Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.KEyser Sigismundus hat einem seiner Diener ad oculum remonstrit, welcher sich bedüncken ließ/ sein Herr liesse nicht sehen/ daß er in Geschencken und remunerationibus justitiam distributivam exercirte, in dem er gemeiniglich dem gab/ der zuvor hatte/ wo aber nichts war/ er auch nichts dazu thete. Darumb als einsmals des Käysers Pferd ins Wasser stallete/ gab ihm der Diener einen Stich/ und sagte: Das Pferd hat seines Herren Art/ indem es (nach unsern Fränckischen Sprich wort) Wasser in den Mäyn trägt. Der weise und löbliche Käyser aber/ als er die Rede erfahren/ gab die sanfftmütige Antwort: Sis asinus quemcunque asinum sors aspera fecit. Ich kan nicht für dein Vnglück / sondern GOTT und das Glück wollen dir nicht besser. Zum Warzeichen ließ er zwo Büchsen machen/ gleicher gröse und Farben: Deren eine mit Bley/ die andere aber mit Gold gefüllet/ und dem Schmähler verdeckt zugestellet wurde/ daß er eine davon zum Käyserlichen Präsent erwehlen solte. Die Wahl that den Goldbegierigen Menschen sehr wehe/ und wehlet lang/ biß er endlich zu griffe / und die Büchse/ mit Bley gefüllet/ erwischete/ und damit selber sein Vnglück remonstirte. Vielleicht hat der Tropff vergessen mit Nehemia zu beten: Gedencke meiner/ mein GOtt am besten. KEyser Sigismundus hat einem seiner Diener ad oculum remonstrit, welcher sich bedüncken ließ/ sein Herr liesse nicht sehen/ daß er in Geschencken und remunerationibus justitiam distributivam exercirte, in dem er gemeiniglich dem gab/ der zuvor hatte/ wo aber nichts war/ er auch nichts dazu thete. Darumb als einsmals des Käysers Pferd ins Wasser stallete/ gab ihm der Diener einen Stich/ und sagte: Das Pferd hat seines Herren Art/ indem es (nach unsern Fränckischen Sprich wort) Wasser in den Mäyn trägt. Der weise und löbliche Käyser aber/ als er die Rede erfahren/ gab die sanfftmütige Antwort: Sis asinus quemcunque asinum sors aspera fecit. Ich kan nicht für dein Vnglück / sondern GOTT und das Glück wollen dir nicht besser. Zum Warzeichen ließ er zwo Büchsen machen/ gleicher gröse und Farben: Deren eine mit Bley/ die andere aber mit Gold gefüllet/ und dem Schmähler verdeckt zugestellet wurde/ daß er eine davon zum Käyserlichen Präsent erwehlen solte. Die Wahl that den Goldbegierigen Menschen sehr wehe/ und wehlet lang/ biß er endlich zu griffe / und die Büchse/ mit Bley gefüllet/ erwischete/ und damit selber sein Vnglück remonstirte. Vielleicht hat der Tropff vergessen mit Nehemia zu beten: Gedencke meiner/ mein GOtt am besten. <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0245" n="225"/> <p>KEyser Sigismundus hat einem seiner Diener ad oculum remonstrit, welcher sich bedüncken ließ/ sein Herr liesse nicht sehen/ daß er in Geschencken und remunerationibus justitiam distributivam exercirte, in dem er gemeiniglich dem gab/ der zuvor hatte/ wo aber nichts war/ er auch nichts dazu thete. Darumb als einsmals des Käysers Pferd ins Wasser stallete/ gab ihm der Diener einen Stich/ und sagte: Das Pferd hat seines Herren Art/ indem es (nach unsern Fränckischen Sprich wort) Wasser in den Mäyn trägt. Der weise und löbliche Käyser aber/ als er die Rede erfahren/ gab die sanfftmütige Antwort: Sis asinus quemcunque asinum sors aspera fecit. Ich kan nicht für dein Vnglück / sondern GOTT und das Glück wollen dir nicht besser. Zum Warzeichen ließ er zwo Büchsen machen/ gleicher gröse und Farben: Deren eine mit Bley/ die andere aber mit Gold gefüllet/ und dem Schmähler verdeckt zugestellet wurde/ daß er eine davon zum Käyserlichen Präsent erwehlen solte. Die Wahl that den Goldbegierigen Menschen sehr wehe/ und wehlet lang/ biß er endlich zu griffe / und die Büchse/ mit Bley gefüllet/ erwischete/ und damit selber sein Vnglück remonstirte. Vielleicht hat der Tropff vergessen mit Nehemia zu beten: Gedencke meiner/ mein GOtt am besten.</p> </div> </body> </text> </TEI> [225/0245]
KEyser Sigismundus hat einem seiner Diener ad oculum remonstrit, welcher sich bedüncken ließ/ sein Herr liesse nicht sehen/ daß er in Geschencken und remunerationibus justitiam distributivam exercirte, in dem er gemeiniglich dem gab/ der zuvor hatte/ wo aber nichts war/ er auch nichts dazu thete. Darumb als einsmals des Käysers Pferd ins Wasser stallete/ gab ihm der Diener einen Stich/ und sagte: Das Pferd hat seines Herren Art/ indem es (nach unsern Fränckischen Sprich wort) Wasser in den Mäyn trägt. Der weise und löbliche Käyser aber/ als er die Rede erfahren/ gab die sanfftmütige Antwort: Sis asinus quemcunque asinum sors aspera fecit. Ich kan nicht für dein Vnglück / sondern GOTT und das Glück wollen dir nicht besser. Zum Warzeichen ließ er zwo Büchsen machen/ gleicher gröse und Farben: Deren eine mit Bley/ die andere aber mit Gold gefüllet/ und dem Schmähler verdeckt zugestellet wurde/ daß er eine davon zum Käyserlichen Präsent erwehlen solte. Die Wahl that den Goldbegierigen Menschen sehr wehe/ und wehlet lang/ biß er endlich zu griffe / und die Büchse/ mit Bley gefüllet/ erwischete/ und damit selber sein Vnglück remonstirte. Vielleicht hat der Tropff vergessen mit Nehemia zu beten: Gedencke meiner/ mein GOtt am besten.
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