Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.1. Dem ist vorwar nicht anders. Die Gräber sind unsere rechte-Wohnung und Häuser. Die jenigen Häuser aber/ so wir in der Welt besitzen/ sind uns nur zur Miet eingethan. 2. Die Lehre hieraus soll diese seyn/ daß wir uns zum Grabe und Tode fein wol bereit machen/ wie die jenigen/ die eigene Häuser beziehen wollen. 464. Mutter Fluch. IN einer Stadt in Spanien hatte ein gelehrter und geehrter Mann zweene Söhne: Deren einer/ seines Alters etwa dreyzehen Jahr/ ein Bubenstück verübete: Darüber seine Mutter dermassen zu Vnwillen und Zorn bewogen worden/ daß sie anfieng/ ihn zu verfluchen/ und den Teuffeln zu geben/ und wünschete/ daß sie kämen und ihn holeten. Dieses geschahe deß Abends umb zehen Vhr: Vnd als die Mutter jmmer anhielt mit Fluchen/ gieng der Knabe gantz bestürtzet hinab in den Hof: Daselbst verschwand er/ also/ daß man ihn nicht kunte finden/ wie sehr fleißig man ihn suchte. Sie waren alle bestürtzet über diesem Fall/ in betrachtung/ daß man weder Thür noch Fenster öffen fand/ da er hätte können hinaus kommen. 1. Dem ist vorwar nicht anders. Die Gräber sind unsere rechte-Wohnung und Häuser. Die jenigen Häuser aber/ so wir in der Welt besitzen/ sind uns nur zur Miet eingethan. 2. Die Lehre hieraus soll diese seyn/ daß wir uns zum Grabe und Tode fein wol bereit machen/ wie die jenigen/ die eigene Häuser beziehen wollen. 464. Mutter Fluch. IN einer Stadt in Spanien hatte ein gelehrter und geehrter Mann zweene Söhne: Deren einer/ seines Alters etwa dreyzehen Jahr/ ein Bubenstück verübete: Darüber seine Mutter dermassen zu Vnwillen und Zorn bewogen worden/ daß sie anfieng/ ihn zu verfluchen/ und den Teuffeln zu geben/ und wünschete/ daß sie kämen und ihn holeten. Dieses geschahe deß Abends umb zehen Vhr: Vnd als die Mutter jmmer anhielt mit Fluchen/ gieng der Knabe gantz bestürtzet hinab in den Hof: Daselbst verschwand er/ also/ daß man ihn nicht kunte finden/ wie sehr fleißig man ihn suchte. Sie waren alle bestürtzet über diesem Fall/ in betrachtung/ daß man weder Thür noch Fenster öffen fand/ da er hätte können hinaus kommen. <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0888" n="868"/> <p>1. Dem ist vorwar nicht anders. Die Gräber sind unsere rechte-Wohnung und Häuser. Die jenigen Häuser aber/ so wir in der Welt besitzen/ sind uns nur zur Miet eingethan.</p> <p>2. Die Lehre hieraus soll diese seyn/ daß wir uns zum Grabe und Tode fein wol bereit machen/ wie die jenigen/ die eigene Häuser beziehen wollen.</p> <p>464.</p> <p>Mutter Fluch.</p> <p>IN einer Stadt in Spanien hatte ein gelehrter und geehrter Mann zweene Söhne: Deren einer/ seines Alters etwa dreyzehen Jahr/ ein Bubenstück verübete: Darüber seine Mutter dermassen zu Vnwillen und Zorn bewogen worden/ daß sie anfieng/ ihn zu verfluchen/ und den Teuffeln zu geben/ und wünschete/ daß sie kämen und ihn holeten.</p> <p>Dieses geschahe deß Abends umb zehen Vhr: Vnd als die Mutter jmmer anhielt mit Fluchen/ gieng der Knabe gantz bestürtzet hinab in den Hof: Daselbst verschwand er/ also/ daß man ihn nicht kunte finden/ wie sehr fleißig man ihn suchte.</p> <p>Sie waren alle bestürtzet über diesem Fall/ in betrachtung/ daß man weder Thür noch Fenster öffen fand/ da er hätte können hinaus kommen.</p> </div> </body> </text> </TEI> [868/0888]
1. Dem ist vorwar nicht anders. Die Gräber sind unsere rechte-Wohnung und Häuser. Die jenigen Häuser aber/ so wir in der Welt besitzen/ sind uns nur zur Miet eingethan.
2. Die Lehre hieraus soll diese seyn/ daß wir uns zum Grabe und Tode fein wol bereit machen/ wie die jenigen/ die eigene Häuser beziehen wollen.
464.
Mutter Fluch.
IN einer Stadt in Spanien hatte ein gelehrter und geehrter Mann zweene Söhne: Deren einer/ seines Alters etwa dreyzehen Jahr/ ein Bubenstück verübete: Darüber seine Mutter dermassen zu Vnwillen und Zorn bewogen worden/ daß sie anfieng/ ihn zu verfluchen/ und den Teuffeln zu geben/ und wünschete/ daß sie kämen und ihn holeten.
Dieses geschahe deß Abends umb zehen Vhr: Vnd als die Mutter jmmer anhielt mit Fluchen/ gieng der Knabe gantz bestürtzet hinab in den Hof: Daselbst verschwand er/ also/ daß man ihn nicht kunte finden/ wie sehr fleißig man ihn suchte.
Sie waren alle bestürtzet über diesem Fall/ in betrachtung/ daß man weder Thür noch Fenster öffen fand/ da er hätte können hinaus kommen.
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Zitationshilfe: | Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 868. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/888>, abgerufen am 16.07.2024. |