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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] 87 Ein guter Baum gibt sein nutzen dem Gärtner, den Säwen vnd bösen Buben. - Lehmann, 57, 18.

D. h. dem, der ihn pflanzt, der sich daran reibt und der die Aeste abbricht.

88 Ein guter Baum muss seiner Frucht entgelten. - Lehmann, 57, 24.

"Daas (nämlich) Dieb oder Buben das Obst abwerfen vnd dazu offt die Est verbrechen."

89 Ein guter Baum steht unter sauern Schlehen und trägt doch süsse Frucht.

90 Ein guter Baum trägt (treibt) doch wieder, wenn man auch die Früchte abgebrochen. - Eiselein, 58; Lehmann, 57, 19.

91 Ein guter Baum trägt Frucht, wenn man auch mit Prügeln hineinwirft.

92 Ein herber Baum gibt keine süssen Früchte.

Frz.: De doulx arbre doulces pommes. (Leroux, I, 37.)

93 Ein hoher Baum fängt viel Wind. - Sailer, 370.

Hohe Stellung ist mit vielen Gefahren und Lasten verbunden.

Engl.: Huge winds blow on high hills.

Lat.: Feriunt altos fulmina montes. - Ima tenent pacem, perflant altissima venti.

94 Ein krummer Baum trägt oft bessere (mehr) Früchte, als ein gerader.

It.: Spesso sotto rozza fronde, soave frutto si nasconde.

95 Ein umgehauener (verdorbener) Baum gibt keinen Schatten.

Holl.: Een gevelde boom geeft geene schaduw meer. (Harrebomee, I, 77.)

96 Ein wilder baum bringt wilde Früchte; man pflege sein wie man wölle. - Henisch, 222.

97 Einen Baum, den man nicht haben will, muss man wegschaffen, ehe man Aexte und Beile dazu braucht.

98 Einen Baum, der erst verpflanzt ist, kann ein Knabe ausreissen.

Eine Einrichtung, die erst gemacht ist, ein Werk, das erst begonnen, ist bald wieder aufgehoben, vernichtet, und bedarf es dazu keiner grossen Kraft.

99 Einen Baum, der zu hoch wachsen will, muss man früh stümpfen.

100 Einen Baum, der zu sehr ins Laub treibt, muss man beschneiden.

Wenn er nämlich Früchte tragen soll. Man hat die Einbildungskraft mit einem solchen Baum, dessen Aeste man beschneiden müsse, um nicht die Triebkraft der Natur zu erschöpfen, verglichen.

101 Einen Baum mit reifen Früchten darf man nur leise schütteln.

Wenn alles für ein Ereigniss vorhanden ist, so bedarf es nur eines geringen Umstandes und es tritt ins Leben.

102 Einen groben Baum muss der Zimmermann behauen und nicht der Schreiner behobeln.

103 Eines Baumes wegen verzichtet man nicht auf den Wald. - Eiselein, 59.

104 Eines wilden baumes rhum ist vergeblich. - Henisch, 222.

105 En allen (alter) Baum lätt sik nit op'ne annere Stiye setten. (Westf.)

106 En Baum, dar man sik under schüren will, den mott man ehren. (Münster.) - Firmenich, I, 297, 27; Frommann, VI, 430, 22.

Einen Baum, der uns Schutz gegen Regenschauer, gegen Wind und Wetter gewährt.

107 En Baum fället nit vam'me esten Högg. - Curtze, 336, 285.

108 Erwachssne bäume lassen sich ehe brechen, denn beugen. - Henisch, 491; Lehmann, 56, 7.

109 Es fällt kein Baum vom ersten (von Einem) Streich. - Eiselein, 57; Simrock, 861; Lehmann, II, 126, 109; Sailer, 186; Grimm, I, 1189.

Frz.: D'un seul coup on n'abat pas un chene.

Lat.: Arbor per primum quaevis non corruit ictum. - Non annosa uno quercus deciditur ictu. - Non uno ictu cadit quercus. - Quercus multis ictibus dejicitur.

110 Es ist besser, man schaff ein Baum ab, weil er mit einer Hand vmb zu reissen, als wenn man Ext vnd Beil dazu muss brauchen. - Lehmann, 56, 3.


[Spaltenumbruch]

111 Es ist besser sich an den Baum zu halten, als an den Zweig.

Frz.: Il vaut mieux se tenir au gros de l'arbre qu'aux branches. (Lendroy, 225.)

112 Es ist dafür gesorgt, dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen. - Simrock, 855; Grimm, I, 1189.

113 Es ist kein Baum, der nicht zuvor ein Sträuchlein gewesen. - Luther, 468; Simrock, 858; Grimm, I, 1189.

Luther empfiehlt damit den Muth zum Beginnen; denn "keiner wird bald Doctor".

Lat.: Sub qua nunc recubas arbore, virga fuit.

Ung.: Minden nagynak apro a kezdete.

114 Es ist kein Baum, er hat mehr Blätter als Früchte.

115 Es ist kein Baum so glatt, er hat einen Ast. - Simrock, 12274; Körte, 451; Kirchhofer, 305.

116 Es ist kein Baum so gut, er bringt wurmstichig (knorrig, beflecktes) Obst. - Lehmann, 57, 22.

Also ist einer in seinem Beruf ein guter Baum und bringt in seiner Art gute Früchte, obschon ein kleiner Mangel zuweilen daran ist.

117 Es ist kein Baum so stark, die Axt dringt ihm ins Mark.

Frz.: De petit coups repetes abattent de grands chenes.

118 Es ist nicht allen Bäumen Eine Rinde gewachsen. - Sailer, 62; Simrock, 862; Körte, 466; Grimm, I, 1189.

Nicht alle haben Einen Charakter, Eine Ansicht; darum Achtung der abweichenden Meinung.

119 Es kommt etwa, dass der Baum gelogen und die Reb' betrogen. - Eiselein, 57.

120 Es mag leicht ein baum sein, davon man schatten hat. - Henisch, 223.

121 Es müst ein schöner baum sein, daran einem gelüstete zu hangen. - Henisch, 223; Lehmann, II, 157, 173; Gaal, 170; Winckler, XVII, 21.

Ung.: Egy fa se tetszik senkinek, hogy rea akasszon.

122 Es trägt kein baum so gute frucht, es ist was wurmstichs darunter. - Henisch, 223.

123 Es wachssen nicht alle bäume grade. - Henisch, 223.

124 Faule Bäume - faule Früchte.

125 Gross Bäum fällen, muss mit vortel geschehen. - Lehmann, 56, 6.

126 Grosse Bäume geben grosse Späne.

127 Grosse Bäume geben mehr Schatten als Früchte. - Simrock, 846; Körte, 465; Winckler, VII, 81; Grimm, I, 1189.

128 Grosse Bäume haben grosse Wurzeln sowie kleine Bäume geringe und schwache. - Lehmann, 56, 5.

129 Grosse Bäume lassen sich nicht umrennen.

Mächtigen Personen muss man nicht geradezu widersprechen.

Frz.: Il no faut pas aller de droit fil contre les sentimens des personnes puissantes.

130 Grosse Bäume verdämmen die kleinen.

131 Gute bäum tragen zeitlich. - Egenolff, 314b; Blum, 266; Siebenkees, 60; Ramann, Unterr., III, 9; Simrock, 844; Körte, 461; Gaal, 174.

Holl.: Goede boomen dragen vroegtijdig goede vruchten. (Magazijn.)

Lat.: Generosioris arboris statim planta cum fructu est. (Fabius.) (Erasm., 712.)

Ung.: A jo fanak aga idejen viragzik.

132 Gute Bäume haben immer Früchte und Blüten.

133 Haue den Baum unten ab, oben sind sie alle los.

Sprichwort deutscher Holzhauer, das aber, wenn sie sich in den Urwäldern Brasiliens niederlassen, nicht unbedingt angewandt werden kann. Schlingpflanzen und Dornen sind dort oft so durcheinander gewachsen, dass man gewöhnlich erst einige Bäume ganz abhauen muss, ehe man zu dem Stamme gelangen kann, von dem die bereits abgehauenen abhängen. Ist dieser dann gefällt, so stürzt ein halbes Dutzend mit einem male zusammen. (Vgl. Das Ansiedlerleben in der Colonie Blumenau, Leipzig 1859, S. 2.)

134 Hohe Bäume fassen (fangen) viel Wind. - Eiselein, 58; Simrock, 856; Körte, 458; Grimm, I, 1189.

Holl.: Hooge boomen (masten) vangen veel wind. (Harrebomee, I, 78.)

135 Hohe Bäume trifft der Blitz.

Lat.: Feriunt summos fulmina montes. (Hor.)

[Spaltenumbruch] 87 Ein guter Baum gibt sein nutzen dem Gärtner, den Säwen vnd bösen Buben.Lehmann, 57, 18.

D. h. dem, der ihn pflanzt, der sich daran reibt und der die Aeste abbricht.

88 Ein guter Baum muss seiner Frucht entgelten.Lehmann, 57, 24.

„Daas (nämlich) Dieb oder Buben das Obst abwerfen vnd dazu offt die Est verbrechen.“

89 Ein guter Baum steht unter sauern Schlehen und trägt doch süsse Frucht.

90 Ein guter Baum trägt (treibt) doch wieder, wenn man auch die Früchte abgebrochen.Eiselein, 58; Lehmann, 57, 19.

91 Ein guter Baum trägt Frucht, wenn man auch mit Prügeln hineinwirft.

92 Ein herber Baum gibt keine süssen Früchte.

Frz.: De doulx arbre doulces pommes. (Leroux, I, 37.)

93 Ein hoher Baum fängt viel Wind.Sailer, 370.

Hohe Stellung ist mit vielen Gefahren und Lasten verbunden.

Engl.: Huge winds blow on high hills.

Lat.: Feriunt altos fulmina montes. – Ima tenent pacem, perflant altissima venti.

94 Ein krummer Baum trägt oft bessere (mehr) Früchte, als ein gerader.

It.: Spesso sotto rozza fronde, soave frutto si nasconde.

95 Ein umgehauener (verdorbener) Baum gibt keinen Schatten.

Holl.: Een gevelde boom geeft geene schaduw meer. (Harrebomée, I, 77.)

96 Ein wilder baum bringt wilde Früchte; man pflege sein wie man wölle.Henisch, 222.

97 Einen Baum, den man nicht haben will, muss man wegschaffen, ehe man Aexte und Beile dazu braucht.

98 Einen Baum, der erst verpflanzt ist, kann ein Knabe ausreissen.

Eine Einrichtung, die erst gemacht ist, ein Werk, das erst begonnen, ist bald wieder aufgehoben, vernichtet, und bedarf es dazu keiner grossen Kraft.

99 Einen Baum, der zu hoch wachsen will, muss man früh stümpfen.

100 Einen Baum, der zu sehr ins Laub treibt, muss man beschneiden.

Wenn er nämlich Früchte tragen soll. Man hat die Einbildungskraft mit einem solchen Baum, dessen Aeste man beschneiden müsse, um nicht die Triebkraft der Natur zu erschöpfen, verglichen.

101 Einen Baum mit reifen Früchten darf man nur leise schütteln.

Wenn alles für ein Ereigniss vorhanden ist, so bedarf es nur eines geringen Umstandes und es tritt ins Leben.

102 Einen groben Baum muss der Zimmermann behauen und nicht der Schreiner behobeln.

103 Eines Baumes wegen verzichtet man nicht auf den Wald.Eiselein, 59.

104 Eines wilden baumes rhum ist vergeblich.Henisch, 222.

105 En allen (alter) Baum lätt sik nit op'ne annere Stiye setten. (Westf.)

106 En Baum, dar man sik under schüren will, den mott man ehren. (Münster.) – Firmenich, I, 297, 27; Frommann, VI, 430, 22.

Einen Baum, der uns Schutz gegen Regenschauer, gegen Wind und Wetter gewährt.

107 En Baum fället nit vam'me esten Högg.Curtze, 336, 285.

108 Erwachssne bäume lassen sich ehe brechen, denn beugen.Henisch, 491; Lehmann, 56, 7.

109 Es fällt kein Baum vom ersten (von Einem) Streich.Eiselein, 57; Simrock, 861; Lehmann, II, 126, 109; Sailer, 186; Grimm, I, 1189.

Frz.: D'un seul coup on n'abat pas un chêne.

Lat.: Arbor per primum quaevis non corruit ictum. – Non annosa uno quercus deciditur ictu. – Non uno ictu cadit quercus. – Quercus multis ictibus dejicitur.

110 Es ist besser, man schaff ein Baum ab, weil er mit einer Hand vmb zu reissen, als wenn man Ext vnd Beil dazu muss brauchen.Lehmann, 56, 3.


[Spaltenumbruch]

111 Es ist besser sich an den Baum zu halten, als an den Zweig.

Frz.: Il vaut mieux se tenir au gros de l'arbre qu'aux branches. (Lendroy, 225.)

112 Es ist dafür gesorgt, dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen.Simrock, 855; Grimm, I, 1189.

113 Es ist kein Baum, der nicht zuvor ein Sträuchlein gewesen.Luther, 468; Simrock, 858; Grimm, I, 1189.

Luther empfiehlt damit den Muth zum Beginnen; denn „keiner wird bald Doctor“.

Lat.: Sub qua nunc recubas arbore, virga fuit.

Ung.: Minden nagynak apró a kezdete.

114 Es ist kein Baum, er hat mehr Blätter als Früchte.

115 Es ist kein Baum so glatt, er hat einen Ast.Simrock, 12274; Körte, 451; Kirchhofer, 305.

116 Es ist kein Baum so gut, er bringt wurmstichig (knorrig, beflecktes) Obst.Lehmann, 57, 22.

Also ist einer in seinem Beruf ein guter Baum und bringt in seiner Art gute Früchte, obschon ein kleiner Mangel zuweilen daran ist.

117 Es ist kein Baum so stark, die Axt dringt ihm ins Mark.

Frz.: De petit coups répétés abattent de grands chênes.

118 Es ist nicht allen Bäumen Eine Rinde gewachsen.Sailer, 62; Simrock, 862; Körte, 466; Grimm, I, 1189.

Nicht alle haben Einen Charakter, Eine Ansicht; darum Achtung der abweichenden Meinung.

119 Es kommt etwa, dass der Baum gelogen und die Reb' betrogen.Eiselein, 57.

120 Es mag leicht ein baum sein, davon man schatten hat.Henisch, 223.

121 Es müst ein schöner baum sein, daran einem gelüstete zu hangen.Henisch, 223; Lehmann, II, 157, 173; Gaal, 170; Winckler, XVII, 21.

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122 Es trägt kein baum so gute frucht, es ist was wurmstichs darunter.Henisch, 223.

123 Es wachssen nicht alle bäume grade.Henisch, 223.

124 Faule Bäume – faule Früchte.

125 Gross Bäum fällen, muss mit vortel geschehen.Lehmann, 56, 6.

126 Grosse Bäume geben grosse Späne.

127 Grosse Bäume geben mehr Schatten als Früchte.Simrock, 846; Körte, 465; Winckler, VII, 81; Grimm, I, 1189.

128 Grosse Bäume haben grosse Wurzeln sowie kleine Bäume geringe und schwache.Lehmann, 56, 5.

129 Grosse Bäume lassen sich nicht umrennen.

Mächtigen Personen muss man nicht geradezu widersprechen.

Frz.: Il no faut pas aller de droit fil contre les sentimens des personnes puissantes.

130 Grosse Bäume verdämmen die kleinen.

131 Gute bäum tragen zeitlich.Egenolff, 314b; Blum, 266; Siebenkees, 60; Ramann, Unterr., III, 9; Simrock, 844; Körte, 461; Gaal, 174.

Holl.: Goede boomen dragen vroegtijdig goede vruchten. (Magazijn.)

Lat.: Generosioris arboris statim planta cum fructu est. (Fabius.) (Erasm., 712.)

Ung.: A jó fának ága idején virágzik.

132 Gute Bäume haben immer Früchte und Blüten.

133 Haue den Baum unten ab, oben sind sie alle los.

Sprichwort deutscher Holzhauer, das aber, wenn sie sich in den Urwäldern Brasiliens niederlassen, nicht unbedingt angewandt werden kann. Schlingpflanzen und Dornen sind dort oft so durcheinander gewachsen, dass man gewöhnlich erst einige Bäume ganz abhauen muss, ehe man zu dem Stamme gelangen kann, von dem die bereits abgehauenen abhängen. Ist dieser dann gefällt, so stürzt ein halbes Dutzend mit einem male zusammen. (Vgl. Das Ansiedlerleben in der Colonie Blumenau, Leipzig 1859, S. 2.)

134 Hohe Bäume fassen (fangen) viel Wind.Eiselein, 58; Simrock, 856; Körte, 458; Grimm, I, 1189.

Holl.: Hooge boomen (masten) vangen veel wind. (Harrebomée, I, 78.)

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[[139]/0167] 87 Ein guter Baum gibt sein nutzen dem Gärtner, den Säwen vnd bösen Buben. – Lehmann, 57, 18. D. h. dem, der ihn pflanzt, der sich daran reibt und der die Aeste abbricht. 88 Ein guter Baum muss seiner Frucht entgelten. – Lehmann, 57, 24. „Daas (nämlich) Dieb oder Buben das Obst abwerfen vnd dazu offt die Est verbrechen.“ 89 Ein guter Baum steht unter sauern Schlehen und trägt doch süsse Frucht. 90 Ein guter Baum trägt (treibt) doch wieder, wenn man auch die Früchte abgebrochen. – Eiselein, 58; Lehmann, 57, 19. 91 Ein guter Baum trägt Frucht, wenn man auch mit Prügeln hineinwirft. 92 Ein herber Baum gibt keine süssen Früchte. Frz.: De doulx arbre doulces pommes. (Leroux, I, 37.) 93 Ein hoher Baum fängt viel Wind. – Sailer, 370. Hohe Stellung ist mit vielen Gefahren und Lasten verbunden. Engl.: Huge winds blow on high hills. Lat.: Feriunt altos fulmina montes. – Ima tenent pacem, perflant altissima venti. 94 Ein krummer Baum trägt oft bessere (mehr) Früchte, als ein gerader. It.: Spesso sotto rozza fronde, soave frutto si nasconde. 95 Ein umgehauener (verdorbener) Baum gibt keinen Schatten. Holl.: Een gevelde boom geeft geene schaduw meer. (Harrebomée, I, 77.) 96 Ein wilder baum bringt wilde Früchte; man pflege sein wie man wölle. – Henisch, 222. 97 Einen Baum, den man nicht haben will, muss man wegschaffen, ehe man Aexte und Beile dazu braucht. 98 Einen Baum, der erst verpflanzt ist, kann ein Knabe ausreissen. Eine Einrichtung, die erst gemacht ist, ein Werk, das erst begonnen, ist bald wieder aufgehoben, vernichtet, und bedarf es dazu keiner grossen Kraft. 99 Einen Baum, der zu hoch wachsen will, muss man früh stümpfen. 100 Einen Baum, der zu sehr ins Laub treibt, muss man beschneiden. Wenn er nämlich Früchte tragen soll. Man hat die Einbildungskraft mit einem solchen Baum, dessen Aeste man beschneiden müsse, um nicht die Triebkraft der Natur zu erschöpfen, verglichen. 101 Einen Baum mit reifen Früchten darf man nur leise schütteln. Wenn alles für ein Ereigniss vorhanden ist, so bedarf es nur eines geringen Umstandes und es tritt ins Leben. 102 Einen groben Baum muss der Zimmermann behauen und nicht der Schreiner behobeln. 103 Eines Baumes wegen verzichtet man nicht auf den Wald. – Eiselein, 59. 104 Eines wilden baumes rhum ist vergeblich. – Henisch, 222. 105 En allen (alter) Baum lätt sik nit op'ne annere Stiye setten. (Westf.) 106 En Baum, dar man sik under schüren will, den mott man ehren. (Münster.) – Firmenich, I, 297, 27; Frommann, VI, 430, 22. Einen Baum, der uns Schutz gegen Regenschauer, gegen Wind und Wetter gewährt. 107 En Baum fället nit vam'me esten Högg. – Curtze, 336, 285. 108 Erwachssne bäume lassen sich ehe brechen, denn beugen. – Henisch, 491; Lehmann, 56, 7. 109 Es fällt kein Baum vom ersten (von Einem) Streich. – Eiselein, 57; Simrock, 861; Lehmann, II, 126, 109; Sailer, 186; Grimm, I, 1189. Frz.: D'un seul coup on n'abat pas un chêne. Lat.: Arbor per primum quaevis non corruit ictum. – Non annosa uno quercus deciditur ictu. – Non uno ictu cadit quercus. – Quercus multis ictibus dejicitur. 110 Es ist besser, man schaff ein Baum ab, weil er mit einer Hand vmb zu reissen, als wenn man Ext vnd Beil dazu muss brauchen. – Lehmann, 56, 3. 111 Es ist besser sich an den Baum zu halten, als an den Zweig. Frz.: Il vaut mieux se tenir au gros de l'arbre qu'aux branches. (Lendroy, 225.) 112 Es ist dafür gesorgt, dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen. – Simrock, 855; Grimm, I, 1189. 113 Es ist kein Baum, der nicht zuvor ein Sträuchlein gewesen. – Luther, 468; Simrock, 858; Grimm, I, 1189. Luther empfiehlt damit den Muth zum Beginnen; denn „keiner wird bald Doctor“. Lat.: Sub qua nunc recubas arbore, virga fuit. Ung.: Minden nagynak apró a kezdete. 114 Es ist kein Baum, er hat mehr Blätter als Früchte. 115 Es ist kein Baum so glatt, er hat einen Ast. – Simrock, 12274; Körte, 451; Kirchhofer, 305. 116 Es ist kein Baum so gut, er bringt wurmstichig (knorrig, beflecktes) Obst. – Lehmann, 57, 22. Also ist einer in seinem Beruf ein guter Baum und bringt in seiner Art gute Früchte, obschon ein kleiner Mangel zuweilen daran ist. 117 Es ist kein Baum so stark, die Axt dringt ihm ins Mark. Frz.: De petit coups répétés abattent de grands chênes. 118 Es ist nicht allen Bäumen Eine Rinde gewachsen. – Sailer, 62; Simrock, 862; Körte, 466; Grimm, I, 1189. Nicht alle haben Einen Charakter, Eine Ansicht; darum Achtung der abweichenden Meinung. 119 Es kommt etwa, dass der Baum gelogen und die Reb' betrogen. – Eiselein, 57. 120 Es mag leicht ein baum sein, davon man schatten hat. – Henisch, 223. 121 Es müst ein schöner baum sein, daran einem gelüstete zu hangen. – Henisch, 223; Lehmann, II, 157, 173; Gaal, 170; Winckler, XVII, 21. Ung.: Egy fa se tetszik senkinek, hogy reá akasszon. 122 Es trägt kein baum so gute frucht, es ist was wurmstichs darunter. – Henisch, 223. 123 Es wachssen nicht alle bäume grade. – Henisch, 223. 124 Faule Bäume – faule Früchte. 125 Gross Bäum fällen, muss mit vortel geschehen. – Lehmann, 56, 6. 126 Grosse Bäume geben grosse Späne. 127 Grosse Bäume geben mehr Schatten als Früchte. – Simrock, 846; Körte, 465; Winckler, VII, 81; Grimm, I, 1189. 128 Grosse Bäume haben grosse Wurzeln sowie kleine Bäume geringe und schwache. – Lehmann, 56, 5. 129 Grosse Bäume lassen sich nicht umrennen. Mächtigen Personen muss man nicht geradezu widersprechen. Frz.: Il no faut pas aller de droit fil contre les sentimens des personnes puissantes. 130 Grosse Bäume verdämmen die kleinen. 131 Gute bäum tragen zeitlich. – Egenolff, 314b; Blum, 266; Siebenkees, 60; Ramann, Unterr., III, 9; Simrock, 844; Körte, 461; Gaal, 174. Holl.: Goede boomen dragen vroegtijdig goede vruchten. (Magazijn.) Lat.: Generosioris arboris statim planta cum fructu est. (Fabius.) (Erasm., 712.) Ung.: A jó fának ága idején virágzik. 132 Gute Bäume haben immer Früchte und Blüten. 133 Haue den Baum unten ab, oben sind sie alle los. Sprichwort deutscher Holzhauer, das aber, wenn sie sich in den Urwäldern Brasiliens niederlassen, nicht unbedingt angewandt werden kann. Schlingpflanzen und Dornen sind dort oft so durcheinander gewachsen, dass man gewöhnlich erst einige Bäume ganz abhauen muss, ehe man zu dem Stamme gelangen kann, von dem die bereits abgehauenen abhängen. Ist dieser dann gefällt, so stürzt ein halbes Dutzend mit einem male zusammen. (Vgl. Das Ansiedlerleben in der Colonie Blumenau, Leipzig 1859, S. 2.) 134 Hohe Bäume fassen (fangen) viel Wind. – Eiselein, 58; Simrock, 856; Körte, 458; Grimm, I, 1189. Holl.: Hooge boomen (masten) vangen veel wind. (Harrebomée, I, 78.) 135 Hohe Bäume trifft der Blitz. Lat.: Feriunt summos fulmina montes. (Hor.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [139]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/167>, abgerufen am 21.11.2024.