Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.[Spaltenumbruch]
Barsch (Adj.). Barsch sticht das Schwein in den Arsch. Uebereilung. Barsch (Subst.). * Er wird dem Barsch die Gallenblase zerreissen. Durch Ungeschicklichkeit die Sache verderben, wie das Fleisch des Fisches ungeniessbar wird, wenn die Gallenblase zerstört ist. Bart. 1 Am Barte des Narren lernt man scheren. Frz.: A barbe de fol, on apprend a rire. (Recueil, 28.) 2 Barbati praecedunt, sagte Magister Fuchs und stiess den Bock die Treppe hinab. 3 Bart auf Bart ist Geissbocksart. - Eiselein, 55. 4 Bart und Mantel (allein) machen keinen Philosophen. - Blum, 155; Gaal, 151. Fast alle alten Philosophen trugen Bärte; nur Antisthenes, der Stifter der Cyniker, rieth das Abscheren des Bartes an. It.: La barba non fa il filosofo. - La sapienza non ista nella barba. - Non fa la toga il dottore. Lat.: Barba non facit philosophum. (Plutarch.) - Si promissa facit sapientem barba, quid obstat, barbatus possit vel caper esse Plato? 5 Bärte fürchten keine Schnurrbärte. 6 Bärte schlagen die Leut nit. - Franck, II, 88b; Simrock, 732. Aber sie geben doch ein kriegerisches Ansehen: daher trugen beinahe alle alte wie neue Krieger Bärte; die Scythen und Baktrier so lange, dass selbst Parmenid, einer der tapfersten Generale Alexander's, seinem Könige den Rath gab, er möchte seine Truppen nur in der Nacht gegen dieselben anführen. Die Longobarden sind wegen ihrer langen Bärte bekannt. (Vgl. den Artikel "Bart" im Breslauer Erzähler, 1806, S. 771.) 7 Bärte stutzen, Kleider kürzen, seht die Ammoniter ins Verderben stürzen! 8 Besser ohne Bart als ohne Kopf. 9 Besser unter dem Barte des alten Mannes, als unter der Peitsche des jungen. (Poln.) 10 Der Bart brennt, sieh nicht aufs Haupthaar! (Surinam.) Etwa der Sinn: Wenn das am grünen Holze geschieht, was soll u. s. w. 11 Der Bart macht den Mann. - Lehmann, II, 49, 4. Die alten Deutschen liessen sich den Bart darum wachsen, um nicht zu vergessen, dass sie Männer wären; und in der That, sie begingen selten etwas, was einem Manne nicht anständig gewesen wäre. Engl.: Who has no beard, has no authority. Lat.: Barba majorum dignus est. 12 Der Bart straft dich Lügen. 13 Der Bart thut's nicht. 14 Der Bart verräth dich. It.: Non la barba, ma l'ingegno rende l'uom' d'impiego degno. 15 Der Bart wackert den Mann. - Simrock, 721. 16 Der Bart war früher als der Mann. - Eiselein, 55; Simrock, 730. Nämlich am Geissbock, der nach der mosaischen Schöpfungssage eher als der Mensch ins Leben trat. 17 Der Bart ziert den Mann. - Simrock, 728; Gaal, 150. Lat.: Barba decet virum. - Barba viros hirtaeque decent in corpore setae. (Ovid., Metam., XIII, 850.) Ung.: Bajusz es szakal ferfi embert illet. 18 Der letzte Bart ist ihm abgenommen worden. 19 Ein gut geseifter Bart ist halb geschoren. 20 Ein rother Bart hat Trinkers Art. - Sutermeister, 39. 21 Ein roter bart vnd erlen bogen, wenn sie gerathen, sind sie zu loben. - Henisch, 194. Der rothe Bart in unserm Sprichwort wird mythologisch auf die Verteufelung des rothbärtigen Thor zurückgedeutet. 22 Ein starker bart und ein keckes hertz zieret den Mann wol. - Henisch, 194. 23 Es kommt nicht auf den Bart an, sonst beschämte der Bock den Mann. 24 Es ist besser in den Bart als in die Luft gebrummt. - Eiselein, 55. 25 Es soll keiner den andern in Bart greiffen, er habe denn zuzusetzen. - Lehmann, II, 158, 188. 26 Gelber Bart - Judasart. - Fischart. 27 Grauer Bart und rother Mund bleiben selten gute Freunde. - Lehmann, II, 274, 20. [Spaltenumbruch] 28 Hast du einen Bart, so sei vernünftiger Art. Erwachsene Leute müssen klug sein. Frz.: On doit etre sage, quand on a la barbe au menton. 29 Hat der Bart Feuer gefangen, dann droht Gefahr dem Kopfe. 30 Hol den Bart. - Eichwald, 68. 31 In den eigenen Bart speit sich niemand. - Eiselein, 55. 32 Machte der Bart heilig, so wäre der Geissbock heiliger Vater. - Eiselein, 55; Simrock, 733. 33 Man nimmt den Bart ab, aber die Wurzeln bleiben. 34 Man seift erst den Bart, um leichter zu barbieren. Frz.: Barbe bien etuvee, est a demi rasee. 35 Niemand speit in seinen eigenen Bart. Frz.: Nul ne crache sur sa propre barbe. (Cahier, 4255.) 36 Roter Bart nie gut ward, sagt Moses. - Henisch, 194; Lehmann, II, 533, 59. Engl.: A red beard and a black head, catch him with a good trick and take him dead. Frz.: Barbe rousse et noirs cheveux, ne t'y fie si tu ne veux. (Lendroy, 1326.) It.: Barba rossa e mal colore sotto il ciel non e il peggiore. Lat.: Imberbes et decolores omnium pessimi sunt. - In rufa pelle vix est animus sine felle. 37 Roter Bart, vntrewer art. - Henisch, 194; Lehmann, II, 533, 60. 38 Rothem Bart und schwarzem Haar nie zu trauen war. 39 Rother Bart - Teufelsart. - Parömiakon, 112. Holl.: Roode baard, duivels aard. ( Harrebomee, I, 25.) 40 Rother Bart und Erlinbogen gerathen selten, ist nicht erlogen. - Lehmann, II, 533, 61. 41 Schwartze bärt selten gerathen. - Henisch, 195; Lehmann, II, 567, 46. 42 Ton stiwen Bart hört enn scharpes Messer. (Rendsburg.) Zu einem steifen Bart gehört ein scharfes Messer. 43 Wann 't up'n Boart ankäme, dann wör de Ziegenbock Küening. (Westf.) Holl.: De baard maakt geen' wijsgeer, anders was er de bok goed aan. (Harrebomee, I, 24.) 44 Wasche mir den Bart, so wasch' ich dir die Hand. - Simrock, 736. 45 Wenig Bart und roth, etwas, das schlimmer, gibt es auf der Erde nimmer. (It.) 46 Wenn der bart gelehrt machte, so were ein Ziegenbock auch wol gelehrt. - Henisch, 195. 47 Wenn der Bart genetzt, muss man ihn auch scheren. 48 Wenn man schon Bart und Haare abschert, sie wachsen doch wieder. 49 Wenn mein Bart brennt, zünden andere ihre Pfeife daran an. (Türk.) 50 Wer einen bart lesst wachsen, der hat eine schalckheit gethan, odder hat einer willen. - Agricola, 162; Campen, 22; Latendorf, 90; Henisch, 193; Wurzbach II, 22; Simrock, 738. "Wer eine Schalkheit gethan hat, der trauert durch das Wachsenlassen des Bartes um das Böse, und verstellt sein Angesicht; wer aber eine Bosheit im Sinne hat, verstellt sein Gesicht ebenfalls." (Agricola.) Holl.: Wie den baard laat wassen, die heeft eene schalkheit gedaan, of heeft er eene in den zin. (Harrebomee, I, 25.) 51 Wer jhm in dem bart last vmbgrasen, dem hoffieret man endlich gar auffs maul. - Franck, I, 18a; Henisch, 195; Kirchhofer, 149; Faselius, 29; Pistor., III, 9; Simrock, 735. Wer zu gutmüthig sich alles gefallen lässt, dessen Güte wird schändlich gemisbraucht. Lat.: Arbores cadunt post folia. - Injuriarum patientia majorum injuriarum genitrix. 52 Wer keinen Bart hat, muss den nicht verspotten mit kurzem Barte. (Aegypt.) 53 Wer nicht vermag, dass er kan seinen Barth lassen scheren, der muss ihn nicht lassen einbalsamiren. - Winckler, III, 99. 54 Wer vor dem Bart ist weis' und klug, der ist nicht witzig lang' genug. Lat.: Qui sapit ante pilos, haud sapit ille diu.
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Barsch (Adj.). Barsch sticht das Schwein in den Arsch. Uebereilung. Barsch (Subst.). * Er wird dem Barsch die Gallenblase zerreissen. Durch Ungeschicklichkeit die Sache verderben, wie das Fleisch des Fisches ungeniessbar wird, wenn die Gallenblase zerstört ist. Bart. 1 Am Barte des Narren lernt man scheren. Frz.: A barbe de fol, on apprend à rire. (Recueil, 28.) 2 Barbati praecedunt, sagte Magister Fuchs und stiess den Bock die Treppe hinab. 3 Bart auf Bart ist Geissbocksart. – Eiselein, 55. 4 Bart und Mantel (allein) machen keinen Philosophen. – Blum, 155; Gaal, 151. Fast alle alten Philosophen trugen Bärte; nur Antisthenes, der Stifter der Cyniker, rieth das Abscheren des Bartes an. It.: La barba non fa il filosofo. – La sapienza non istà nella barba. – Non fa la toga il dottore. Lat.: Barba non facit philosophum. 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Barsch (Adj.).
Barsch sticht das Schwein in den Arsch.
Uebereilung.
Barsch (Subst.).
* Er wird dem Barsch die Gallenblase zerreissen.
Durch Ungeschicklichkeit die Sache verderben, wie das Fleisch des Fisches ungeniessbar wird, wenn die Gallenblase zerstört ist.
Bart.
1 Am Barte des Narren lernt man scheren.
Frz.: A barbe de fol, on apprend à rire. (Recueil, 28.)
2 Barbati praecedunt, sagte Magister Fuchs und stiess den Bock die Treppe hinab.
3 Bart auf Bart ist Geissbocksart. – Eiselein, 55.
4 Bart und Mantel (allein) machen keinen Philosophen. – Blum, 155; Gaal, 151.
Fast alle alten Philosophen trugen Bärte; nur Antisthenes, der Stifter der Cyniker, rieth das Abscheren des Bartes an.
It.: La barba non fa il filosofo. – La sapienza non istà nella barba. – Non fa la toga il dottore.
Lat.: Barba non facit philosophum. (Plutarch.) – Si promissa facit sapientem barba, quid obstat, barbatus possit vel caper esse Plato?
5 Bärte fürchten keine Schnurrbärte.
6 Bärte schlagen die Leut nit. – Franck, II, 88b; Simrock, 732.
Aber sie geben doch ein kriegerisches Ansehen: daher trugen beinahe alle alte wie neue Krieger Bärte; die Scythen und Baktrier so lange, dass selbst Parmenid, einer der tapfersten Generale Alexander's, seinem Könige den Rath gab, er möchte seine Truppen nur in der Nacht gegen dieselben anführen. Die Longobarden sind wegen ihrer langen Bärte bekannt. (Vgl. den Artikel „Bart“ im Breslauer Erzähler, 1806, S. 771.)
7 Bärte stutzen, Kleider kürzen, seht die Ammoniter ins Verderben stürzen!
8 Besser ohne Bart als ohne Kopf.
9 Besser unter dem Barte des alten Mannes, als unter der Peitsche des jungen. (Poln.)
10 Der Bart brennt, sieh nicht aufs Haupthaar! (Surinam.)
Etwa der Sinn: Wenn das am grünen Holze geschieht, was soll u. s. w.
11 Der Bart macht den Mann. – Lehmann, II, 49, 4.
Die alten Deutschen liessen sich den Bart darum wachsen, um nicht zu vergessen, dass sie Männer wären; und in der That, sie begingen selten etwas, was einem Manne nicht anständig gewesen wäre.
Engl.: Who has no beard, has no authority.
Lat.: Barba majorum dignus est.
12 Der Bart straft dich Lügen.
13 Der Bart thut's nicht.
14 Der Bart verräth dich.
It.: Non la barba, ma l'ingegno rende l'uom' d'impiego degno.
15 Der Bart wackert den Mann. – Simrock, 721.
16 Der Bart war früher als der Mann. – Eiselein, 55; Simrock, 730.
Nämlich am Geissbock, der nach der mosaischen Schöpfungssage eher als der Mensch ins Leben trat.
17 Der Bart ziert den Mann. – Simrock, 728; Gaal, 150.
Lat.: Barba decet virum. – Barba viros hirtaeque decent in corpore setae. (Ovid., Metam., XIII, 850.)
Ung.: Bajusz és szakál férfi embert illet.
18 Der letzte Bart ist ihm abgenommen worden.
19 Ein gut geseifter Bart ist halb geschoren.
20 Ein rother Bart hat Trinkers Art. – Sutermeister, 39.
21 Ein roter bart vnd erlen bogen, wenn sie gerathen, sind sie zu loben. – Henisch, 194.
Der rothe Bart in unserm Sprichwort wird mythologisch auf die Verteufelung des rothbärtigen Thor zurückgedeutet.
22 Ein starker bart und ein keckes hertz zieret den Mann wol. – Henisch, 194.
23 Es kommt nicht auf den Bart an, sonst beschämte der Bock den Mann.
24 Es ist besser in den Bart als in die Luft gebrummt. – Eiselein, 55.
25 Es soll keiner den andern in Bart greiffen, er habe denn zuzusetzen. – Lehmann, II, 158, 188.
26 Gelber Bart – Judasart. – Fischart.
27 Grauer Bart und rother Mund bleiben selten gute Freunde. – Lehmann, II, 274, 20.
28 Hast du einen Bart, so sei vernünftiger Art.
Erwachsene Leute müssen klug sein.
Frz.: On doit être sage, quand on a la barbe au menton.
29 Hat der Bart Feuer gefangen, dann droht Gefahr dem Kopfe.
30 Hol den Bârt. – Eichwald, 68.
31 In den eigenen Bart speit sich niemand. – Eiselein, 55.
32 Machte der Bart heilig, so wäre der Geissbock heiliger Vater. – Eiselein, 55; Simrock, 733.
33 Man nimmt den Bart ab, aber die Wurzeln bleiben.
34 Man seift erst den Bart, um leichter zu barbieren.
Frz.: Barbe bien étuvée, est à demi rasée.
35 Niemand speit in seinen eigenen Bart.
Frz.: Nul ne crache sur sa propre barbe. (Cahier, 4255.)
36 Roter Bart nie gut ward, sagt Moses. – Henisch, 194; Lehmann, II, 533, 59.
Engl.: A red beard and a black head, catch him with a good trick and take him dead.
Frz.: Barbe rousse et noirs cheveux, ne t'y fie si tu ne veux. (Lendroy, 1326.)
It.: Barba rossa e mal colore sotto il ciel non è il peggiore.
Lat.: Imberbes et decolores omnium pessimi sunt. – In rufa pelle vix est animus sine felle.
37 Roter Bart, vntrewer art. – Henisch, 194; Lehmann, II, 533, 60.
38 Rothem Bart und schwarzem Haar nie zu trauen war.
39 Rother Bart – Teufelsart. – Parömiakon, 112.
Holl.: Roode baard, duivels aard. ( Harrebomée, I, 25.)
40 Rother Bart und Erlinbogen gerathen selten, ist nicht erlogen. – Lehmann, II, 533, 61.
41 Schwartze bärt selten gerathen. – Henisch, 195; Lehmann, II, 567, 46.
42 Ton stiwen Bart hört enn scharpes Messer. (Rendsburg.)
Zu einem steifen Bart gehört ein scharfes Messer.
43 Wann 't up'n Boart ankäme, dann wör de Ziegenbock Küening. (Westf.)
Holl.: De baard maakt geen' wijsgeer, anders was er de bok goed aan. (Harrebomée, I, 24.)
44 Wasche mir den Bart, so wasch' ich dir die Hand. – Simrock, 736.
45 Wenig Bart und roth, etwas, das schlimmer, gibt es auf der Erde nimmer. (It.)
46 Wenn der bart gelehrt machte, so were ein Ziegenbock auch wol gelehrt. – Henisch, 195.
47 Wenn der Bart genetzt, muss man ihn auch scheren.
48 Wenn man schon Bart und Haare abschert, sie wachsen doch wieder.
49 Wenn mein Bart brennt, zünden andere ihre Pfeife daran an. (Türk.)
50 Wer einen bart lesst wachsen, der hat eine schalckheit gethan, odder hat einer willen. – Agricola, 162; Campen, 22; Latendorf, 90; Henisch, 193; Wurzbach II, 22; Simrock, 738.
„Wer eine Schalkheit gethan hat, der trauert durch das Wachsenlassen des Bartes um das Böse, und verstellt sein Angesicht; wer aber eine Bosheit im Sinne hat, verstellt sein Gesicht ebenfalls.“ (Agricola.)
Holl.: Wie den baard laat wassen, die heeft eene schalkheit gedaan, of heeft er eene in den zin. (Harrebomée, I, 25.)
51 Wer jhm in dem bart last vmbgrasen, dem hoffieret man endlich gar auffs maul. – Franck, I, 18a; Henisch, 195; Kirchhofer, 149; Faselius, 29; Pistor., III, 9; Simrock, 735.
Wer zu gutmüthig sich alles gefallen lässt, dessen Güte wird schändlich gemisbraucht.
Lat.: Arbores cadunt post folia. – Injuriarum patientia majorum injuriarum genitrix.
52 Wer keinen Bart hat, muss den nicht verspotten mit kurzem Barte. (Aegypt.)
53 Wer nicht vermag, dass er kan seinen Barth lassen scheren, der muss ihn nicht lassen einbalsamiren. – Winckler, III, 99.
54 Wer vor dem Bart ist weis' und klug, der ist nicht witzig lang' genug.
Lat.: Qui sapit ante pilos, haud sapit ille diu.
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