaus führen musten/ wie nun den morgenden Tag der Proces geschahe/ sahe Ni- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0194" n="174"/> auch/ so ich sie nicht bekomme/ ich müste sterben. Francißcus sagte: So lieb hab ich dich/ so sie ihren Willen drein geben will/ meinen folstu haben. Francißcus erzehlte seiner Liebsten des Nicolai Anliegen/ sie gab zur Antwort: So ihr (Francißcus) euren Willen drein geben könnet/ meinen soll er denn auch haben. Also bekam Nicolaus die Liebste/ und zog mit ihr gen Portugall. Nach diesem hatte Francißcus weder Stern noch glück/ muste fast betteln gehen/ machte derowegen einen Schluß/ in Portugall zu ziehen/ in Meynung/ bey Nicolao seinen Freunde seinen Auffenthalt zu haben. Wie er aber in Portugall kam/ scheuete er sich mit so zerrissenen Kleidern zu ihm zu gehen (denn Nicolaus war in der Zeit Raht- und Richt-Herr geworden/ herbergete derowegen des Nachts in einem Keller/ bey eines Kauffmanns Hause/ deß Tages gieng er betteln. Nun trug siehs zu/ daß in demselben Hause da er nahe vor lag/ einer die Nacht umbgebracht wurde/ man suchte den Thäter/ und grieff diesen in dem Keller an/ dieser vermeynte / seinen elenden Leid dadurch abzuhelffen/ und sagte/ er wäre der Thäter/ ward derowegen fürs Gericht geführet/ da ihm sein Vrtheil gesprochen wurde/ daß er morgen als ein Vbelthäter abgethan werden solte. Nun war an diesem Ort Sitte / daß die 2. Stadt-Richt-Herren den armen Sünder zwischen ihnen hinaus führen musten/ wie nun den morgenden Tag der Proces geschahe/ sahe Ni- </p> </div> </body> </text> </TEI> [174/0194]
auch/ so ich sie nicht bekomme/ ich müste sterben. Francißcus sagte: So lieb hab ich dich/ so sie ihren Willen drein geben will/ meinen folstu haben. Francißcus erzehlte seiner Liebsten des Nicolai Anliegen/ sie gab zur Antwort: So ihr (Francißcus) euren Willen drein geben könnet/ meinen soll er denn auch haben. Also bekam Nicolaus die Liebste/ und zog mit ihr gen Portugall. Nach diesem hatte Francißcus weder Stern noch glück/ muste fast betteln gehen/ machte derowegen einen Schluß/ in Portugall zu ziehen/ in Meynung/ bey Nicolao seinen Freunde seinen Auffenthalt zu haben. Wie er aber in Portugall kam/ scheuete er sich mit so zerrissenen Kleidern zu ihm zu gehen (denn Nicolaus war in der Zeit Raht- und Richt-Herr geworden/ herbergete derowegen des Nachts in einem Keller/ bey eines Kauffmanns Hause/ deß Tages gieng er betteln. Nun trug siehs zu/ daß in demselben Hause da er nahe vor lag/ einer die Nacht umbgebracht wurde/ man suchte den Thäter/ und grieff diesen in dem Keller an/ dieser vermeynte / seinen elenden Leid dadurch abzuhelffen/ und sagte/ er wäre der Thäter/ ward derowegen fürs Gericht geführet/ da ihm sein Vrtheil gesprochen wurde/ daß er morgen als ein Vbelthäter abgethan werden solte. Nun war an diesem Ort Sitte / daß die 2. Stadt-Richt-Herren den armen Sünder zwischen ihnen hinaus führen musten/ wie nun den morgenden Tag der Proces geschahe/ sahe Ni-
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Zitationshilfe: | Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/194>, abgerufen am 16.02.2025. |