Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] *64 Er sieht aus, als wenn er in der Beutelkiste (in der Mühle) gesteckt hätte.

Weiss wie Mehl, Puder u. s. w.

*65 Er sieht aus, als wenn er junge Katzen gesäugt hätte. (Osnabrück.)

Schlecht, elend.

*66 Er sieht aus, als wenn er mit dem Dämelsack geschlagen wäre. (Neisse.)

D. i. sehr dumm.

*67 Er sieht aus, als wenn er nicht auf drei zählen könnte.

G. Forster fand Südseeinsulaner, die nicht über fünf zählen konnten.

*68 Er sieht aus, als wenn er noch kein Wasser betrübt hätte.

*69 Er sieht aus, als wenn er Strumpfwein getrunken hätte.

Der so sauer sein soll, dass bei seinem blossen Anblick die grössten Löcher in den Strümpfen sich von selbst zusammenziehen.

*70 Er sieht aus, als wenn er zehn gefressen hätte und der elfte wär' ihm im Halse stecken geblieben.

*71 Er sieht aus, als wenn ihm die Butter vom Brote gefallen wäre.

*72 Er sieht aus, als wenn ihm die Hühner die Butter vom Brote gefressen hätten.

*73 Er sieht aus, als wenn man ihm gen Himmel geläutet hätte.

Der von Noth Ausgezehrte.

*74 Er sieht aus, als wollt' er einen (alle) verschlingen.

Frz.: Il est fait comme un diable qui revient du pillage. (Kritzinger.)

Lat.: In antro Trophonii vaticinatus est. - Totus echinus asper.

*75 Er sieht aus, als wollt' er Gottes Marter schwören. - Tappius, 69b.

*76 Er sieht aus, as en Osse, der dem Fleischhauer entloopen is.

*77 Er sieht aus, as wenn he de Höll anblaset hädde. (Hamburg.)

*78 Er sieht aus, as wenn he mit den Hönern vom Bredde getten hädde. (Hamburg.)

*79 Er sieht aus, dass die Hunde kein Brot von ihm fressen möchten.

Da die Hunde keine Kostverächter sind, muss der, von dem selbst sie kein Brot nehmen, wol sehr schlecht und unappetitlich aussehen.

*80 Er sieht aus, dass die Milch davon sauer wird.

*81 Er sieht aus, dass eine Binsenspitze Blut aus seinen Wangen ziehen könnte.

Gesund und schön, so wohlgenährt und rosig.

*82 Er sieht aus nach wenig und dünkt sich ein König.

*83 Er sieht aus weiss und blo, wie gedörrt Bohnenstroh. - Fischart, Gesch.

*84 Er sieht aus, wenn er in Milch sähe, würde sie sauer.

*85 Er sieht aus wie a Mistbutten. - Idioticon Austr.

Von einem unverhältnissmässig dicken Menschen.

*86 Er sieht aus wie das Bild von Riffling. (Oberpfalz.)

Entfärbt, schlecht.

*87 Er sieht aus wie das garstige Ding zu Dresden.

Das "garstige Ding" war am Chor der alten Kreuzkirche zu Dresden und gehörte, wie das Brückenmännchen, der Todtentanz, der Queckbrunnen, der Trompeter am Trompeterschlösschen, der bärtige Kopf auf der Zahnsgasse u. m. a. zu den von verschiedenen Handwerkern erwählten Wahrzeichen der Stadt Dresden. (Vgl. Illustrirte Zeitung vom 28. Februar 1857, Nr. 713, S. 194.)

*88 Er sieht aus wie das Hungerjahr.

*89 Er sieht aus wie das Leiden Christi.

*90 Er sieht aus wie der alte Fischer. (Schles.)

Diese Redensart war zur Zeit des Befreiungskriegs in Schlesien (vielleicht auch anderwärts) üblich. Sie bezieht sich auf eine der hervorragendsten Persönlichkeiten der Lützower Freischar, den Rittmeister Fischer. Weil aber Schlesien sein Geburtsland, so war er hier überall zu Hause und mit seinem langen schwarzen Barte und breiten Schwerte sprichwörtlich. (Vgl. Weichsel, Ueber die Lützower, und H. Pröhle, F. L. Jahn's Leben, Berlin 1855, S. 94.)

[Spaltenumbruch] *91 Er sieht aus wie der breslauer Fetzpopel. (Schles.)

So nannte man eine um den Anfang des vorigen Jahrhunderts in Breslau lebende und sich durch ihre Hässlichkeit und altväterische Tracht auszeichnende Weibsperson, deren Figur man sogar auf Pfefferkuchen abdruckte. Das Wort ist offenbar aus Fetz = Lumpen, Lappen, und Popel = etwas Verhülltes, eine Gestalt zum Scheuchen, ein vermummtes Schreckbild, zusammengesetzt. Der Name machte sich bald genug auch in andern Städten geltend. So lebte noch in den Jahren 1770-80 ein glogauischer Fetzpopel, eine kleine miswachsene Person von hässlichem Ansehen, die beständig in Schwarzblau gekleidet ging und so, aus einer schwarzblauen Kapuze hervorgrinsend mit einem mächtigen Stabe in der Hand, ganz wie man sich Hexen denkt, aussah. (Fülleborn, Breslauer Erzähler, 1800.) Die Illustrirte Zeitung vom 1. Mai 1858 (Nr. 774) erwähnt des breslauer Fetzpopel in dem Artikel "Städtewahrzeichen" zwar, aber auf eine ungenügende Weise. (S. Fetzpopel.)

*92 Er sieht aus wie der dresdner Todtentanz.

Der "Todtentanz", dies in Deutschland in seiner Art einzige Werk der Bildhauerkunst des ausgehenden Mittelalters und eins der bekanntesten Wahrzeichen der Stadt Dresden ist am Eingange des Todtenackers bei den Scheunenhöfen zu Neustadt-Dresden, dicht au der Wohnung des Todtengräbers seit dem Jahre 1733 aufgestellt. Der ganze Reigen besteht aus 27 aus Sandstein gearbeiteten, in vier Abtheilungen zerfallenden Figuren in Lebensgrösse unter Anführung Klapperbein's. (Vgl. darüber, sowie über Entstehung der Todtentänze, ihre Geschichte, die Todtentänze zu Annaberg, Basel, Bern, Erfurt, Lübeck, Luzern, Strasburg, Wien. u. s. w., die Artikel in der Illustrirten Zeitung, Nr. 711 u. 712.)

*93 Er sieht aus wie der gute Gott zu Schaffhausen.

Es war dies eine 22 Fuss hohe Bildsäule, die unter einem gewölbten Bogen zu Schaffhausen stand. Sie ward im Jahre 1447 errichtet, von vielen Pilgern wallfahrtend besucht und 1529 niedergerissen.

*94 Er sieht aus wie der leibhafte Tod.

*95 Er sieht aus wie der Mann von Tenedos.

Ernst, finster, furchtbar. Nach Plutarch hatte ein König von Tenedos das Gesetz gegeben, dass hinter dem Richter ein Mann mit einem Beile stehe, den sofort zu richten, der ein falsch Zeugniss ablege oder den Richter belüge.

Lat.: Tenedius homo. (Erasm., 528.)

*96 Er sieht aus wie der Saalaffe.

Hat, macht ein Fratzengesicht. - Der Saalaffe gehört zu den Wahrzeichen der Stadt Halle und ist ein Steinbild einer dortigen Brücke, über das man Näheres in der Illustrirten Zeitung (Nr. 760), auch eine beigegebene Abbildung findet.

*97 Er sieht aus wie der schwarze Herrgott (zu Dresden).

Zu den vielen Wahrzeichen Dresdens, als: der Teufelstritt in der Kreuzkirche, der steinerne Kopf auf dem Neumarkte, das Weiberregiment an der Moritzstrasse, die Gans in der Grossen Brüdergasse, die steinernen Kinder in der Schloss- und der Schreibergasse, der goldene Reiter auf der Aeussern Pirnaischen Gasse u. a. m., gehört auch der schwarze Herrgott in der Kreuzkirche. Der schwarze Herrgott zu Dresden war bereits im 14. und 15. Jahrhundert ein kirchlicher Gegenstand hoher Berühmtheit. Es soll dies Crucifix schon vor dem Jahre 1270 bei einer Hochflut der Elbe aus Böhmen angeschwemmt und von der Menge im Triumphe in die alte Kreuzkapelle getragen worden sein, wo es aufgestellt wurde. Da es Jahrhunderte zur Verehrung ausgestanden und an Sonn- und Festtagen stark beleuchtet ward, so hatte es durch den vielen Kerzenrauch eine so ungemeine Schwärzung erhalten, dass man es allgemein den schwarzen Herrgott nannte. Als im Jahre 1539 die Reformation eingeführt wurde, kam der schwarze Herrgott mit andern Reliquien auf den Boden der Sakristei, die Götzenkammer genannt. Er verbrannte dort am 19. Juli 1760, als unter den preussischen Bomben die Kreuzkirche zusammenstürzte. (Vgl. Illustrirte Zeitung, Nr. 729.)

Holl.: Hij zag er uit als het beeld van Sint Klaas te Rillem, dat de muggen zoo bescheeten hadden, dat de boeren het niet meer wilden aanbidden. (Harrebomee, I, 38.)

*98 Er sieht aus wie der Schweinsbartel am Eck der Rothen Tanne.

Den Namen "Schweinsbartel" führte ein Prellstein an einem Eckhause (genannt zur Rothen Tanne) zu Bartenstein in Ostpreussen, der die rohen Züge der menschlichen Gestalt hatte. (S. Heiliger.) Also plump, roh ungehobelt.

*99 Er sieht aus wie der Teufel, als er aus den Kratzbeeren kam.

Sehr zerkratzt und zerrissen.

*100 Er sieht aus wie der Tod im basler Todtentanz. - Kirchhofer, 18. (Oder: wie der Tod von Basel). Simrock, 746.)

An einer Mauer in Basel stellten eine Reihe Abbildungen den Kampf aller Stände der Menschen mit dem

[Spaltenumbruch] *64 Er sieht aus, als wenn er in der Beutelkiste (in der Mühle) gesteckt hätte.

Weiss wie Mehl, Puder u. s. w.

*65 Er sieht aus, als wenn er junge Katzen gesäugt hätte. (Osnabrück.)

Schlecht, elend.

*66 Er sieht aus, als wenn er mit dem Dämelsack geschlagen wäre. (Neisse.)

D. i. sehr dumm.

*67 Er sieht aus, als wenn er nicht auf drei zählen könnte.

G. Forster fand Südseeinsulaner, die nicht über fünf zählen konnten.

*68 Er sieht aus, als wenn er noch kein Wasser betrübt hätte.

*69 Er sieht aus, als wenn er Strumpfwein getrunken hätte.

Der so sauer sein soll, dass bei seinem blossen Anblick die grössten Löcher in den Strümpfen sich von selbst zusammenziehen.

*70 Er sieht aus, als wenn er zehn gefressen hätte und der elfte wär' ihm im Halse stecken geblieben.

*71 Er sieht aus, als wenn ihm die Butter vom Brote gefallen wäre.

*72 Er sieht aus, als wenn ihm die Hühner die Butter vom Brote gefressen hätten.

*73 Er sieht aus, als wenn man ihm gen Himmel geläutet hätte.

Der von Noth Ausgezehrte.

*74 Er sieht aus, als wollt' er einen (alle) verschlingen.

Frz.: Il est fait comme un diable qui revient du pillage. (Kritzinger.)

Lat.: In antro Trophonii vaticinatus est. – Totus echinus asper.

*75 Er sieht aus, als wollt' er Gottes Marter schwören.Tappius, 69b.

*76 Er sieht aus, as en Osse, der dem Fleischhauer entloopen is.

*77 Er sieht aus, as wenn he de Höll anblaset hädde. (Hamburg.)

*78 Er sieht aus, as wenn he mit den Hönern vom Bredde getten hädde. (Hamburg.)

*79 Er sieht aus, dass die Hunde kein Brot von ihm fressen möchten.

Da die Hunde keine Kostverächter sind, muss der, von dem selbst sie kein Brot nehmen, wol sehr schlecht und unappetitlich aussehen.

*80 Er sieht aus, dass die Milch davon sauer wird.

*81 Er sieht aus, dass eine Binsenspitze Blut aus seinen Wangen ziehen könnte.

Gesund und schön, so wohlgenährt und rosig.

*82 Er sieht aus nach wenig und dünkt sich ein König.

*83 Er sieht aus weiss und blo, wie gedörrt Bohnenstroh.Fischart, Gesch.

*84 Er sieht aus, wenn er in Milch sähe, würde sie sauer.

*85 Er sieht aus wie a Mistbutten.Idioticon Austr.

Von einem unverhältnissmässig dicken Menschen.

*86 Er sieht aus wie das Bild von Riffling. (Oberpfalz.)

Entfärbt, schlecht.

*87 Er sieht aus wie das garstige Ding zu Dresden.

Das „garstige Ding“ war am Chor der alten Kreuzkirche zu Dresden und gehörte, wie das Brückenmännchen, der Todtentanz, der Queckbrunnen, der Trompeter am Trompeterschlösschen, der bärtige Kopf auf der Zahnsgasse u. m. a. zu den von verschiedenen Handwerkern erwählten Wahrzeichen der Stadt Dresden. (Vgl. Illustrirte Zeitung vom 28. Februar 1857, Nr. 713, S. 194.)

*88 Er sieht aus wie das Hungerjahr.

*89 Er sieht aus wie das Leiden Christi.

*90 Er sieht aus wie der alte Fischer. (Schles.)

Diese Redensart war zur Zeit des Befreiungskriegs in Schlesien (vielleicht auch anderwärts) üblich. Sie bezieht sich auf eine der hervorragendsten Persönlichkeiten der Lützower Freischar, den Rittmeister Fischer. Weil aber Schlesien sein Geburtsland, so war er hier überall zu Hause und mit seinem langen schwarzen Barte und breiten Schwerte sprichwörtlich. (Vgl. Weichsel, Ueber die Lützower, und H. Pröhle, F. L. Jahn's Leben, Berlin 1855, S. 94.)

[Spaltenumbruch] *91 Er sieht aus wie der breslauer Fetzpopel. (Schles.)

So nannte man eine um den Anfang des vorigen Jahrhunderts in Breslau lebende und sich durch ihre Hässlichkeit und altväterische Tracht auszeichnende Weibsperson, deren Figur man sogar auf Pfefferkuchen abdruckte. Das Wort ist offenbar aus Fetz = Lumpen, Lappen, und Popel = etwas Verhülltes, eine Gestalt zum Scheuchen, ein vermummtes Schreckbild, zusammengesetzt. Der Name machte sich bald genug auch in andern Städten geltend. So lebte noch in den Jahren 1770-80 ein glogauischer Fetzpopel, eine kleine miswachsene Person von hässlichem Ansehen, die beständig in Schwarzblau gekleidet ging und so, aus einer schwarzblauen Kapuze hervorgrinsend mit einem mächtigen Stabe in der Hand, ganz wie man sich Hexen denkt, aussah. (Fülleborn, Breslauer Erzähler, 1800.) Die Illustrirte Zeitung vom 1. Mai 1858 (Nr. 774) erwähnt des breslauer Fetzpopel in dem Artikel „Städtewahrzeichen“ zwar, aber auf eine ungenügende Weise. (S. Fetzpopel.)

*92 Er sieht aus wie der dresdner Todtentanz.

Der „Todtentanz“, dies in Deutschland in seiner Art einzige Werk der Bildhauerkunst des ausgehenden Mittelalters und eins der bekanntesten Wahrzeichen der Stadt Dresden ist am Eingange des Todtenackers bei den Scheunenhöfen zu Neustadt-Dresden, dicht au der Wohnung des Todtengräbers seit dem Jahre 1733 aufgestellt. Der ganze Reigen besteht aus 27 aus Sandstein gearbeiteten, in vier Abtheilungen zerfallenden Figuren in Lebensgrösse unter Anführung Klapperbein's. (Vgl. darüber, sowie über Entstehung der Todtentänze, ihre Geschichte, die Todtentänze zu Annaberg, Basel, Bern, Erfurt, Lübeck, Luzern, Strasburg, Wien. u. s. w., die Artikel in der Illustrirten Zeitung, Nr. 711 u. 712.)

*93 Er sieht aus wie der gute Gott zu Schaffhausen.

Es war dies eine 22 Fuss hohe Bildsäule, die unter einem gewölbten Bogen zu Schaffhausen stand. Sie ward im Jahre 1447 errichtet, von vielen Pilgern wallfahrtend besucht und 1529 niedergerissen.

*94 Er sieht aus wie der leibhafte Tod.

*95 Er sieht aus wie der Mann von Tenedos.

Ernst, finster, furchtbar. Nach Plutarch hatte ein König von Tenedos das Gesetz gegeben, dass hinter dem Richter ein Mann mit einem Beile stehe, den sofort zu richten, der ein falsch Zeugniss ablege oder den Richter belüge.

Lat.: Tenedius homo. (Erasm., 528.)

*96 Er sieht aus wie der Saalaffe.

Hat, macht ein Fratzengesicht. – Der Saalaffe gehört zu den Wahrzeichen der Stadt Halle und ist ein Steinbild einer dortigen Brücke, über das man Näheres in der Illustrirten Zeitung (Nr. 760), auch eine beigegebene Abbildung findet.

*97 Er sieht aus wie der schwarze Herrgott (zu Dresden).

Zu den vielen Wahrzeichen Dresdens, als: der Teufelstritt in der Kreuzkirche, der steinerne Kopf auf dem Neumarkte, das Weiberregiment an der Moritzstrasse, die Gans in der Grossen Brüdergasse, die steinernen Kinder in der Schloss- und der Schreibergasse, der goldene Reiter auf der Aeussern Pirnaischen Gasse u. a. m., gehört auch der schwarze Herrgott in der Kreuzkirche. Der schwarze Herrgott zu Dresden war bereits im 14. und 15. Jahrhundert ein kirchlicher Gegenstand hoher Berühmtheit. Es soll dies Crucifix schon vor dem Jahre 1270 bei einer Hochflut der Elbe aus Böhmen angeschwemmt und von der Menge im Triumphe in die alte Kreuzkapelle getragen worden sein, wo es aufgestellt wurde. Da es Jahrhunderte zur Verehrung ausgestanden und an Sonn- und Festtagen stark beleuchtet ward, so hatte es durch den vielen Kerzenrauch eine so ungemeine Schwärzung erhalten, dass man es allgemein den schwarzen Herrgott nannte. Als im Jahre 1539 die Reformation eingeführt wurde, kam der schwarze Herrgott mit andern Reliquien auf den Boden der Sakristei, die Götzenkammer genannt. Er verbrannte dort am 19. Juli 1760, als unter den preussischen Bomben die Kreuzkirche zusammenstürzte. (Vgl. Illustrirte Zeitung, Nr. 729.)

Holl.: Hij zag er uit als het beeld van Sint Klaas te Rillem, dat de muggen zoo bescheeten hadden, dat de boeren het niet meer wilden aanbidden. (Harrebomée, I, 38.)

*98 Er sieht aus wie der Schweinsbartel am Eck der Rothen Tanne.

Den Namen „Schweinsbartel“ führte ein Prellstein an einem Eckhause (genannt zur Rothen Tanne) zu Bartenstein in Ostpreussen, der die rohen Züge der menschlichen Gestalt hatte. (S. Heiliger.) Also plump, roh ungehobelt.

*99 Er sieht aus wie der Teufel, als er aus den Kratzbeeren kam.

Sehr zerkratzt und zerrissen.

*100 Er sieht aus wie der Tod im basler Todtentanz.Kirchhofer, 18. (Oder: wie der Tod von Basel). Simrock, 746.)

An einer Mauer in Basel stellten eine Reihe Abbildungen den Kampf aller Stände der Menschen mit dem

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><pb facs="#f0128" n="[100]"/><cb n="199"/>
*64 Er sieht aus, als wenn er in der Beutelkiste (in der Mühle) gesteckt hätte.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Weiss wie Mehl, Puder u. s. w.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*65 Er sieht aus, als wenn er junge Katzen gesäugt hätte.</hi> (<hi rendition="#i">Osnabrück.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Schlecht, elend.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*66 Er sieht aus, als wenn er mit dem Dämelsack geschlagen wäre.</hi> (<hi rendition="#i">Neisse.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">D. i. sehr dumm.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*67 Er sieht aus, als wenn er nicht auf drei zählen könnte.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">G. Forster fand Südseeinsulaner, die nicht über fünf zählen konnten.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*68 Er sieht aus, als wenn er noch kein Wasser betrübt hätte.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*69 Er sieht aus, als wenn er Strumpfwein getrunken hätte.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Der so sauer sein soll, dass bei seinem blossen Anblick die grössten Löcher in den Strümpfen sich von selbst zusammenziehen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*70 Er sieht aus, als wenn er zehn gefressen hätte und der elfte wär' ihm im Halse stecken geblieben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*71 Er sieht aus, als wenn ihm die Butter vom Brote gefallen wäre.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*72 Er sieht aus, als wenn ihm die Hühner die Butter vom Brote gefressen hätten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*73 Er sieht aus, als wenn man ihm gen Himmel geläutet hätte.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Der von Noth Ausgezehrte.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*74 Er sieht aus, als wollt' er einen (alle) verschlingen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il est fait comme un diable qui revient du pillage. (<hi rendition="#i">Kritzinger.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: In antro Trophonii vaticinatus est. &#x2013; Totus echinus asper.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*75 Er sieht aus, als wollt' er Gottes Marter schwören.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tappius, 69<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*76 Er sieht aus, as en Osse, der dem Fleischhauer entloopen is.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*77 Er sieht aus, as wenn he de Höll anblaset hädde.</hi> (<hi rendition="#i">Hamburg.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*78 Er sieht aus, as wenn he mit den Hönern vom Bredde getten hädde.</hi> (<hi rendition="#i">Hamburg.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*79 Er sieht aus, dass die Hunde kein Brot von ihm fressen möchten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Da die Hunde keine Kostverächter sind, muss der, von dem selbst sie kein Brot nehmen, wol sehr schlecht und unappetitlich aussehen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*80 Er sieht aus, dass die Milch davon sauer wird.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*81 Er sieht aus, dass eine Binsenspitze Blut aus seinen Wangen ziehen könnte.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Gesund und schön, so wohlgenährt und rosig.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*82 Er sieht aus nach wenig und dünkt sich ein König.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*83 Er sieht aus weiss und blo, wie gedörrt Bohnenstroh.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Fischart, Gesch.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*84 Er sieht aus, wenn er in Milch sähe, würde sie sauer.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*85 Er sieht aus wie a Mistbutten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Idioticon Austr.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von einem unverhältnissmässig dicken Menschen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*86 Er sieht aus wie das Bild von Riffling.</hi> (<hi rendition="#i">Oberpfalz.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Entfärbt, schlecht.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*87 Er sieht aus wie das garstige Ding zu Dresden.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Das &#x201E;garstige Ding&#x201C; war am Chor der alten Kreuzkirche zu Dresden und gehörte, wie das Brückenmännchen, der Todtentanz, der Queckbrunnen, der Trompeter am Trompeterschlösschen, der bärtige Kopf auf der Zahnsgasse u. m. a. zu den von verschiedenen Handwerkern erwählten Wahrzeichen der Stadt Dresden. (Vgl. <hi rendition="#i">Illustrirte Zeitung vom 28. Februar 1857, Nr. 713, S. 194.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*88 Er sieht aus wie das Hungerjahr.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*89 Er sieht aus wie das Leiden Christi.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*90 Er sieht aus wie der alte Fischer.</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Diese Redensart war zur Zeit des Befreiungskriegs in Schlesien (vielleicht auch anderwärts) üblich. Sie bezieht sich auf eine der hervorragendsten Persönlichkeiten der Lützower Freischar, den Rittmeister Fischer. Weil aber Schlesien sein Geburtsland, so war er hier überall zu Hause und mit seinem langen schwarzen Barte und breiten Schwerte sprichwörtlich. (Vgl. <hi rendition="#i">Weichsel, Ueber die Lützower</hi>, und <hi rendition="#i">H. Pröhle, F. L. Jahn's Leben, Berlin 1855, S. 94.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><cb n="200"/>
*91 Er sieht aus wie der breslauer Fetzpopel.</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">So nannte man eine um den Anfang des vorigen Jahrhunderts in Breslau lebende und sich durch ihre Hässlichkeit und altväterische Tracht auszeichnende Weibsperson, deren Figur man sogar auf Pfefferkuchen abdruckte. Das Wort ist offenbar aus Fetz = Lumpen, Lappen, und Popel = etwas Verhülltes, eine Gestalt zum Scheuchen, ein vermummtes Schreckbild, zusammengesetzt. Der Name machte sich bald genug auch in andern Städten geltend. So lebte noch in den Jahren 1770-80 ein glogauischer Fetzpopel, eine kleine miswachsene Person von hässlichem Ansehen, die beständig in Schwarzblau gekleidet ging und so, aus einer schwarzblauen Kapuze hervorgrinsend mit einem mächtigen Stabe in der Hand, ganz wie man sich Hexen denkt, aussah. (<hi rendition="#i">Fülleborn, Breslauer Erzähler, 1800.</hi>) Die <hi rendition="#i">Illustrirte Zeitung</hi> vom 1. Mai 1858 (Nr. 774) erwähnt des breslauer Fetzpopel in dem Artikel &#x201E;Städtewahrzeichen&#x201C; zwar, aber auf eine ungenügende Weise. (S.  Fetzpopel.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*92 Er sieht aus wie der dresdner Todtentanz.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Der &#x201E;Todtentanz&#x201C;, dies in Deutschland in seiner Art einzige Werk der Bildhauerkunst des ausgehenden Mittelalters und eins der bekanntesten Wahrzeichen der Stadt Dresden ist am Eingange des Todtenackers bei den Scheunenhöfen zu Neustadt-Dresden, dicht au der Wohnung des Todtengräbers seit dem Jahre 1733 aufgestellt. Der ganze Reigen besteht aus 27 aus Sandstein gearbeiteten, in vier Abtheilungen zerfallenden Figuren in Lebensgrösse unter Anführung Klapperbein's. (Vgl. darüber, sowie über Entstehung der Todtentänze, ihre Geschichte, die Todtentänze zu Annaberg, Basel, Bern, Erfurt, Lübeck, Luzern, Strasburg, Wien. u. s. w., die Artikel in der <hi rendition="#i">Illustrirten Zeitung, Nr. 711 u. 712.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*93 Er sieht aus wie der gute Gott zu Schaffhausen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Es war dies eine 22 Fuss hohe Bildsäule, die unter einem gewölbten Bogen zu Schaffhausen stand. Sie ward im Jahre 1447 errichtet, von vielen Pilgern wallfahrtend besucht und 1529 niedergerissen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*94 Er sieht aus wie der leibhafte Tod.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*95 Er sieht aus wie der Mann von Tenedos.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ernst, finster, furchtbar. Nach Plutarch hatte ein König von Tenedos das Gesetz gegeben, dass hinter dem Richter ein Mann mit einem Beile stehe, den sofort zu richten, der ein falsch Zeugniss ablege oder den Richter belüge.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Tenedius homo. (<hi rendition="#i">Erasm., 528.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*96 Er sieht aus wie der Saalaffe.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Hat, macht ein Fratzengesicht. &#x2013; Der Saalaffe gehört zu den Wahrzeichen der Stadt Halle und ist ein Steinbild einer dortigen Brücke, über das man Näheres in der <hi rendition="#i">Illustrirten Zeitung</hi> (Nr. 760), auch eine beigegebene Abbildung findet.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*97 Er sieht aus wie der schwarze Herrgott (zu Dresden).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Zu den vielen Wahrzeichen Dresdens, als: der Teufelstritt in der Kreuzkirche, der steinerne Kopf auf dem Neumarkte, das Weiberregiment an der Moritzstrasse, die Gans in der Grossen Brüdergasse, die steinernen Kinder in der Schloss- und der Schreibergasse, der goldene Reiter auf der Aeussern Pirnaischen Gasse u. a. m., gehört auch der schwarze Herrgott in der Kreuzkirche. Der schwarze Herrgott zu Dresden war bereits im 14. und 15. Jahrhundert ein kirchlicher Gegenstand hoher Berühmtheit. Es soll dies Crucifix schon vor dem Jahre 1270 bei einer Hochflut der Elbe aus Böhmen angeschwemmt und von der Menge im Triumphe in die alte Kreuzkapelle getragen worden sein, wo es aufgestellt wurde. Da es Jahrhunderte zur Verehrung ausgestanden und an Sonn- und Festtagen stark beleuchtet ward, so hatte es durch den vielen Kerzenrauch eine so ungemeine Schwärzung erhalten, dass man es allgemein den schwarzen Herrgott nannte. Als im Jahre 1539 die Reformation eingeführt wurde, kam der schwarze Herrgott mit andern Reliquien auf den Boden der Sakristei, die Götzenkammer genannt. Er verbrannte dort am 19. Juli 1760, als unter den preussischen Bomben die Kreuzkirche zusammenstürzte. (Vgl. <hi rendition="#i">Illustrirte Zeitung, Nr. 729.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij zag er uit als het beeld van Sint Klaas te Rillem, dat de muggen zoo bescheeten hadden, dat de boeren het niet meer wilden aanbidden. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 38.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*98 Er sieht aus wie der Schweinsbartel am Eck der Rothen Tanne.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Den Namen &#x201E;Schweinsbartel&#x201C; führte ein Prellstein an einem Eckhause (genannt zur Rothen Tanne) zu Bartenstein in Ostpreussen, der die rohen Züge der menschlichen Gestalt hatte. (S.  Heiliger.) Also plump, roh ungehobelt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*99 Er sieht aus wie der Teufel, als er aus den Kratzbeeren kam.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Sehr zerkratzt und zerrissen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*100 Er sieht aus wie der Tod im basler Todtentanz.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Kirchhofer, 18.</hi> <hi rendition="#larger">(Oder: wie der Tod von Basel).</hi> <hi rendition="#i">Simrock, 746.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">An einer Mauer in Basel stellten eine Reihe Abbildungen den Kampf aller Stände der Menschen mit dem
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[100]/0128] *64 Er sieht aus, als wenn er in der Beutelkiste (in der Mühle) gesteckt hätte. Weiss wie Mehl, Puder u. s. w. *65 Er sieht aus, als wenn er junge Katzen gesäugt hätte. (Osnabrück.) Schlecht, elend. *66 Er sieht aus, als wenn er mit dem Dämelsack geschlagen wäre. (Neisse.) D. i. sehr dumm. *67 Er sieht aus, als wenn er nicht auf drei zählen könnte. G. Forster fand Südseeinsulaner, die nicht über fünf zählen konnten. *68 Er sieht aus, als wenn er noch kein Wasser betrübt hätte. *69 Er sieht aus, als wenn er Strumpfwein getrunken hätte. Der so sauer sein soll, dass bei seinem blossen Anblick die grössten Löcher in den Strümpfen sich von selbst zusammenziehen. *70 Er sieht aus, als wenn er zehn gefressen hätte und der elfte wär' ihm im Halse stecken geblieben. *71 Er sieht aus, als wenn ihm die Butter vom Brote gefallen wäre. *72 Er sieht aus, als wenn ihm die Hühner die Butter vom Brote gefressen hätten. *73 Er sieht aus, als wenn man ihm gen Himmel geläutet hätte. Der von Noth Ausgezehrte. *74 Er sieht aus, als wollt' er einen (alle) verschlingen. Frz.: Il est fait comme un diable qui revient du pillage. (Kritzinger.) Lat.: In antro Trophonii vaticinatus est. – Totus echinus asper. *75 Er sieht aus, als wollt' er Gottes Marter schwören. – Tappius, 69b. *76 Er sieht aus, as en Osse, der dem Fleischhauer entloopen is. *77 Er sieht aus, as wenn he de Höll anblaset hädde. (Hamburg.) *78 Er sieht aus, as wenn he mit den Hönern vom Bredde getten hädde. (Hamburg.) *79 Er sieht aus, dass die Hunde kein Brot von ihm fressen möchten. Da die Hunde keine Kostverächter sind, muss der, von dem selbst sie kein Brot nehmen, wol sehr schlecht und unappetitlich aussehen. *80 Er sieht aus, dass die Milch davon sauer wird. *81 Er sieht aus, dass eine Binsenspitze Blut aus seinen Wangen ziehen könnte. Gesund und schön, so wohlgenährt und rosig. *82 Er sieht aus nach wenig und dünkt sich ein König. *83 Er sieht aus weiss und blo, wie gedörrt Bohnenstroh. – Fischart, Gesch. *84 Er sieht aus, wenn er in Milch sähe, würde sie sauer. *85 Er sieht aus wie a Mistbutten. – Idioticon Austr. Von einem unverhältnissmässig dicken Menschen. *86 Er sieht aus wie das Bild von Riffling. (Oberpfalz.) Entfärbt, schlecht. *87 Er sieht aus wie das garstige Ding zu Dresden. Das „garstige Ding“ war am Chor der alten Kreuzkirche zu Dresden und gehörte, wie das Brückenmännchen, der Todtentanz, der Queckbrunnen, der Trompeter am Trompeterschlösschen, der bärtige Kopf auf der Zahnsgasse u. m. a. zu den von verschiedenen Handwerkern erwählten Wahrzeichen der Stadt Dresden. (Vgl. Illustrirte Zeitung vom 28. Februar 1857, Nr. 713, S. 194.) *88 Er sieht aus wie das Hungerjahr. *89 Er sieht aus wie das Leiden Christi. *90 Er sieht aus wie der alte Fischer. (Schles.) Diese Redensart war zur Zeit des Befreiungskriegs in Schlesien (vielleicht auch anderwärts) üblich. Sie bezieht sich auf eine der hervorragendsten Persönlichkeiten der Lützower Freischar, den Rittmeister Fischer. Weil aber Schlesien sein Geburtsland, so war er hier überall zu Hause und mit seinem langen schwarzen Barte und breiten Schwerte sprichwörtlich. (Vgl. Weichsel, Ueber die Lützower, und H. Pröhle, F. L. Jahn's Leben, Berlin 1855, S. 94.) *91 Er sieht aus wie der breslauer Fetzpopel. (Schles.) So nannte man eine um den Anfang des vorigen Jahrhunderts in Breslau lebende und sich durch ihre Hässlichkeit und altväterische Tracht auszeichnende Weibsperson, deren Figur man sogar auf Pfefferkuchen abdruckte. Das Wort ist offenbar aus Fetz = Lumpen, Lappen, und Popel = etwas Verhülltes, eine Gestalt zum Scheuchen, ein vermummtes Schreckbild, zusammengesetzt. Der Name machte sich bald genug auch in andern Städten geltend. So lebte noch in den Jahren 1770-80 ein glogauischer Fetzpopel, eine kleine miswachsene Person von hässlichem Ansehen, die beständig in Schwarzblau gekleidet ging und so, aus einer schwarzblauen Kapuze hervorgrinsend mit einem mächtigen Stabe in der Hand, ganz wie man sich Hexen denkt, aussah. (Fülleborn, Breslauer Erzähler, 1800.) Die Illustrirte Zeitung vom 1. Mai 1858 (Nr. 774) erwähnt des breslauer Fetzpopel in dem Artikel „Städtewahrzeichen“ zwar, aber auf eine ungenügende Weise. (S. Fetzpopel.) *92 Er sieht aus wie der dresdner Todtentanz. Der „Todtentanz“, dies in Deutschland in seiner Art einzige Werk der Bildhauerkunst des ausgehenden Mittelalters und eins der bekanntesten Wahrzeichen der Stadt Dresden ist am Eingange des Todtenackers bei den Scheunenhöfen zu Neustadt-Dresden, dicht au der Wohnung des Todtengräbers seit dem Jahre 1733 aufgestellt. Der ganze Reigen besteht aus 27 aus Sandstein gearbeiteten, in vier Abtheilungen zerfallenden Figuren in Lebensgrösse unter Anführung Klapperbein's. (Vgl. darüber, sowie über Entstehung der Todtentänze, ihre Geschichte, die Todtentänze zu Annaberg, Basel, Bern, Erfurt, Lübeck, Luzern, Strasburg, Wien. u. s. w., die Artikel in der Illustrirten Zeitung, Nr. 711 u. 712.) *93 Er sieht aus wie der gute Gott zu Schaffhausen. Es war dies eine 22 Fuss hohe Bildsäule, die unter einem gewölbten Bogen zu Schaffhausen stand. Sie ward im Jahre 1447 errichtet, von vielen Pilgern wallfahrtend besucht und 1529 niedergerissen. *94 Er sieht aus wie der leibhafte Tod. *95 Er sieht aus wie der Mann von Tenedos. Ernst, finster, furchtbar. Nach Plutarch hatte ein König von Tenedos das Gesetz gegeben, dass hinter dem Richter ein Mann mit einem Beile stehe, den sofort zu richten, der ein falsch Zeugniss ablege oder den Richter belüge. Lat.: Tenedius homo. (Erasm., 528.) *96 Er sieht aus wie der Saalaffe. Hat, macht ein Fratzengesicht. – Der Saalaffe gehört zu den Wahrzeichen der Stadt Halle und ist ein Steinbild einer dortigen Brücke, über das man Näheres in der Illustrirten Zeitung (Nr. 760), auch eine beigegebene Abbildung findet. *97 Er sieht aus wie der schwarze Herrgott (zu Dresden). Zu den vielen Wahrzeichen Dresdens, als: der Teufelstritt in der Kreuzkirche, der steinerne Kopf auf dem Neumarkte, das Weiberregiment an der Moritzstrasse, die Gans in der Grossen Brüdergasse, die steinernen Kinder in der Schloss- und der Schreibergasse, der goldene Reiter auf der Aeussern Pirnaischen Gasse u. a. m., gehört auch der schwarze Herrgott in der Kreuzkirche. Der schwarze Herrgott zu Dresden war bereits im 14. und 15. Jahrhundert ein kirchlicher Gegenstand hoher Berühmtheit. Es soll dies Crucifix schon vor dem Jahre 1270 bei einer Hochflut der Elbe aus Böhmen angeschwemmt und von der Menge im Triumphe in die alte Kreuzkapelle getragen worden sein, wo es aufgestellt wurde. Da es Jahrhunderte zur Verehrung ausgestanden und an Sonn- und Festtagen stark beleuchtet ward, so hatte es durch den vielen Kerzenrauch eine so ungemeine Schwärzung erhalten, dass man es allgemein den schwarzen Herrgott nannte. Als im Jahre 1539 die Reformation eingeführt wurde, kam der schwarze Herrgott mit andern Reliquien auf den Boden der Sakristei, die Götzenkammer genannt. Er verbrannte dort am 19. Juli 1760, als unter den preussischen Bomben die Kreuzkirche zusammenstürzte. (Vgl. Illustrirte Zeitung, Nr. 729.) Holl.: Hij zag er uit als het beeld van Sint Klaas te Rillem, dat de muggen zoo bescheeten hadden, dat de boeren het niet meer wilden aanbidden. (Harrebomée, I, 38.) *98 Er sieht aus wie der Schweinsbartel am Eck der Rothen Tanne. Den Namen „Schweinsbartel“ führte ein Prellstein an einem Eckhause (genannt zur Rothen Tanne) zu Bartenstein in Ostpreussen, der die rohen Züge der menschlichen Gestalt hatte. (S. Heiliger.) Also plump, roh ungehobelt. *99 Er sieht aus wie der Teufel, als er aus den Kratzbeeren kam. Sehr zerkratzt und zerrissen. *100 Er sieht aus wie der Tod im basler Todtentanz. – Kirchhofer, 18. (Oder: wie der Tod von Basel). Simrock, 746.) An einer Mauer in Basel stellten eine Reihe Abbildungen den Kampf aller Stände der Menschen mit dem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:38Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/128
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [100]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/128>, abgerufen am 21.11.2024.