Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.Kind/ sagte kein Wort/ und gientz mit demselben hinweg/ zeigete auch dem Fürsten alle Wort an/ die sie zu ihm gesaget/ daß dem Fürsten die Augen über giengen/ ließ ihm doch solches alles sehr wohl gefallen/ und verwunderte sich über ihrer grossen Beständigkeit/ und übergab das Kind seiner Muhmen zu Bolonien/ und bath sie freundlich/ daß sie ihm das kleine Kind ehrlich anferziehen/ und keinem Menschen sage wer sein vater oder Mutter wehre/ welches sie denn auch mit grossem fleiß in Zucht und Ehren aufferzogen. Nach dem aber nicht lang ver gieng/ daß die Fürstin von ihrem lieben Herren wiederumb schwanger ward/ und als die Zeit kam/ einem schönen jungen Sohn zur Welt brachte/ des sie von gantzen Hertzen froh worden. Da aber der Herr ihre grosse Freude vermerckete! nahm Er ihn für auf ein neues Ihr Hertz mit Pein/ Leyd und Schmertzen zu probienen/ und kam eines Tages zu Ihr/ als ab Er gar betrübet und wehemütig wehre und sprach: Ach meine hertzliebe Helena/ sind der Zeit/ als du diesen unsern Sohn gebohren/ hab ich von meinen Vnterthanen gar keine Ruhe gehabet/ denn sie sagen/ ihr Leyd sey gar zu groß wegen deines neu gebornen Sohns/ der von groben einfeltigen Samen ist/ und solte darnach nach meinem Tode jhr Herr werden/ und mein Erbe seyn. Darumb habe ich sorge/ wil ich anders im friede mit jhnen stehen blei- Kind/ sagte kein Wort/ und gientz mit demselben hinweg/ zeigete auch dem Fürsten alle Wort an/ die sie zu ihm gesaget/ daß dem Fürsten die Augen über giengen/ ließ ihm doch solches alles sehr wohl gefallen/ und verwunderte sich über ihrer grossen Beständigkeit/ und übergab das Kind seiner Muhmen zu Bolonien/ und bath sie freundlich/ daß sie ihm das kleine Kind ehrlich anferziehen/ und keinem Menschen sage wer sein vater oder Mutter wehre/ welches sie denn auch mit grossem fleiß in Zucht und Ehren aufferzogen. Nach dem aber nicht lang ver gieng/ daß die Fürstin von ihrem lieben Herren wiederumb schwanger ward/ und als die Zeit kam/ einem schönen jungen Sohn zur Welt brachte/ des sie von gantzen Hertzen froh worden. Da aber der Herr ihre grosse Freude vermerckete! nahm Er ihn für auf ein neues Ihr Hertz mit Pein/ Leyd und Schmertzen zu probienen/ und kam eines Tages zu Ihr/ als ab Er gar betrübet und wehemütig wehre und sprach: Ach meine hertzliebe Helena/ sind der Zeit/ als du diesen unsern Sohn gebohren/ hab ich von meinen Vnterthanen gar keine Ruhe gehabet/ denn sie sagen/ ihr Leyd sey gar zu groß wegen deines neu gebornen Sohns/ der von groben einfeltigen Samen ist/ und solte darnach nach meinem Tode jhr Herr werden/ und mein Erbe seyn. Darumb habe ich sorge/ wil ich anders im friede mit jhnen stehen blei- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0038" n="18"/> Kind/ sagte kein Wort/ und gientz mit demselben hinweg/ zeigete auch dem Fürsten alle Wort an/ die sie zu ihm gesaget/ daß dem Fürsten die Augen über giengen/ ließ ihm doch solches alles sehr wohl gefallen/ und verwunderte sich über ihrer grossen Beständigkeit/ und übergab das Kind seiner Muhmen zu Bolonien/ und bath sie freundlich/ daß sie ihm das kleine Kind ehrlich anferziehen/ und keinem Menschen sage wer sein vater oder Mutter wehre/ welches sie denn auch mit grossem fleiß in Zucht und Ehren aufferzogen. Nach dem aber nicht lang ver gieng/ daß die Fürstin von ihrem lieben Herren wiederumb schwanger ward/ und als die Zeit kam/ einem schönen jungen Sohn zur Welt brachte/ des sie von gantzen Hertzen froh worden. Da aber der Herr ihre grosse Freude vermerckete! nahm Er ihn für auf ein neues Ihr Hertz mit Pein/ Leyd und Schmertzen zu probienen/ und kam eines Tages zu Ihr/ als ab Er gar betrübet und wehemütig wehre und sprach: Ach meine hertzliebe Helena/ sind der Zeit/ als du diesen unsern Sohn gebohren/ hab ich von meinen Vnterthanen gar keine Ruhe gehabet/ denn sie sagen/ ihr Leyd sey gar zu groß wegen deines neu gebornen Sohns/ der von groben einfeltigen Samen ist/ und solte darnach nach meinem Tode jhr Herr werden/ und mein Erbe seyn. Darumb habe ich sorge/ wil ich anders im friede mit jhnen stehen blei- </p> </div> </body> </text> </TEI> [18/0038]
Kind/ sagte kein Wort/ und gientz mit demselben hinweg/ zeigete auch dem Fürsten alle Wort an/ die sie zu ihm gesaget/ daß dem Fürsten die Augen über giengen/ ließ ihm doch solches alles sehr wohl gefallen/ und verwunderte sich über ihrer grossen Beständigkeit/ und übergab das Kind seiner Muhmen zu Bolonien/ und bath sie freundlich/ daß sie ihm das kleine Kind ehrlich anferziehen/ und keinem Menschen sage wer sein vater oder Mutter wehre/ welches sie denn auch mit grossem fleiß in Zucht und Ehren aufferzogen. Nach dem aber nicht lang ver gieng/ daß die Fürstin von ihrem lieben Herren wiederumb schwanger ward/ und als die Zeit kam/ einem schönen jungen Sohn zur Welt brachte/ des sie von gantzen Hertzen froh worden. Da aber der Herr ihre grosse Freude vermerckete! nahm Er ihn für auf ein neues Ihr Hertz mit Pein/ Leyd und Schmertzen zu probienen/ und kam eines Tages zu Ihr/ als ab Er gar betrübet und wehemütig wehre und sprach: Ach meine hertzliebe Helena/ sind der Zeit/ als du diesen unsern Sohn gebohren/ hab ich von meinen Vnterthanen gar keine Ruhe gehabet/ denn sie sagen/ ihr Leyd sey gar zu groß wegen deines neu gebornen Sohns/ der von groben einfeltigen Samen ist/ und solte darnach nach meinem Tode jhr Herr werden/ und mein Erbe seyn. Darumb habe ich sorge/ wil ich anders im friede mit jhnen stehen blei-
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