Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.161. Ein Soldat citiret seinen Obristen vors Jüngste Gericht. IM Jahr Christi 1606. hat ein Teutscher Soldat/ der sonsten von Natur lustig und voller seltzamer Schwencke war/ bey Aufführung der Wacht/ zu seinen Gespanen gesagt: Lieben Brüder! die Wacht kömt abermahl an uns: Wolte GOtt! daß auch einmahl der Both mit dem Geld kommen möchte. Nun wurde solche unachtsame Rede dem Obersten fürgetragen/ welcher dieselbe/ als eine Anstifftung einer Empörung/ aufnahm. Hierüber wurde der arme Tropf in Eisen und Banden geschlossen/ gepeiniget/ und folgends zum Strang verurtheilet. Der Soldat/ der von keinem bösen fürhaben wuste/ bath mit Seufftzen und Flehen wieder die Strenge dieses unverinutheten Uhrtheils/ konnte aber nichts erhalten. Wie er nun solte auffgeknüpffet werden/ schrie er den Obersten/ mit diesen Worten an: Du Oberster! nach verfliessung dreyer Wochen/ must du für GOtt/ wegen meines unschuldigen Bluts/ Re- 161. Ein Soldat citiret seinen Obristen vors Jüngste Gericht. IM Jahr Christi 1606. hat ein Teutscher Soldat/ der sonsten von Natur lustig und voller seltzamer Schwencke war/ bey Aufführung der Wacht/ zu seinen Gespanen gesagt: Lieben Brüder! die Wacht kömt abermahl an uns: Wolte GOtt! daß auch einmahl der Both mit dem Geld kommen möchte. Nun wurde solche unachtsame Rede dem Obersten fürgetragen/ welcher dieselbe/ als eine Anstifftung einer Empörung/ aufnahm. Hierüber wurde der arme Tropf in Eisen und Banden geschlossen/ gepeiniget/ und folgends zum Strang verurtheilet. Der Soldat/ der von keinem bösen fürhaben wuste/ bath mit Seufftzen und Flehen wieder die Strenge dieses unverinutheten Uhrtheils/ konnte aber nichts erhalten. Wie er nun solte auffgeknüpffet werden/ schrie er den Obersten/ mit diesen Worten an: Du Oberster! nach verfliessung dreyer Wochen/ must du für GOtt/ wegen meines unschuldigen Bluts/ Re- <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0365" n="345"/> <p>161. Ein Soldat citiret seinen Obristen vors Jüngste Gericht.</p> <p>IM Jahr Christi 1606. hat ein Teutscher Soldat/ der sonsten von Natur lustig und voller seltzamer Schwencke war/ bey Aufführung der Wacht/ zu seinen Gespanen gesagt: Lieben Brüder! die Wacht kömt abermahl an uns: Wolte GOtt! daß auch einmahl der Both mit dem Geld kommen möchte. Nun wurde solche unachtsame Rede dem Obersten fürgetragen/ welcher dieselbe/ als eine Anstifftung einer Empörung/ aufnahm. Hierüber wurde der arme Tropf in Eisen und Banden geschlossen/ gepeiniget/ und folgends zum Strang verurtheilet.</p> <p>Der Soldat/ der von keinem bösen fürhaben wuste/ bath mit Seufftzen und Flehen wieder die Strenge dieses unverinutheten Uhrtheils/ konnte aber nichts erhalten. Wie er nun solte auffgeknüpffet werden/ schrie er den Obersten/ mit diesen Worten an: Du Oberster! nach verfliessung dreyer Wochen/ must du für GOtt/ wegen meines unschuldigen Bluts/ Re- </p> </div> </body> </text> </TEI> [345/0365]
161. Ein Soldat citiret seinen Obristen vors Jüngste Gericht.
IM Jahr Christi 1606. hat ein Teutscher Soldat/ der sonsten von Natur lustig und voller seltzamer Schwencke war/ bey Aufführung der Wacht/ zu seinen Gespanen gesagt: Lieben Brüder! die Wacht kömt abermahl an uns: Wolte GOtt! daß auch einmahl der Both mit dem Geld kommen möchte. Nun wurde solche unachtsame Rede dem Obersten fürgetragen/ welcher dieselbe/ als eine Anstifftung einer Empörung/ aufnahm. Hierüber wurde der arme Tropf in Eisen und Banden geschlossen/ gepeiniget/ und folgends zum Strang verurtheilet.
Der Soldat/ der von keinem bösen fürhaben wuste/ bath mit Seufftzen und Flehen wieder die Strenge dieses unverinutheten Uhrtheils/ konnte aber nichts erhalten. Wie er nun solte auffgeknüpffet werden/ schrie er den Obersten/ mit diesen Worten an: Du Oberster! nach verfliessung dreyer Wochen/ must du für GOtt/ wegen meines unschuldigen Bluts/ Re-
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Zitationshilfe: | Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/365>, abgerufen am 16.07.2024. |