Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.ANthimus Bischoff der Kirchen zu Nicodemien/ als Euphrasia/ eine schöne unverletzte Zier der Jungfrauschafft/ welches Ehren-Lob ihr Nicephorus gibt / umb deß willen/ daß sie die Götzen nicht verehren wollen/ unzüchtigen Schand-Wuben zu Schänden übergeben wurde/ und ihr im hinführen Anthimus ungefehr begegnete/ sie ihn frangte/ was sie unter diesen beyden thun solle / ob sie sich Schänden lassen/ oder ehe sie das thete/ sich selbsten umbringen solle/ er zu ihr sagte; mein liebe Tochter Euphrasia, es ist wol die keusche / reine Jungfrauschafft/ die allerschönste Gabe: aber viel grösse/ und herrlicher ist das Gebot des Glaubens. Vnd demnach/ so es nicht sein kan/ daß du beydes behalten könnest/ halte ich dafür/ du soltest dahin streben/ daß du nur diene Seele unbefleckt behaltest: Daß du nemblich/ wann du dien Gemüth in wahrem Glauben befestiget/ deinen Leib die böse Buben Schänden/ und unehrn lassest. Welchem treuen Rath/ wo sie gefolget/ hette sie besser und Christlicher gethan/ als daß/ Sie dem zu wieder/ sich/ umb erhaltung der leiblichen Keuschheit willen/ umbs leben/ durch besondern List/ bringen lassen. Fast dergleichen von einer Alexandrinischen Matronen ist bey Eusebio zu lesen. 1. Gewalt leiden ohne Bewilligung/ das macht und bringt keine Schand dann es ist ein Passio, ein Leiden/ und nicht ANthimus Bischoff der Kirchen zu Nicodemien/ als Euphrasia/ eine schöne unverletzte Zier der Jungfrauschafft/ welches Ehren-Lob ihr Nicephorus gibt / umb deß willen/ daß sie die Götzen nicht verehren wollen/ unzüchtigen Schand-Wuben zu Schänden übergeben wurde/ und ihr im hinführen Anthimus ungefehr begegnete/ sie ihn frangte/ was sie unter diesen beyden thun solle / ob sie sich Schänden lassen/ oder ehe sie das thete/ sich selbsten umbringen solle/ er zu ihr sagte; mein liebe Tochter Euphrasia, es ist wol die keusche / reine Jungfrauschafft/ die allerschönste Gabe: aber viel grösse/ und herrlicher ist das Gebot des Glaubens. Vnd demnach/ so es nicht sein kan/ daß du beydes behalten könnest/ halte ich dafür/ du soltest dahin streben/ daß du nur diene Seele unbefleckt behaltest: Daß du nemblich/ wann du dien Gemüth in wahrem Glauben befestiget/ deinen Leib die böse Buben Schänden/ und unehrn lassest. Welchem treuen Rath/ wo sie gefolget/ hette sie besser und Christlicher gethan/ als daß/ Sie dem zu wieder/ sich/ umb erhaltung der leiblichen Keuschheit willen/ umbs leben/ durch besondern List/ bringen lassen. Fast dergleichen von einer Alexandrinischen Matronen ist bey Eusebio zu lesen. 1. Gewalt leiden ohne Bewilligung/ das macht und bringt keine Schand dañ es ist ein Passio, ein Leiden/ und nicht <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0558" n="538"/> <p>ANthimus Bischoff der Kirchen zu Nicodemien/ als Euphrasia/ eine schöne unverletzte Zier der Jungfrauschafft/ welches Ehren-Lob ihr Nicephorus gibt / umb deß willen/ daß sie die Götzen nicht verehren wollen/ unzüchtigen Schand-Wuben zu Schänden übergeben wurde/ und ihr im hinführen Anthimus ungefehr begegnete/ sie ihn frangte/ was sie unter diesen beyden thun solle / ob sie sich Schänden lassen/ oder ehe sie das thete/ sich selbsten umbringen solle/ er zu ihr sagte; mein liebe Tochter Euphrasia, es ist wol die keusche / reine Jungfrauschafft/ die allerschönste Gabe: aber viel grösse/ und herrlicher ist das Gebot des Glaubens. Vnd demnach/ so es nicht sein kan/ daß du beydes behalten könnest/ halte ich dafür/ du soltest dahin streben/ daß du nur diene Seele unbefleckt behaltest: Daß du nemblich/ wann du dien Gemüth in wahrem Glauben befestiget/ deinen Leib die böse Buben Schänden/ und unehrn lassest. Welchem treuen Rath/ wo sie gefolget/ hette sie besser und Christlicher gethan/ als daß/ Sie dem zu wieder/ sich/ umb erhaltung der leiblichen Keuschheit willen/ umbs leben/ durch besondern List/ bringen lassen. Fast dergleichen von einer Alexandrinischen Matronen ist bey Eusebio zu lesen.</p> <p>1. Gewalt leiden ohne Bewilligung/ das macht und bringt keine Schand dañ es ist ein Passio, ein Leiden/ und nicht </p> </div> </body> </text> </TEI> [538/0558]
ANthimus Bischoff der Kirchen zu Nicodemien/ als Euphrasia/ eine schöne unverletzte Zier der Jungfrauschafft/ welches Ehren-Lob ihr Nicephorus gibt / umb deß willen/ daß sie die Götzen nicht verehren wollen/ unzüchtigen Schand-Wuben zu Schänden übergeben wurde/ und ihr im hinführen Anthimus ungefehr begegnete/ sie ihn frangte/ was sie unter diesen beyden thun solle / ob sie sich Schänden lassen/ oder ehe sie das thete/ sich selbsten umbringen solle/ er zu ihr sagte; mein liebe Tochter Euphrasia, es ist wol die keusche / reine Jungfrauschafft/ die allerschönste Gabe: aber viel grösse/ und herrlicher ist das Gebot des Glaubens. Vnd demnach/ so es nicht sein kan/ daß du beydes behalten könnest/ halte ich dafür/ du soltest dahin streben/ daß du nur diene Seele unbefleckt behaltest: Daß du nemblich/ wann du dien Gemüth in wahrem Glauben befestiget/ deinen Leib die böse Buben Schänden/ und unehrn lassest. Welchem treuen Rath/ wo sie gefolget/ hette sie besser und Christlicher gethan/ als daß/ Sie dem zu wieder/ sich/ umb erhaltung der leiblichen Keuschheit willen/ umbs leben/ durch besondern List/ bringen lassen. Fast dergleichen von einer Alexandrinischen Matronen ist bey Eusebio zu lesen.
1. Gewalt leiden ohne Bewilligung/ das macht und bringt keine Schand dañ es ist ein Passio, ein Leiden/ und nicht
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Zitationshilfe: | Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 538. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/558>, abgerufen am 26.06.2024. |