Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.

Bild:
<< vorherige Seite

der/ dem er schuldig war/ neben ihm stund/ bath er ihn/ daß er ihme/ weil er den Eyd thete/ Seinen Stab halten wolte. Darauff that er den Eyd / daß er deme sein Geld warhafftig in seine Hände überantwortet hette. Der Tropff meynete das Geld im Stabe/ von welchem der ander nichts wuste. GOTT aber endete die List wunderbarlich. Da der alte Geitzhalß nach gethanen Eyde will heimgehen/ und unten am Rath-Hauß zur Thür heraus tritt/ entgleitet ihm der Fuß/ daß ihme der Stab aus der Hand springt/ und gleich unter den Mühl-Wagen (der ohne Gefehr für- über fuhr) fält/ und daß eine Rad drüber gehet / zerbricht der Stab/ daß das Geld heraus fält. Sigismundus Svevus in seinem Geitz wagen.

1. O weh der armen Seelen/ welche der Geitz ins Verderben gestürtzt! Hat dieser Geitzige vermeynet/ er habe nicht unrecht geschworen/ weil er seinem creditori das Geld mit dem Stab in die Hände geben/ so ist er betrogen gewesen. Verba enim juramenti non secundum intentionem jurantis, sed juramentum imponentis sunt intelligenda, Das ist: Die Wort eines Eydschwures sind nicht zu verstehen/ wie sie der außleget/ welcher schweret /

der/ dem er schuldig war/ neben ihm stund/ bath er ihn/ daß er ihme/ weil er den Eyd thete/ Seinen Stab halten wolte. Darauff that er den Eyd / daß er deme sein Geld warhafftig in seine Hände überantwortet hette. Der Tropff meynete das Geld im Stabe/ von welchem der ander nichts wuste. GOTT aber endete die List wunderbarlich. Da der alte Geitzhalß nach gethanen Eyde will heimgehen/ und unten am Rath-Hauß zur Thür heraus tritt/ entgleitet ihm der Fuß/ daß ihme der Stab aus der Hand springt/ und gleich unter den Mühl-Wagen (der ohne Gefehr für- über fuhr) fält/ und daß eine Rad drüber gehet / zerbricht der Stab/ daß das Geld heraus fält. Sigismundus Svevus in seinem Geitz wagen.

1. O weh der armen Seelen/ welche der Geitz ins Verderben gestürtzt! Hat dieser Geitzige vermeynet/ er habe nicht unrecht geschworen/ weil er seinem creditori das Geld mit dem Stab in die Hände geben/ so ist er betrogen gewesen. Verba enim juramenti non secundum intentionem jurantis, sed juramentum imponentis sunt intelligenda, Das ist: Die Wort eines Eydschwures sind nicht zu verstehen/ wie sie der außleget/ welcher schweret /

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0711" n="691"/>
der/ dem er schuldig war/ neben ihm stund/ bath er ihn/ daß er                      ihme/ weil er den Eyd thete/ Seinen Stab halten wolte. Darauff that er den Eyd                     / daß er deme sein Geld warhafftig in seine Hände überantwortet hette. Der                      Tropff meynete das Geld im Stabe/ von welchem der ander nichts wuste. GOTT aber                      endete die List wunderbarlich. Da der alte Geitzhalß nach gethanen Eyde will                      heimgehen/ und unten am Rath-Hauß zur Thür heraus tritt/ entgleitet ihm der                      Fuß/ daß ihme der Stab aus der Hand springt/ und gleich unter den Mühl-Wagen                      (der ohne Gefehr für- über fuhr) fält/ und daß eine Rad drüber gehet /                      zerbricht der Stab/ daß das Geld heraus fält. Sigismundus Svevus in seinem                      Geitz wagen.</p>
        <p>1. O weh der armen Seelen/ welche der Geitz ins Verderben gestürtzt! Hat dieser                      Geitzige vermeynet/ er habe nicht unrecht geschworen/ weil er seinem creditori                      das Geld mit dem Stab in die Hände geben/ so ist er betrogen gewesen. Verba                      enim juramenti non secundum intentionem jurantis, sed juramentum imponentis sunt                      intelligenda, Das ist: Die Wort eines Eydschwures sind nicht zu verstehen/ wie                      sie der außleget/ welcher schweret /
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[691/0711] der/ dem er schuldig war/ neben ihm stund/ bath er ihn/ daß er ihme/ weil er den Eyd thete/ Seinen Stab halten wolte. Darauff that er den Eyd / daß er deme sein Geld warhafftig in seine Hände überantwortet hette. Der Tropff meynete das Geld im Stabe/ von welchem der ander nichts wuste. GOTT aber endete die List wunderbarlich. Da der alte Geitzhalß nach gethanen Eyde will heimgehen/ und unten am Rath-Hauß zur Thür heraus tritt/ entgleitet ihm der Fuß/ daß ihme der Stab aus der Hand springt/ und gleich unter den Mühl-Wagen (der ohne Gefehr für- über fuhr) fält/ und daß eine Rad drüber gehet / zerbricht der Stab/ daß das Geld heraus fält. Sigismundus Svevus in seinem Geitz wagen. 1. O weh der armen Seelen/ welche der Geitz ins Verderben gestürtzt! Hat dieser Geitzige vermeynet/ er habe nicht unrecht geschworen/ weil er seinem creditori das Geld mit dem Stab in die Hände geben/ so ist er betrogen gewesen. Verba enim juramenti non secundum intentionem jurantis, sed juramentum imponentis sunt intelligenda, Das ist: Die Wort eines Eydschwures sind nicht zu verstehen/ wie sie der außleget/ welcher schweret /

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/711
Zitationshilfe: Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 691. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/711>, abgerufen am 22.11.2024.