Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.ANno 1606. den 22. Aprilis ist gestorben Justus Lipsius, seiner Geschückligkeit nnd Schrifften halber/ ein namhaffter Mann/ der hat ihme selber mit Augusto offtermaln einen leichten und sanfften Tod gewünscht/ darzu auch ein freyes und unerschrocknes Gemüth/ in solcher angehender Noth. Welche beyde Begehren ihme nach seinem Wunsch wiederfahren. Dann er in vier Tagen die wichtige Arbeit des Sterbens verricht/ zu welcher Zeit er nichts anders gehandelt/ als nur vom Tod / und vom Sterben. Also/ daß er die gantze Zeit nit ein eintziges Wort/ weder seines Schreibens/ noch Studirens halber gered hette. Und als ihm einer in Geheim und Still in die Ohren sagte/ was er zu guten Trost von den Stoicis für reiche Materi hette: Dieses/ sprach er/ ist ein Eytelkeit/ und strecket seinen Finger aus gegen der Bildnüß Christi am Creuß/ so zu nechst bey Ihme gestanden. Das ist/ sagt er/ die wahre Gedult. Und als nun die Kranckheit angefangen überhand zunehmen/ ist das seine erste Sorg gewesen/ sich mit den heiligen Sacramenten der Buß/ des Fronleichnambs ANno 1606. den 22. Aprilis ist gestorben Justus Lipsius, seiner Geschückligkeit nnd Schrifften halber/ ein namhaffter Mann/ der hat ihme selber mit Augusto offtermaln einen leichten und sanfften Tod gewünscht/ darzu auch ein freyes und unerschrocknes Gemüth/ in solcher angehender Noth. Welche beyde Begehren ihme nach seinem Wunsch wiederfahren. Dann er in vier Tagen die wichtige Arbeit des Sterbens verricht/ zu welcher Zeit er nichts anders gehandelt/ als nur vom Tod / und vom Sterben. Also/ daß er die gantze Zeit nit ein eintziges Wort/ weder seines Schreibens/ noch Studirens halber gered hette. Und als ihm einer in Geheim und Still in die Ohren sagte/ was er zu guten Trost von den Stoicis für reiche Materi hette: Dieses/ sprach er/ ist ein Eytelkeit/ und strecket seinen Finger aus gegen der Bildnüß Christi am Creuß/ so zu nechst bey Ihme gestanden. Das ist/ sagt er/ die wahre Gedult. Und als nun die Kranckheit angefangen überhand zunehmen/ ist das seine erste Sorg gewesen/ sich mit den heiligen Sacramenten der Buß/ des Fronleichnambs <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0665" n="645"/> <p>ANno 1606. den 22. Aprilis ist gestorben Justus Lipsius, seiner Geschückligkeit nnd Schrifften halber/ ein namhaffter Mann/ der hat ihme selber mit Augusto offtermaln einen leichten und sanfften Tod gewünscht/ darzu auch ein freyes und unerschrocknes Gemüth/ in solcher angehender Noth. Welche beyde Begehren ihme nach seinem Wunsch wiederfahren. Dann er in vier Tagen die wichtige Arbeit des Sterbens verricht/ zu welcher Zeit er nichts anders gehandelt/ als nur vom Tod / und vom Sterben. Also/ daß er die gantze Zeit nit ein eintziges Wort/ weder seines Schreibens/ noch Studirens halber gered hette. Und als ihm einer in Geheim und Still in die Ohren sagte/ was er zu guten Trost von den Stoicis für reiche Materi hette: Dieses/ sprach er/ ist ein Eytelkeit/ und strecket seinen Finger aus gegen der Bildnüß Christi am Creuß/ so zu nechst bey Ihme gestanden. Das ist/ sagt er/ die wahre Gedult. Und als nun die Kranckheit angefangen überhand zunehmen/ ist das seine erste Sorg gewesen/ sich mit den heiligen Sacramenten der Buß/ des Fronleichnambs </p> </div> </body> </text> </TEI> [645/0665]
ANno 1606. den 22. Aprilis ist gestorben Justus Lipsius, seiner Geschückligkeit nnd Schrifften halber/ ein namhaffter Mann/ der hat ihme selber mit Augusto offtermaln einen leichten und sanfften Tod gewünscht/ darzu auch ein freyes und unerschrocknes Gemüth/ in solcher angehender Noth. Welche beyde Begehren ihme nach seinem Wunsch wiederfahren. Dann er in vier Tagen die wichtige Arbeit des Sterbens verricht/ zu welcher Zeit er nichts anders gehandelt/ als nur vom Tod / und vom Sterben. Also/ daß er die gantze Zeit nit ein eintziges Wort/ weder seines Schreibens/ noch Studirens halber gered hette. Und als ihm einer in Geheim und Still in die Ohren sagte/ was er zu guten Trost von den Stoicis für reiche Materi hette: Dieses/ sprach er/ ist ein Eytelkeit/ und strecket seinen Finger aus gegen der Bildnüß Christi am Creuß/ so zu nechst bey Ihme gestanden. Das ist/ sagt er/ die wahre Gedult. Und als nun die Kranckheit angefangen überhand zunehmen/ ist das seine erste Sorg gewesen/ sich mit den heiligen Sacramenten der Buß/ des Fronleichnambs
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Zitationshilfe: | Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 645. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/665>, abgerufen am 26.06.2024. |