Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.Missethat verzeihen/ sondern ihn auch mit herrlichen Gaben verehren wolle Der Dieb giebet Glauben/ und gehet freymütig zum König/ welcher sich über ihm hoch verwundert/ und ihm als dem geschwindesten Menschen seine Tochter zur Ehe gegeben. 1. Hier mag man wol sagen: Die Kinder dieser Welt sind klüger denn die Kinder des Leichtes in ihrem Geschlechte. Wolte Gott/ daß wir die geistliche Klugheit / wordurch wir zur Seeligkeit befördert werden/ uns so angelegen seyn liessen / wie dieser Dieb sich in der Weltlichen exerciret. 2. Wie wenn der König nicht hette Glauben gehalten? Aber es war recht. Wenn niemand mehr Glauben halten würde/ so sollens Könige/ Fürsten und Potentaten thun. Daß er aber diesem Diebe seine Tochter zur Ehe geben/ ist Verwunderungs würdig. 412. D. Getzner ist ein armes Kind gewesen/ und ein vornehmer Mann worden/ dafür hat Er GOTT auff seinem Tod-Bette gedancket. Missethat verzeihen/ sondern ihn auch mit herrlichen Gaben verehren wolle Der Dieb giebet Glauben/ und gehet freymütig zum König/ welcher sich über ihm hoch verwundert/ und ihm als dem geschwindesten Menschen seine Tochter zur Ehe gegeben. 1. Hier mag man wol sagen: Die Kinder dieser Welt sind klüger denn die Kinder des Leichtes in ihrem Geschlechte. Wolte Gott/ daß wir die geistliche Klugheit / wordurch wir zur Seeligkeit befördert werden/ uns so angelegen seyn liessen / wie dieser Dieb sich in der Weltlichen exerciret. 2. Wie wenn der König nicht hette Glauben gehalten? Aber es war recht. Wenn niemand mehr Glauben halten würde/ so sollens Könige/ Fürsten und Potentaten thun. Daß er aber diesem Diebe seine Tochter zur Ehe geben/ ist Verwunderungs würdig. 412. D. Getzner ist ein armes Kind gewesen/ und ein vornehmer Mann worden/ dafür hat Er GOTT auff seinem Tod-Bette gedancket. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0796" n="776"/> Missethat verzeihen/ sondern ihn auch mit herrlichen Gaben verehren wolle Der Dieb giebet Glauben/ und gehet freymütig zum König/ welcher sich über ihm hoch verwundert/ und ihm als dem geschwindesten Menschen seine Tochter zur Ehe gegeben.</p> <p>1. Hier mag man wol sagen: Die Kinder dieser Welt sind klüger denn die Kinder des Leichtes in ihrem Geschlechte. Wolte Gott/ daß wir die geistliche Klugheit / wordurch wir zur Seeligkeit befördert werden/ uns so angelegen seyn liessen / wie dieser Dieb sich in der Weltlichen exerciret.</p> <p>2. Wie wenn der König nicht hette Glauben gehalten? Aber es war recht. Wenn niemand mehr Glauben halten würde/ so sollens Könige/ Fürsten und Potentaten thun. Daß er aber diesem Diebe seine Tochter zur Ehe geben/ ist Verwunderungs würdig.</p> <p>412.</p> <p>D. Getzner ist ein armes Kind gewesen/ und ein vornehmer Mann worden/ dafür hat Er GOTT auff seinem Tod-Bette gedancket.</p> </div> </body> </text> </TEI> [776/0796]
Missethat verzeihen/ sondern ihn auch mit herrlichen Gaben verehren wolle Der Dieb giebet Glauben/ und gehet freymütig zum König/ welcher sich über ihm hoch verwundert/ und ihm als dem geschwindesten Menschen seine Tochter zur Ehe gegeben.
1. Hier mag man wol sagen: Die Kinder dieser Welt sind klüger denn die Kinder des Leichtes in ihrem Geschlechte. Wolte Gott/ daß wir die geistliche Klugheit / wordurch wir zur Seeligkeit befördert werden/ uns so angelegen seyn liessen / wie dieser Dieb sich in der Weltlichen exerciret.
2. Wie wenn der König nicht hette Glauben gehalten? Aber es war recht. Wenn niemand mehr Glauben halten würde/ so sollens Könige/ Fürsten und Potentaten thun. Daß er aber diesem Diebe seine Tochter zur Ehe geben/ ist Verwunderungs würdig.
412.
D. Getzner ist ein armes Kind gewesen/ und ein vornehmer Mann worden/ dafür hat Er GOTT auff seinem Tod-Bette gedancket.
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