Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.

Bild:
<< vorherige Seite

unweisen Mann gehalten/ und trug jederman wegen der Frauen groß Mitleiden: Sie ab er ließ niemals keine Vngeberde mercken/ denn nur ihrem Herren in allem zu gehorsamen.

Nach etlich viel Jahren/ als sie nicht weiter empfangen könte/ nahm er Ihm zum letzten mahl für ihre Gedult zu prüfen/ und sprach zu seinen guten freunden gar offt in jhrem Beyseyn/ Er wolte die Helena nicht weiter erkennen/ denn Er hette in seiner Jugend unrecht gethan/ daß er eine Bettlerin geheyrahtet/ Er hoffe der Bapst würde mit Ihm dispensiren, ihr Vrlaub zu geben/ und eine andere zu nehmen erlauben/ die gleiches Standes/ gleiches Adels und Reichthums were. Welcher Reden halber er von seinen Freunden/ offt und sehr gestraffet ward/ Er aber gab kein ander antwort/ denn Er wolt hierauf beruhen/ wenn dann solches auch von andern Leuten ihr vor Ohren kam/ sprach sie: Ach ich betrübe mich deßwegen gar nichts/ der Herr weiß am besten was ihm gut ist/ ich habe mir solche Gedaneken niemals eingebildet/ daß er mich stets behalen werde/ sondern wolgedacht/ daß ich wieder zu meinem Vater kommen werde/ seine Schaafe zu hütten/ ich dancke nur Gott/ daß er noch lebet. Bald darnach stalte sich der fürst/ als ob ihm Briefe aus Rom vom Bapst kommen weren/ machte dieselben auff / und laß sie in gegenwertigkeit vieles Volckes/ die denn nicht

unweisen Mann gehalten/ und trug jederman wegen der Frauen groß Mitleiden: Sie ab er ließ niemals keine Vngeberde mercken/ denn nur ihrem Herren in allem zu gehorsamen.

Nach etlich viel Jahren/ als sie nicht weiter empfangen könte/ nahm er Ihm zum letzten mahl für ihre Gedult zu prüfen/ und sprach zu seinen guten freunden gar offt in jhrem Beyseyn/ Er wolte die Helena nicht weiter erkennen/ denn Er hette in seiner Jugend unrecht gethan/ daß er eine Bettlerin geheyrahtet/ Er hoffe der Bapst würde mit Ihm dispensiren, ihr Vrlaub zu geben/ und eine andere zu nehmen erlauben/ die gleiches Standes/ gleiches Adels und Reichthums were. Welcher Reden halber er von seinen Freunden/ offt und sehr gestraffet ward/ Er aber gab kein ander antwort/ denn Er wolt hierauf beruhen/ wenn dann solches auch von andern Leuten ihr vor Ohren kam/ sprach sie: Ach ich betrübe mich deßwegen gar nichts/ der Herr weiß am besten was ihm gut ist/ ich habe mir solche Gedaneken niemals eingebildet/ daß er mich stets behalen werde/ sondern wolgedacht/ daß ich wieder zu meinem Vater kommen werde/ seine Schaafe zu hütten/ ich dancke nur Gott/ daß er noch lebet. Bald darnach stalte sich der fürst/ als ob ihm Briefe aus Rom vom Bapst kommen weren/ machte dieselben auff / und laß sie in gegenwertigkeit vieles Volckes/ die denn nicht

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0040" n="20"/>
unweisen                      Mann gehalten/ und trug jederman wegen der Frauen groß Mitleiden: Sie ab er                      ließ niemals keine Vngeberde mercken/ denn nur ihrem Herren in allem zu                      gehorsamen.</p>
        <p>Nach etlich viel Jahren/ als sie nicht weiter empfangen könte/ nahm er Ihm zum                      letzten mahl für ihre Gedult zu prüfen/ und sprach zu seinen guten freunden gar                      offt in jhrem Beyseyn/ Er wolte die Helena nicht weiter erkennen/ denn Er                      hette in seiner Jugend unrecht gethan/ daß er eine Bettlerin geheyrahtet/ Er                      hoffe der Bapst würde mit Ihm dispensiren, ihr Vrlaub zu geben/ und eine andere                      zu nehmen erlauben/ die gleiches Standes/ gleiches Adels und Reichthums were.                      Welcher Reden halber er von seinen Freunden/ offt und sehr gestraffet ward/ Er                      aber gab kein ander antwort/ denn Er wolt hierauf beruhen/ wenn dann solches                      auch von andern Leuten ihr vor Ohren kam/ sprach sie: Ach ich betrübe mich                      deßwegen gar nichts/ der Herr weiß am besten was ihm gut ist/ ich habe mir                      solche Gedaneken niemals eingebildet/ daß er mich stets behalen werde/ sondern                      wolgedacht/ daß ich wieder zu meinem Vater kommen werde/ seine Schaafe zu                      hütten/ ich dancke nur Gott/ daß er noch lebet. Bald darnach stalte sich der                      fürst/ als ob ihm Briefe aus Rom vom Bapst kommen weren/ machte dieselben auff                     / und laß sie in gegenwertigkeit vieles Volckes/ die denn nicht
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[20/0040] unweisen Mann gehalten/ und trug jederman wegen der Frauen groß Mitleiden: Sie ab er ließ niemals keine Vngeberde mercken/ denn nur ihrem Herren in allem zu gehorsamen. Nach etlich viel Jahren/ als sie nicht weiter empfangen könte/ nahm er Ihm zum letzten mahl für ihre Gedult zu prüfen/ und sprach zu seinen guten freunden gar offt in jhrem Beyseyn/ Er wolte die Helena nicht weiter erkennen/ denn Er hette in seiner Jugend unrecht gethan/ daß er eine Bettlerin geheyrahtet/ Er hoffe der Bapst würde mit Ihm dispensiren, ihr Vrlaub zu geben/ und eine andere zu nehmen erlauben/ die gleiches Standes/ gleiches Adels und Reichthums were. Welcher Reden halber er von seinen Freunden/ offt und sehr gestraffet ward/ Er aber gab kein ander antwort/ denn Er wolt hierauf beruhen/ wenn dann solches auch von andern Leuten ihr vor Ohren kam/ sprach sie: Ach ich betrübe mich deßwegen gar nichts/ der Herr weiß am besten was ihm gut ist/ ich habe mir solche Gedaneken niemals eingebildet/ daß er mich stets behalen werde/ sondern wolgedacht/ daß ich wieder zu meinem Vater kommen werde/ seine Schaafe zu hütten/ ich dancke nur Gott/ daß er noch lebet. Bald darnach stalte sich der fürst/ als ob ihm Briefe aus Rom vom Bapst kommen weren/ machte dieselben auff / und laß sie in gegenwertigkeit vieles Volckes/ die denn nicht

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/40
Zitationshilfe: Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/40>, abgerufen am 03.12.2024.