Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.ANno Christi 1559. den 23. Januarii hat sich zu Torgau diese traurige Geschicht begeben. Als bey einer Hochzeit eine Jungfrau zum Tantz einem Schneider übergeben wird/ gehet der Schneider etwas ab weg/ als die Jungfern fort geführt werden/ und der Schneider nicht vorhanden/ spricht die Jungfer einen Studenten an/ daß er sie zum Tantz führe/ er thut es/ bald darnach kombt der Schneider/ läst sich nichts mercken/ sondern als es Abends ist/ kompt er vor deß Studentens Thür/ bittet denselben heraus zukommen/ als er kompt/ ersticht er ihn unversehens/ und läuft darvon. Als es deß Studentens Hauß Leute vermercken/ tragen sie den Studenten alsobalden zum Wund-Artzt/ andern Tages stirbt er/ als es sein Vater erfährt/ erschrickt er/ und zeucht dahin/ daß Vater und Sohn zugleich in ein Grab kommen/ deß Schneiders Mutter stirbt auch / als sie es erfährt/ der Mördische Schneider stürtzt sich in den Fluß bey der Stadt/ und wird von den Fischern allda deß andern Tags gefunden. 1. Dieses ist eine böse That/ und der Teuffel/ welcher es hernach ins Fäustigen / wie man redet/ wird gelachet haben/ darzu Anstiffter gewesen. 2. Ein jedweder mag fleißig beten/ und dem Teuffel/ wenn er ihn in Versu- ANno Christi 1559. den 23. Januarii hat sich zu Torgau diese traurige Geschicht begeben. Als bey einer Hochzeit eine Jungfrau zum Tantz einem Schneider übergeben wird/ gehet der Schneider etwas ab weg/ als die Jungfern fort geführt werden/ und der Schneider nicht vorhanden/ spricht die Jungfer einen Studenten an/ daß er sie zum Tantz führe/ er thut es/ bald darnach kombt der Schneider/ läst sich nichts mercken/ sondern als es Abends ist/ kompt er vor deß Studentens Thür/ bittet denselben heraus zukommen/ als er kompt/ ersticht er ihn unversehens/ und läuft darvon. Als es deß Studentens Hauß Leute vermercken/ tragen sie den Studenten alsobalden zum Wund-Artzt/ andern Tages stirbt er/ als es sein Vater erfährt/ erschrickt er/ und zeucht dahin/ daß Vater und Sohn zugleich in ein Grab kommen/ deß Schneiders Mutter stirbt auch / als sie es erfährt/ der Mördische Schneider stürtzt sich in den Fluß bey der Stadt/ und wird von den Fischern allda deß andern Tags gefunden. 1. Dieses ist eine böse That/ und der Teuffel/ welcher es hernach ins Fäustigen / wie man redet/ wird gelachet haben/ darzu Anstiffter gewesen. 2. Ein jedweder mag fleißig beten/ und dem Teuffel/ wenn er ihn in Versu- <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0872" n="852"/> <p>ANno Christi 1559. den 23. Januarii hat sich zu Torgau diese traurige Geschicht begeben. Als bey einer Hochzeit eine Jungfrau zum Tantz einem Schneider übergeben wird/ gehet der Schneider etwas ab weg/ als die Jungfern fort geführt werden/ und der Schneider nicht vorhanden/ spricht die Jungfer einen Studenten an/ daß er sie zum Tantz führe/ er thut es/ bald darnach kombt der Schneider/ läst sich nichts mercken/ sondern als es Abends ist/ kompt er vor deß Studentens Thür/ bittet denselben heraus zukommen/ als er kompt/ ersticht er ihn unversehens/ und läuft darvon. Als es deß Studentens Hauß Leute vermercken/ tragen sie den Studenten alsobalden zum Wund-Artzt/ andern Tages stirbt er/ als es sein Vater erfährt/ erschrickt er/ und zeucht dahin/ daß Vater und Sohn zugleich in ein Grab kommen/ deß Schneiders Mutter stirbt auch / als sie es erfährt/ der Mördische Schneider stürtzt sich in den Fluß bey der Stadt/ und wird von den Fischern allda deß andern Tags gefunden.</p> <p>1. Dieses ist eine böse That/ und der Teuffel/ welcher es hernach ins Fäustigen / wie man redet/ wird gelachet haben/ darzu Anstiffter gewesen.</p> <p>2. Ein jedweder mag fleißig beten/ und dem Teuffel/ wenn er ihn in Versu- </p> </div> </body> </text> </TEI> [852/0872]
ANno Christi 1559. den 23. Januarii hat sich zu Torgau diese traurige Geschicht begeben. Als bey einer Hochzeit eine Jungfrau zum Tantz einem Schneider übergeben wird/ gehet der Schneider etwas ab weg/ als die Jungfern fort geführt werden/ und der Schneider nicht vorhanden/ spricht die Jungfer einen Studenten an/ daß er sie zum Tantz führe/ er thut es/ bald darnach kombt der Schneider/ läst sich nichts mercken/ sondern als es Abends ist/ kompt er vor deß Studentens Thür/ bittet denselben heraus zukommen/ als er kompt/ ersticht er ihn unversehens/ und läuft darvon. Als es deß Studentens Hauß Leute vermercken/ tragen sie den Studenten alsobalden zum Wund-Artzt/ andern Tages stirbt er/ als es sein Vater erfährt/ erschrickt er/ und zeucht dahin/ daß Vater und Sohn zugleich in ein Grab kommen/ deß Schneiders Mutter stirbt auch / als sie es erfährt/ der Mördische Schneider stürtzt sich in den Fluß bey der Stadt/ und wird von den Fischern allda deß andern Tags gefunden.
1. Dieses ist eine böse That/ und der Teuffel/ welcher es hernach ins Fäustigen / wie man redet/ wird gelachet haben/ darzu Anstiffter gewesen.
2. Ein jedweder mag fleißig beten/ und dem Teuffel/ wenn er ihn in Versu-
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