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Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.

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ZU Straßburg soll oben im Münster/ gegen dem Predigstuck über/ eine solche Figur in Stein ausgehauen seyn/ wie daß ein Esel für dem Altar siehet und lieset Meß. Hinter ihm stehet ein ander Esel/ der hat ein Duch für ihm/ und hat doch kein Maul/ das Buch aber helt ihm eine Katze.

Diese Figur ist länger als für dreyhundert Jahren also außgehauen und an den Ort gesetzt worden. Was meynt ihr aber/ daß der Meister/ der solche gemacht/ oder erstlich angegeben/ damit habe wollen anzeigen? Diß L F. daß die Meß-Pfaffen grobe Esel weren/ deßgleichen die/ so das seligmachende Wort Gottes aus den Evangelien und Episteln predigen solten/ wären auch Esel/ hetten kein Maul / keine Gaben zu lehren wie sichs gebühret/ könten dem gemeinen Manne die heylsame Lehre nicht fürtragen/ welche sie auch selbst nicht verstunden. Durch die Katze/ so das Buch hält/ hat er bezeugen wollen/ die Heucheley und Gleißnerey der Münche/ welche gemeiniglich sich beym einfältigen Volck wunderlich können bey-

ZU Straßburg soll oben im Münster/ gegen dem Predigstuck über/ eine solche Figur in Stein ausgehauen seyn/ wie daß ein Esel für dem Altar siehet und lieset Meß. Hinter ihm stehet ein ander Esel/ der hat ein Duch für ihm/ und hat doch kein Maul/ das Buch aber helt ihm eine Katze.

Diese Figur ist länger als für dreyhundert Jahren also außgehauen und an den Ort gesetzt worden. Was meynt ihr aber/ daß der Meister/ der solche gemacht/ oder erstlich angegeben/ damit habe wollen anzeigen? Diß L F. daß die Meß-Pfaffen grobe Esel weren/ deßgleichen die/ so das seligmachende Wort Gottes aus den Evangelien und Episteln predigen solten/ wären auch Esel/ hetten kein Maul / keine Gaben zu lehren wie sichs gebühret/ könten dem gemeinen Manne die heylsame Lehre nicht fürtragen/ welche sie auch selbst nicht verstunden. Durch die Katze/ so das Buch hält/ hat er bezeugen wollen/ die Heucheley und Gleißnerey der Münche/ welche gemeiniglich sich beym einfältigen Volck wunderlich können bey-

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[368/0388] ZU Straßburg soll oben im Münster/ gegen dem Predigstuck über/ eine solche Figur in Stein ausgehauen seyn/ wie daß ein Esel für dem Altar siehet und lieset Meß. Hinter ihm stehet ein ander Esel/ der hat ein Duch für ihm/ und hat doch kein Maul/ das Buch aber helt ihm eine Katze. Diese Figur ist länger als für dreyhundert Jahren also außgehauen und an den Ort gesetzt worden. Was meynt ihr aber/ daß der Meister/ der solche gemacht/ oder erstlich angegeben/ damit habe wollen anzeigen? Diß L F. daß die Meß-Pfaffen grobe Esel weren/ deßgleichen die/ so das seligmachende Wort Gottes aus den Evangelien und Episteln predigen solten/ wären auch Esel/ hetten kein Maul / keine Gaben zu lehren wie sichs gebühret/ könten dem gemeinen Manne die heylsame Lehre nicht fürtragen/ welche sie auch selbst nicht verstunden. Durch die Katze/ so das Buch hält/ hat er bezeugen wollen/ die Heucheley und Gleißnerey der Münche/ welche gemeiniglich sich beym einfältigen Volck wunderlich können bey-

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Zitationshilfe: Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/388>, abgerufen am 24.11.2024.