Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.mit Freuden in ihre Kammer und ward mit ihm nicht allein denselben Tag und dieselbe Nacht frölich/ sondern die gantze Zeit über/ so lange als ihr Herr aussen war/ und lebete mit ihm nach alle seiner Lust und Hertzen Begier/ in unaussprechlicher Liebe/ und ließ jhm mit freundlichen Willen geniessen/ alles das/ was er begehrte. Als sie aber eine lange Zeit in Freuden und Lust mit einander gelebet/ und funffzehen Wochen umb waren/ kam ihr Herr zu Hauß/ den sie gar freundlich annahm/ mit Anmeldung / wie hertzlich sie nach ihm verlanget/ und wie langweilich ihr die Zeit in seinem Abwesen gewesen wäre. Als aber der vorgedachte junge Kauffmann erfahren / daß er heimkommen sey/ nimbt er eben denselben/ der beym auszahlen gewesen / mit sich zu dem Herren/ der ihm das Geld geliehen/ der gleich bey seiner Frauen an der Seiten saß/ und von einem gebratenen Huhn assen/ und sprach: Mein Herr Daniel/ die zweyhundert Gülden/ welche jhr mir geliehen/ hab ich euer Haußfrauen/ in beyseyn dieses ehrlichen Gesellen wiedrumb zugestellet / auch eben dasselbe Geld/ daß ihr mir mit Freuden in ihre Kammer und ward mit ihm nicht allein denselben Tag und dieselbe Nacht frölich/ sondern die gantze Zeit über/ so lange als ihr Herr aussen war/ und lebete mit ihm nach alle seiner Lust und Hertzen Begier/ in unaussprechlicher Liebe/ und ließ jhm mit freundlichen Willen geniessen/ alles das/ was er begehrte. Als sie aber eine lange Zeit in Freuden und Lust mit einander gelebet/ und funffzehen Wochen umb waren/ kam ihr Herr zu Hauß/ den sie gar freundlich annahm/ mit Anmeldung / wie hertzlich sie nach ihm verlanget/ und wie langweilich ihr die Zeit in seinem Abwesen gewesen wäre. Als aber der vorgedachte junge Kauffmann erfahren / daß er heimkommen sey/ nimbt er eben denselben/ der beym auszahlen gewesen / mit sich zu dem Herren/ der ihm das Geld geliehen/ der gleich bey seiner Frauen an der Seiten saß/ und von einem gebratenen Huhn assen/ und sprach: Mein Herr Daniel/ die zweyhundert Gülden/ welche jhr mir geliehen/ hab ich euer Haußfrauen/ in beyseyn dieses ehrlichen Gesellen wiedrumb zugestellet / auch eben dasselbe Geld/ daß ihr mir <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0204" n="184"/> mit Freuden in ihre Kammer und ward mit ihm nicht allein denselben Tag und dieselbe Nacht frölich/ sondern die gantze Zeit über/ so lange als ihr Herr aussen war/ und lebete mit ihm nach alle seiner Lust und Hertzen Begier/ in unaussprechlicher Liebe/ und ließ jhm mit freundlichen Willen geniessen/ alles das/ was er begehrte. Als sie aber eine lange Zeit in Freuden und Lust mit einander gelebet/ und funffzehen Wochen umb waren/ kam ihr Herr zu Hauß/ den sie gar freundlich annahm/ mit Anmeldung / wie hertzlich sie nach ihm verlanget/ und wie langweilich ihr die Zeit in seinem Abwesen gewesen wäre. Als aber der vorgedachte junge Kauffmann erfahren / daß er heimkommen sey/ nimbt er eben denselben/ der beym auszahlen gewesen / mit sich zu dem Herren/ der ihm das Geld geliehen/ der gleich bey seiner Frauen an der Seiten saß/ und von einem gebratenen Huhn assen/ und sprach: Mein Herr Daniel/ die zweyhundert Gülden/ welche jhr mir geliehen/ hab ich euer Haußfrauen/ in beyseyn dieses ehrlichen Gesellen wiedrumb zugestellet / auch eben dasselbe Geld/ daß ihr mir </p> </div> </body> </text> </TEI> [184/0204]
mit Freuden in ihre Kammer und ward mit ihm nicht allein denselben Tag und dieselbe Nacht frölich/ sondern die gantze Zeit über/ so lange als ihr Herr aussen war/ und lebete mit ihm nach alle seiner Lust und Hertzen Begier/ in unaussprechlicher Liebe/ und ließ jhm mit freundlichen Willen geniessen/ alles das/ was er begehrte. Als sie aber eine lange Zeit in Freuden und Lust mit einander gelebet/ und funffzehen Wochen umb waren/ kam ihr Herr zu Hauß/ den sie gar freundlich annahm/ mit Anmeldung / wie hertzlich sie nach ihm verlanget/ und wie langweilich ihr die Zeit in seinem Abwesen gewesen wäre. Als aber der vorgedachte junge Kauffmann erfahren / daß er heimkommen sey/ nimbt er eben denselben/ der beym auszahlen gewesen / mit sich zu dem Herren/ der ihm das Geld geliehen/ der gleich bey seiner Frauen an der Seiten saß/ und von einem gebratenen Huhn assen/ und sprach: Mein Herr Daniel/ die zweyhundert Gülden/ welche jhr mir geliehen/ hab ich euer Haußfrauen/ in beyseyn dieses ehrlichen Gesellen wiedrumb zugestellet / auch eben dasselbe Geld/ daß ihr mir
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Zitationshilfe: | Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/204>, abgerufen am 16.07.2024. |