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Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.

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Engel/ die lieben Wächter zu/ daß wir vorn Satan mögen haben Ruh.

406

Kein Mensch hat nach Gottes Calender einen gantzen Tag gelebet.

IUstinus und Ircnaeus, alte hoch berümbte Scribenten/ mercken mit sonderm Sinnreichen Fleiß/ daß/ nach dem Urtheil über den ersten Menschen/ kein Mensch dem Calender GOttes nach einen gantzen Tag gelebt hab/ dann wie die Propheten und Apostel bezeugen/ so ist ein Tag vor dem HErrn wie tausend Jahr/ und tausend Jahr wie ein Tag. Es hat aber kein Mensch tausend Jahr gelebt / so hat derhalben auch keiner einen gvntzen Tag gelebt/ es muß nur gestorben seyn. Wann du schon neunhundert und noch mehr Jahr alt würdest; Es muß gestorben seyn. Diß ist so wol aus H. Schrifft/ als Menschlicher Vernunfft und Erfahrenheit gewiß. Die Heil. Schrifft schreyt viel hundertmal/ es muß gestorben seyn. Die Vernunfft über disputirt sich selbst mit den allerkräfftigsten Argumenten/ daß ein Ding aus wiederwertigen Elementen zusammen gefügt/ der Zergänglichkeit unterworffen sey/ und darumb muß es gestorben seyn. Die Erfahrenheit eine Meisterin aller Närrischen und Gescheiden/ zeigt uns unzahlbare viel Todten-Gräber/ und be-

Engel/ die lieben Wächter zu/ daß wir vorn Satan mögen haben Ruh.

406

Kein Mensch hat nach Gottes Calender einen gantzen Tag gelebet.

IUstinus und Ircnaeus, alte hoch berümbte Scribenten/ mercken mit sonderm Sinnreichen Fleiß/ daß/ nach dem Urtheil über den ersten Menschen/ kein Mensch dem Calender GOttes nach einẽ gantzen Tag gelebt hab/ dann wie die Propheten und Apostel bezeugen/ so ist ein Tag vor dem HErrn wie tausend Jahr/ und tausend Jahr wie ein Tag. Es hat aber kein Mensch tausend Jahr gelebt / so hat derhalben auch keiner einen gvntzen Tag gelebt/ es muß nur gestorben seyn. Wann du schon neunhundert und noch mehr Jahr alt würdest; Es muß gestorben seyn. Diß ist so wol aus H. Schrifft/ als Menschlicher Vernunfft und Erfahrenheit gewiß. Die Heil. Schrifft schreyt viel hundertmal/ es muß gestorben seyn. Die Vernunfft über disputirt sich selbst mit den allerkräfftigsten Argumenten/ daß ein Ding aus wiederwertigen Elementen zusam̃en gefügt/ der Zergänglichkeit unterworffen sey/ und darumb muß es gestorben seyn. Die Erfahrenheit eine Meisterin aller Närrischen und Gescheiden/ zeigt uns unzahlbare viel Todten-Gräber/ und be-

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[767/0787] Engel/ die lieben Wächter zu/ daß wir vorn Satan mögen haben Ruh. 406 Kein Mensch hat nach Gottes Calender einen gantzen Tag gelebet. IUstinus und Ircnaeus, alte hoch berümbte Scribenten/ mercken mit sonderm Sinnreichen Fleiß/ daß/ nach dem Urtheil über den ersten Menschen/ kein Mensch dem Calender GOttes nach einẽ gantzen Tag gelebt hab/ dann wie die Propheten und Apostel bezeugen/ so ist ein Tag vor dem HErrn wie tausend Jahr/ und tausend Jahr wie ein Tag. Es hat aber kein Mensch tausend Jahr gelebt / so hat derhalben auch keiner einen gvntzen Tag gelebt/ es muß nur gestorben seyn. Wann du schon neunhundert und noch mehr Jahr alt würdest; Es muß gestorben seyn. Diß ist so wol aus H. Schrifft/ als Menschlicher Vernunfft und Erfahrenheit gewiß. Die Heil. Schrifft schreyt viel hundertmal/ es muß gestorben seyn. Die Vernunfft über disputirt sich selbst mit den allerkräfftigsten Argumenten/ daß ein Ding aus wiederwertigen Elementen zusam̃en gefügt/ der Zergänglichkeit unterworffen sey/ und darumb muß es gestorben seyn. Die Erfahrenheit eine Meisterin aller Närrischen und Gescheiden/ zeigt uns unzahlbare viel Todten-Gräber/ und be-

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Zitationshilfe: Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 767. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/787>, abgerufen am 22.11.2024.