Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.

Bild:
<< vorherige Seite
415.

Leopoldi und Leonor ä Liebe.

ALs der löbliche Käyser Sigismundus nach Rohm in Welschland verreiset/ und sich eine Zeitlang zu Senis auffgehalten/ dahin dann auch sonst von viel frembden Orthen ein mächtig Volck kommen/ diesen prächtigen Einzug anzuschauen/ unter welchem auch ein Welscher Herr sampt seinem Ehegemahl und einigen Tochter / Leonora waren/ was geschiehet? Als diese wolformirte Jungfrau an einem Fenster / nicht weit von deß Käysers Losament/ von seinem Diener einem (welcher ein Grafe aus Franckreich war) gesehen ward/ hat sie ihm alsbald sein Hertz mit Liebe so hart eingenommen/ daß er sie fast nicht aus dem Gesicht lassen können / verwundert sich zum höchsten über ihrer wunderbaren Schönheit/ wird auch so sehr bestürtzet/ daß er bald für Hertzen-Angst nicht weiß/ wo er daheim sey / dacht in seinem Hertzen/ wird mir das Mensch nicht zu theil/ so wil ich sterben/ doch hoffe ich GOTT/ und dem wunderbahren Glück/ die Jungfrau sol mir werden/ denn ich erfahr die Lieb ist blind/ Sitten und Tugend überwind. Vnd durch solch stets anschauen/ ward die Jungfrau gleich auch mit Liebs-Pfeilen troffen/ denn sie ihre Augen von ihm auch nicht weit abwandte / und dachte

415.

Leopoldi und Leonor ä Liebe.

ALs der löbliche Käyser Sigismundus nach Rohm in Welschland verreiset/ und sich eine Zeitlang zu Senis auffgehalten/ dahin dann auch sonst von viel frembden Orthen ein mächtig Volck kommen/ diesen prächtigen Einzug anzuschauen/ unter welchem auch ein Welscher Herr sampt seinem Ehegemahl und einigen Tochter / Leonora waren/ was geschiehet? Als diese wolformirte Jungfrau an einem Fenster / nicht weit von deß Käysers Losament/ von seinem Diener einem (welcher ein Grafe aus Franckreich war) gesehen ward/ hat sie ihm alsbald sein Hertz mit Liebe so hart eingenommen/ daß er sie fast nicht aus dem Gesicht lassen können / verwundert sich zum höchsten über ihrer wunderbaren Schönheit/ wird auch so sehr bestürtzet/ daß er bald für Hertzen-Angst nicht weiß/ wo er daheim sey / dacht in seinem Hertzen/ wird mir das Mensch nicht zu theil/ so wil ich sterben/ doch hoffe ich GOTT/ und dem wunderbahren Glück/ die Jungfrau sol mir werden/ denn ich erfahr die Lieb ist blind/ Sitten und Tugend überwind. Vnd durch solch stets anschauen/ ward die Jungfrau gleich auch mit Liebs-Pfeilen troffen/ denn sie ihre Augen von ihm auch nicht weit abwandte / und dachte

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0800" n="780"/>
        <head>415.</head>
        <argument>
          <p>Leopoldi und Leonor ä Liebe.</p>
        </argument>
        <p>ALs der löbliche Käyser Sigismundus nach Rohm in Welschland verreiset/ und sich                      eine Zeitlang zu Senis auffgehalten/ dahin dann auch sonst von viel frembden                      Orthen ein mächtig Volck kommen/ diesen prächtigen Einzug anzuschauen/ unter                      welchem auch ein Welscher Herr sampt seinem Ehegemahl und einigen Tochter /                      Leonora waren/ was geschiehet? Als diese wolformirte Jungfrau an einem Fenster                     / nicht weit von deß Käysers Losament/ von seinem Diener einem (welcher ein                      Grafe aus Franckreich war) gesehen ward/ hat sie ihm alsbald sein Hertz mit                      Liebe so hart eingenommen/ daß er sie fast nicht aus dem Gesicht lassen können                     / verwundert sich zum höchsten über ihrer wunderbaren Schönheit/ wird auch so                      sehr bestürtzet/ daß er bald für Hertzen-Angst nicht weiß/ wo er daheim sey /                      dacht in seinem Hertzen/ wird mir das Mensch nicht zu theil/ so wil ich                      sterben/ doch hoffe ich GOTT/ und dem wunderbahren Glück/ die Jungfrau sol                      mir werden/ denn ich erfahr die Lieb ist blind/ Sitten und Tugend überwind.                      Vnd durch solch stets anschauen/ ward die Jungfrau gleich auch mit                      Liebs-Pfeilen troffen/ denn sie ihre Augen von ihm auch nicht weit abwandte /                      und dachte
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[780/0800] 415. Leopoldi und Leonor ä Liebe. ALs der löbliche Käyser Sigismundus nach Rohm in Welschland verreiset/ und sich eine Zeitlang zu Senis auffgehalten/ dahin dann auch sonst von viel frembden Orthen ein mächtig Volck kommen/ diesen prächtigen Einzug anzuschauen/ unter welchem auch ein Welscher Herr sampt seinem Ehegemahl und einigen Tochter / Leonora waren/ was geschiehet? Als diese wolformirte Jungfrau an einem Fenster / nicht weit von deß Käysers Losament/ von seinem Diener einem (welcher ein Grafe aus Franckreich war) gesehen ward/ hat sie ihm alsbald sein Hertz mit Liebe so hart eingenommen/ daß er sie fast nicht aus dem Gesicht lassen können / verwundert sich zum höchsten über ihrer wunderbaren Schönheit/ wird auch so sehr bestürtzet/ daß er bald für Hertzen-Angst nicht weiß/ wo er daheim sey / dacht in seinem Hertzen/ wird mir das Mensch nicht zu theil/ so wil ich sterben/ doch hoffe ich GOTT/ und dem wunderbahren Glück/ die Jungfrau sol mir werden/ denn ich erfahr die Lieb ist blind/ Sitten und Tugend überwind. Vnd durch solch stets anschauen/ ward die Jungfrau gleich auch mit Liebs-Pfeilen troffen/ denn sie ihre Augen von ihm auch nicht weit abwandte / und dachte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/800
Zitationshilfe: Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 780. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/800>, abgerufen am 22.11.2024.