hört er unfürsehner Sach daß ein geschwinder Reuter/ gegen seinem Hauß eilends daher ritte/ und vor der Hauß-Thür still hielten/ hört auch zu gleich/ wie er überlaut auf der Gassen ausschrye: O Michael, O Michael, vera, vera sunt illa O Michael, O Michael, jene Ding seynd war/ war seynd jene Ding. Da nun Michael Mercatus mit grosser Eyl und Verwunderung das Fenster auffgethan/ sahe er gemelten Reuter auff seinem Schimmel wiederumb fortreiten; schrye ihm zwar starck nach/ der Reuter aber ließ sich nicht auffhalten/ und ist also verschwunden.
Ob dieser seltzamen Bothschafft hat sich der Herr Mercatus gewaltig entsetzt / dann er wust nicht/ daß sein alierbester Freund Marsilius Ficinus todts verfahren. Da er nun dessen gafleissige Nachfrag gehalten/ hat er befunden / daß Marsilius Ficinus eben an dem Tag/ ja eben in der Stund zu Flotzentz gestorben/ in welcher er sich also vor dem Hauß auff einem weiffen Pferd hat sehen und hören lassen. Drauff er Michael Mercatus, so dieses selbst gesehen und gehört/ ob er wol schon vor dem/ ein frombs/ eingezogens/ gottseligs Leben geführt/ und in hohen Künsten keinem nichts bevorgeben/ dannoch von der Zeir an/ hat er sich alles Philosophirns und aller weltlichen Künsten/ gantz abgethan und entschlagen/ die eintzig wahre recht Christlich Weißheit nahm er für sich/ war
hört er unfürsehner Sach daß ein geschwinder Reuter/ gegen seinem Hauß eilends daher ritte/ und vor der Hauß-Thür still hielten/ hört auch zu gleich/ wie er überlaut auf der Gassen ausschrye: O Michael, O Michael, vera, vera sunt illa O Michael, O Michael, jene Ding seynd war/ war seynd jene Ding. Da nun Michael Mercatus mit grosser Eyl und Verwunderung das Fenster auffgethan/ sahe er gemelten Reuter auff seinem Schimmel wiederumb fortreiten; schrye ihm zwar starck nach/ der Reuter aber ließ sich nicht auffhalten/ und ist also verschwunden.
Ob dieser seltzamen Bothschafft hat sich der Herr Mercatus gewaltig entsetzt / dann er wust nicht/ daß sein alierbester Freund Marsilius Ficinus todts verfahren. Da er nun dessen gafleissige Nachfrag gehalten/ hat er befunden / daß Marsilius Ficinus eben an dem Tag/ ja eben in der Stund zu Flotzentz gestorben/ in welcher er sich also vor dem Hauß auff einem weiffen Pferd hat sehen und hören lassen. Drauff er Michael Mercatus, so dieses selbst gesehen und gehört/ ob er wol schon vor dem/ ein frombs/ eingezogens/ gottseligs Leben geführt/ und in hohen Künsten keinem nichts bevorgeben/ dannoch von der Zeir an/ hat er sich alles Philosophirns und aller weltlichen Künsten/ gantz abgethan und entschlagen/ die eintzig wahre recht Christlich Weißheit nahm er für sich/ war
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hört er unfürsehner Sach daß ein geschwinder Reuter/ gegen seinem Hauß eilends daher ritte/ und vor der Hauß-Thür still hielten/ hört auch zu gleich/ wie er überlaut auf der Gassen ausschrye: O Michael, O Michael, vera, vera sunt illa O Michael, O Michael, jene Ding seynd war/ war seynd jene Ding. Da nun Michael Mercatus mit grosser Eyl und Verwunderung das Fenster auffgethan/ sahe er gemelten Reuter auff seinem Schimmel wiederumb fortreiten; schrye ihm zwar starck nach/ der Reuter aber ließ sich nicht auffhalten/ und ist also verschwunden.</p><p>Ob dieser seltzamen Bothschafft hat sich der Herr Mercatus gewaltig entsetzt / dann er wust nicht/ daß sein alierbester Freund Marsilius Ficinus todts verfahren. Da er nun dessen gafleissige Nachfrag gehalten/ hat er befunden / daß Marsilius Ficinus eben an dem Tag/ ja eben in der Stund zu Flotzentz gestorben/ in welcher er sich also vor dem Hauß auff einem weiffen Pferd hat sehen und hören lassen. Drauff er Michael Mercatus, so dieses selbst gesehen und gehört/ ob er wol schon vor dem/ ein frombs/ eingezogens/ gottseligs Leben geführt/ und in hohen Künsten keinem nichts bevorgeben/ dannoch von der Zeir an/ hat er sich alles Philosophirns und aller weltlichen Künsten/ gantz abgethan und entschlagen/ die eintzig wahre recht Christlich Weißheit nahm er für sich/ war
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hört er unfürsehner Sach daß ein geschwinder Reuter/ gegen seinem Hauß eilends daher ritte/ und vor der Hauß-Thür still hielten/ hört auch zu gleich/ wie er überlaut auf der Gassen ausschrye: O Michael, O Michael, vera, vera sunt illa O Michael, O Michael, jene Ding seynd war/ war seynd jene Ding. Da nun Michael Mercatus mit grosser Eyl und Verwunderung das Fenster auffgethan/ sahe er gemelten Reuter auff seinem Schimmel wiederumb fortreiten; schrye ihm zwar starck nach/ der Reuter aber ließ sich nicht auffhalten/ und ist also verschwunden.
Ob dieser seltzamen Bothschafft hat sich der Herr Mercatus gewaltig entsetzt / dann er wust nicht/ daß sein alierbester Freund Marsilius Ficinus todts verfahren. Da er nun dessen gafleissige Nachfrag gehalten/ hat er befunden / daß Marsilius Ficinus eben an dem Tag/ ja eben in der Stund zu Flotzentz gestorben/ in welcher er sich also vor dem Hauß auff einem weiffen Pferd hat sehen und hören lassen. Drauff er Michael Mercatus, so dieses selbst gesehen und gehört/ ob er wol schon vor dem/ ein frombs/ eingezogens/ gottseligs Leben geführt/ und in hohen Künsten keinem nichts bevorgeben/ dannoch von der Zeir an/ hat er sich alles Philosophirns und aller weltlichen Künsten/ gantz abgethan und entschlagen/ die eintzig wahre recht Christlich Weißheit nahm er für sich/ war
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Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 672. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/692>, abgerufen am 26.06.2024.
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