Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.ALs einsten der hochlöbliche Fürst/ Hertzog Wilhelm von Sachsen/ an seinem Hoff / einen Edelmann hatte/ der sich in Kleidern sehr leichtfertig hielte/ und Er ihm sagte: Lieber! gehe hin zum Schneider/ und laß dir/ an statt deinen zerfetzten und zerlumpten Hosen/ auff meinem Unkosten/ ein ander Kleid machen; Der Edelmann aber antworttete: Nein! sondern ich kleide mich meines Gefallens: Sprach der tapffere Herr: Darumb tauchstu an meinen Hoff nicht. Worauf er alsobald mit Schimpf und Spott weichen müssen. Ein andere dergleichen Geschicht wird reseriret. ES ist in den Historien bekant Eberhardus Barbatus, ein weiser und gottsfürch tiger Fürst in Schwaben-Land. Zu solchem kam ein Student/ und hielte bey ihm umb einen Pfarrdienst an: dem der Furst erstlich nicht übel geneiget war. Als aber der Wind ungefehr deß Studentens Mantel wegbließ/ und er seine närrische Hosen sahe/ wieß er ihn mit grosser Ungnad hinweg/ und schlug ihm alle Beförderung ab. ALs einsten der hochlöbliche Fürst/ Hertzog Wilhelm von Sachsen/ an seinem Hoff / einen Edelmann hatte/ der sich in Kleidern sehr leichtfertig hielte/ und Er ihm sagte: Lieber! gehe hin zum Schneider/ und laß dir/ an statt deinen zerfetzten und zerlumpten Hosen/ auff meinem Unkosten/ ein ander Kleid machen; Der Edelmann aber antworttete: Nein! sondern ich kleide mich meines Gefallens: Sprach der tapffere Herr: Darumb tauchstu an meinen Hoff nicht. Worauf er alsobald mit Schimpf und Spott weichen müssen. Ein andere dergleichen Geschicht wird reseriret. ES ist in den Historien bekant Eberhardus Barbatus, ein weiser und gottsfürch tiger Fürst in Schwaben-Land. Zu solchem kam ein Student/ und hielte bey ihm umb einen Pfarrdienst an: dem der Furst erstlich nicht übel geneiget war. Als aber der Wind ungefehr deß Studentens Mantel wegbließ/ und er seine närrische Hosen sahe/ wieß er ihn mit grosser Ungnad hinweg/ und schlug ihm alle Beförderung ab. <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0351" n="331"/> <p>ALs einsten der hochlöbliche Fürst/ Hertzog Wilhelm von Sachsen/ an seinem Hoff / einen Edelmann hatte/ der sich in Kleidern sehr leichtfertig hielte/ und Er ihm sagte: Lieber! gehe hin zum Schneider/ und laß dir/ an statt deinen zerfetzten und zerlumpten Hosen/ auff meinem Unkosten/ ein ander Kleid machen; Der Edelmann aber antworttete: Nein! sondern ich kleide mich meines Gefallens: Sprach der tapffere Herr: Darumb tauchstu an meinen Hoff nicht. Worauf er alsobald mit Schimpf und Spott weichen müssen.</p> <p>Ein andere dergleichen Geschicht wird reseriret.</p> <p>ES ist in den Historien bekant Eberhardus Barbatus, ein weiser und gottsfürch tiger Fürst in Schwaben-Land. Zu solchem kam ein Student/ und hielte bey ihm umb einen Pfarrdienst an: dem der Furst erstlich nicht übel geneiget war. Als aber der Wind ungefehr deß Studentens Mantel wegbließ/ und er seine närrische Hosen sahe/ wieß er ihn mit grosser Ungnad hinweg/ und schlug ihm alle Beförderung ab.</p> </div> </body> </text> </TEI> [331/0351]
ALs einsten der hochlöbliche Fürst/ Hertzog Wilhelm von Sachsen/ an seinem Hoff / einen Edelmann hatte/ der sich in Kleidern sehr leichtfertig hielte/ und Er ihm sagte: Lieber! gehe hin zum Schneider/ und laß dir/ an statt deinen zerfetzten und zerlumpten Hosen/ auff meinem Unkosten/ ein ander Kleid machen; Der Edelmann aber antworttete: Nein! sondern ich kleide mich meines Gefallens: Sprach der tapffere Herr: Darumb tauchstu an meinen Hoff nicht. Worauf er alsobald mit Schimpf und Spott weichen müssen.
Ein andere dergleichen Geschicht wird reseriret.
ES ist in den Historien bekant Eberhardus Barbatus, ein weiser und gottsfürch tiger Fürst in Schwaben-Land. Zu solchem kam ein Student/ und hielte bey ihm umb einen Pfarrdienst an: dem der Furst erstlich nicht übel geneiget war. Als aber der Wind ungefehr deß Studentens Mantel wegbließ/ und er seine närrische Hosen sahe/ wieß er ihn mit grosser Ungnad hinweg/ und schlug ihm alle Beförderung ab.
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