Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.tige GOtt einen Mönch/ eines feines erbaren Angesichts/ zu mir schickete/ der war Sanet Pauli des lieben Apostels natürlicher Sohn/ der hatte bey sich zu Geferten/ aus GOttes Befehl / alle liebe Heiligen/ die solten dem Mönch vor mir Zeugnüß geben/ daß es kein Betrug mit ihm wehre/ sondern er wehre ein Gesandter GOttes/ und ließ mir GOtt gebieten/ ich solte dem Mönche gestatten/ daß er mir etwas an meine Schloß-Capelle zu Wittenberg schreiben dörffte/ es wurde mich nicht geräuen: Jch ließ Ihn durch den Cantzler sagen/ weil mich GOtt solches heist/ und er auch sein gewaltig Zeugnüß hätte/ so möchte er schreiden/ was ihm geboten wäre / darauff fehet der Mönch an zu schreiben/ und macht so grobe Schrifft/ daß ich sie hier zu Schweinitz (denn an diesem Orte ist der Churfürst damals gewesen) erkennen kunte: Er führte auch so eine lange Feder/ daß sie biß gen Rom mit dem andern Theilreichte/ und einen Löwen/ der zu Rom lag/ mit dem Sturtz in ein Ohr stach/ daß der Stürtz wieder zum andern Ohre heraus gieng / und strackte sich die Feder ferner/ biß an der Päbstlichen Herrligkeit dreyfache Krone/ und stieß so hart daran/ daß sie begunte zu wackeln/ und wolte ihrer Heiligkeit vom Häupte fallen/ wie sie nun also im Falle ist / deucht mich/ Jch und E. L. stunden nicht weit davon/ Jch strackte auch meine Hand aus und wolte sie tige GOtt einen Mönch/ eines feines erbaren Angesichts/ zu mir schickete/ der war Sanet Pauli des lieben Apostels natürlicher Sohn/ der hatte bey sich zu Geferten/ aus GOttes Befehl / alle liebe Heiligen/ die solten dem Mönch vor mir Zeugnüß geben/ daß es kein Betrug mit ihm wehre/ sondern er wehre ein Gesandter GOttes/ und ließ mir GOtt gebieten/ ich solte dem Mönche gestatten/ daß er mir etwas an meine Schloß-Capelle zu Wittenberg schreiben dörffte/ es wurde mich nicht geräuen: Jch ließ Ihn durch den Cantzler sagen/ weil mich GOtt solches heist/ und er auch sein gewaltig Zeugnüß hätte/ so möchte er schreiden/ was ihm geboten wäre / darauff fehet der Mönch an zu schreiben/ und macht so grobe Schrifft/ daß ich sie hier zu Schweinitz (denn an diesem Orte ist der Churfürst damals gewesen) erkennen kunte: Er führte auch so eine lange Feder/ daß sie biß gen Rom mit dem andern Theilreichte/ und einen Löwen/ der zu Rom lag/ mit dem Sturtz in ein Ohr stach/ daß der Stürtz wieder zum andern Ohre heraus gieng / und strackte sich die Feder ferner/ biß an der Päbstlichen Herrligkeit dreyfache Krone/ und stieß so hart daran/ daß sie begunte zu wackeln/ und wolte ihrer Heiligkeit vom Häupte fallen/ wie sie nun also im Falle ist / deucht mich/ Jch und E. L. stunden nicht weit davon/ Jch strackte auch meine Hand aus und wolte sie <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0446" n="426"/> tige GOtt einen Mönch/ eines feines erbaren Angesichts/ zu mir schickete/ der war Sanet Pauli des lieben Apostels natürlicher Sohn/ der hatte bey sich zu Geferten/ aus GOttes Befehl / alle liebe Heiligen/ die solten dem Mönch vor mir Zeugnüß geben/ daß es kein Betrug mit ihm wehre/ sondern er wehre ein Gesandter GOttes/ und ließ mir GOtt gebieten/ ich solte dem Mönche gestatten/ daß er mir etwas an meine Schloß-Capelle zu Wittenberg schreiben dörffte/ es wurde mich nicht geräuen: Jch ließ Ihn durch den Cantzler sagen/ weil mich GOtt solches heist/ und er auch sein gewaltig Zeugnüß hätte/ so möchte er schreiden/ was ihm geboten wäre / darauff fehet der Mönch an zu schreiben/ und macht so grobe Schrifft/ daß ich sie hier zu Schweinitz (denn an diesem Orte ist der Churfürst damals gewesen) erkennen kunte: Er führte auch so eine lange Feder/ daß sie biß gen Rom mit dem andern Theilreichte/ und einen Löwen/ der zu Rom lag/ mit dem Sturtz in ein Ohr stach/ daß der Stürtz wieder zum andern Ohre heraus gieng / und strackte sich die Feder ferner/ biß an der Päbstlichen Herrligkeit dreyfache Krone/ und stieß so hart daran/ daß sie begunte zu wackeln/ und wolte ihrer Heiligkeit vom Häupte fallen/ wie sie nun also im Falle ist / deucht mich/ Jch und E. L. stunden nicht weit davon/ Jch strackte auch meine Hand aus und wolte sie </p> </div> </body> </text> </TEI> [426/0446]
tige GOtt einen Mönch/ eines feines erbaren Angesichts/ zu mir schickete/ der war Sanet Pauli des lieben Apostels natürlicher Sohn/ der hatte bey sich zu Geferten/ aus GOttes Befehl / alle liebe Heiligen/ die solten dem Mönch vor mir Zeugnüß geben/ daß es kein Betrug mit ihm wehre/ sondern er wehre ein Gesandter GOttes/ und ließ mir GOtt gebieten/ ich solte dem Mönche gestatten/ daß er mir etwas an meine Schloß-Capelle zu Wittenberg schreiben dörffte/ es wurde mich nicht geräuen: Jch ließ Ihn durch den Cantzler sagen/ weil mich GOtt solches heist/ und er auch sein gewaltig Zeugnüß hätte/ so möchte er schreiden/ was ihm geboten wäre / darauff fehet der Mönch an zu schreiben/ und macht so grobe Schrifft/ daß ich sie hier zu Schweinitz (denn an diesem Orte ist der Churfürst damals gewesen) erkennen kunte: Er führte auch so eine lange Feder/ daß sie biß gen Rom mit dem andern Theilreichte/ und einen Löwen/ der zu Rom lag/ mit dem Sturtz in ein Ohr stach/ daß der Stürtz wieder zum andern Ohre heraus gieng / und strackte sich die Feder ferner/ biß an der Päbstlichen Herrligkeit dreyfache Krone/ und stieß so hart daran/ daß sie begunte zu wackeln/ und wolte ihrer Heiligkeit vom Häupte fallen/ wie sie nun also im Falle ist / deucht mich/ Jch und E. L. stunden nicht weit davon/ Jch strackte auch meine Hand aus und wolte sie
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Zitationshilfe: | Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 426. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/446>, abgerufen am 18.06.2024. |