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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] 43 Von einem guten bissen kompt frewd. - Henisch, 396.

44 Wem der Bissen im Munde stirbt, dem gedeiht er auch im Magen nicht.

45 Wenn der Bissen gross ist, so richte den Mund danach.

46 Wenn man zuviel auf Einen Bissen nimpt, so bricht er und fällt wol gar in den Dreck. - Henisch, 396; Grimm, I, 1357, 8.

47 Wer andern gibt die guten Bissen, ist um den Dank beschissen.

Holl.: Het is een zot, die zich zelven vergeet, en zijne beten aan anderen geeft. (Harrebomee, I, 43.)

48 Wer immer gute Bissen isst, weiss nicht wie die schlechten schmecken.

49 Wer nicht versucht hat bittere (sauere) Bissen, was kann (soll) der vom Süssen wissen!

50 Wer täglich nur einen bissen spart, hat jahrs 'n Sack voll Brot bewahrt.

Holl.: Een broodje daags gespaard maakt een' goeden zak tarwe 's jaars. (Harrebomee, I, 95.)

51 Wer viel auf einen Bissen nimmt, muss das Maul weit aufmachen.

52 Wer zu viel auf einen Bissen nimmt, stösst leicht an.

53 Wie die Bissen, so das Maul.

It.: Secondo li bocconi bisogna aprir la bocca.

*54 A zehlt em alle Bissen ans1 Maul. - Gomolcke, 275; Robinson, 160.

1) Soweit ich die schlesische Mundart kenne, sagt man jetzt "eis", nicht ans.

*55 An schlechten Bissen kauen. - Grimm, II, 47.

*56 Bei ihm gibt's schmale Bissen.

Magere Küche.

Frz.: Il n'y a rien de si froid que l'atre de cette maison. (Lendroy, 65.)

*57 Das ist zu viel auf Einen Bissen. - Eiselein, 80.

*58 Das war a Bissen vor en Kroancken. - Gomolcke, 361; Robinson, 150.

Von etwas sehr Gutem, Wohlschmeckendem, Gesundem.

Holl.: Het is een lekker beetje (hapje). (Harrebomee, I, 43.)

*59 Davon soll er keinen Bissen haben.

Holl.: Hij zal er geen' beet van hebben. (Harrebomee, I, 43.)

*60 Den Bissen aus dem Munde geben.

*61 Den Bissen verschlucken.

Etwas Unangenehmes ertragen.

*62 Der Bissen im Munde stirbt ihm.

Wirkung einer überraschenden, erschütternden Mittheilung.

*63 Einem alle Bissen zu- (oder: in den Mund) zählen. - Grimm, II, 47.

Ihm das nicht gönnen, was er geniesst.

Frz.: Reprocher les morceaux a quelqu'un.

*64 Einem den Bissen aus dem Munde geben. - Eiselein, 80.

Zärtliche Liebe; von Müttern und Ammen entlehnt.

Lat.: Mansum ex ore. (Erasm., 67.)

*65 Einem den (guten) Bissen vom Munde wegnehmen (oder: aus den Zähnen wegreissen). - Henisch, 395; Grimm, II, 47.

Eine Bequemlichkeit, einen Vortheil u. s. w., den er schon zu haben glaubt, entreissen.

Lat.: Bolus ereptus e faucibus. (Terenz.) (Erasm., 336.) - Bolum alicui eripere e faucibus. (Terenz.) (Faselius, 33; Wiegand, 856; Seybold, 55; Philippi, I, 61; Binder, I, 153; II, 349.)

*66 Einem die Bissen ins Maul zählen. - Henisch, 395.

*67 Einem die Bissen vorschneiden.

Frz.: Tailler les morceaux a quelqu'un.

*68 Einem keinen Bissen Brot gönnen.

Von Neidischen und Misgünstigen.

*69 Einen fetten Bissen haben.

Grossen Vortheil, Gewinn.

*70 Er gibt (nimmt) einem den Bissen vom Munde weg. - Tendlau, 530.

*71 Er hat einen zu heissen Bissen genommen.

Frz.: Il a pris quelque chose de trop chaud dans la bouche.

*72 Er hat keinen übernächtigen Bissen.

*73 Er isst gern gute Bissen.

Frz.: Etre sur sa bouche, etre sujet a sa bouche. (Lendroy, 206.)


[Spaltenumbruch]

*74 Er kennt (versteht sich auf) die guten Bissen.

Frz.: Il est savant en fricassee.

*75 Er muss schmale Bissen beissen.

Darben.

Lat.: Hecatae coena. (Athenaeus.) (Philippi, I, 75.) - Salem lingunt. (Plautus.) (Philippi, II, 164.) - Tenuiter diducis. (Suidas.) (Philippi, II, 217.)

*76 Es ist kein Bissen übrig geblieben. - Eiselein, 80.

Nicht das Mindeste; es ist alles aufgegangen.

Lat.: Ne bolus quidem relictus est.

*77 Keinen ganzen Bissen an einem lassen.

Einem derb die Meinung sagen, ihn tüchtig abtrumpfen.

Frz.: Accommoder quelqu'un de toutes pieces.

*78 Nur schmale Bissen kauen.

*79 Smale Beten eten. - Eichwald, 129.

*80 Zu viel auf Einen Bissen han. - Grimm, II, 47.


Bisslein.

1 Ein gegessen Bisslein macht keine Freude.

Genossene Wohlthat ist bald vergessen.

2 Ein gut bisslein erweckt das äderlein. - Henisch, 396.

3 Es hat offt eins an dem andern ein so guts Büssl, es solts ein Teufl dem andern ins Angesicht werffen. - Sutor, 458; Henisch, 394; Körte, 632.

4 Es seind gute bisslein zu hoff, man muss aber hohe spring darnach thun. - Henisch, 396.

5 Wenn man sich zu guten Bisslein gewöhnt, kommt es einem gar schwer an, wenn man zuletzt Salz und Brot essen soll.

6 Wer guter bisslein vnd trüncklein gewont ist, der schaffe es jhm in sein hauss. - Henisch, 396.

7 Wie schmeckt dies Bisslein?

Lat.: Quid hoc facit ad palatum tuum? (Seybold, 485.)

8 Wo's gute Bisslein gibt, ist das Studiren aus.

*9 Er geht den guten Bisslein nach, wie der Igel einer birne. - Henisch, 390.

*10 Das bisslein wird ihm sauer werden. - Henisch, 394.

*11 Sich mit den besten bisslein aussmesten. - Henisch, 396.


Bisthum.

1 Wer ein Bisthum begehrt, will ein gut Ding.

2 Wer nach einem Bisthum strebt, begehrt ein köstlich Werk, wie ein Dieb, so ein gülden Kelch begehrt, auch ein gut Ding wünschet. - Geiler.


Bitte (s. Bede).

1 Auch einer ungerechten Bitte muss man das Ohr nicht versagen.

It.: A prieghi ingiusti la clemenza e sorda. (Pazzaglia, 54.)

2 Auf eine dumme Bitte gehört keine Antwort.

Frz.: A sotte demande, point de reponse.

It.: A preghiere ingiuste sorde orecchie. (Pazzaglia, 294.)

3 Die Bitte ist heiss, der Dank kalt. - Simrock, 1111; Eiselein, 81.

"Die Bitt seind gantz hitzig, die Dancksagung ist kalt." (Henisch, 400.)

4 Die Bitten grosser Herren sind Befehl. - Pistor., II, 92.

5 Die erste Bitte muss man niemand abschlagen. Pistor., II, 91; Simrock, 1114.

6 Eine Bitte glimpflich abschlagen, heisst auch eine Wohlthat erzeigen. - Philippi, II, 82; Seybold, 427.

7 Fründlich Bär1 finnt fründlich Stär2. (Strelitz.) - Firmenich, III, 70, 9.

1) Bitte.

2) Stätte.

8 Heisse Bitte, kalter Dank. - Steiger, 289; Körte, 633.

9 'Ne fründlich Bär: "Morer1 leent mi juuch2 Dochter up 'ne Nacht." (Strelitz.) - Firmenich, III, 70, 10.

1) Mutter.

2) Euere.

10 Schnelle Bitte, langsame Antwort.

11 Viel Bitte gehet in einen Sack. - Lehmann, II, 789, 56.

12 Was man mit Bitten kauft, hat man nicht umsonst. (S. Bittkauf.)

Lat.: Emere malo, quam rogare. (Cicero.) (Erasm., 293; Seybold, 145; Faselius, 75; Wiegand, 727; Binder I, 405; Philippi, I, 132.)

[Spaltenumbruch] 43 Von einem guten bissen kompt frewd.Henisch, 396.

44 Wem der Bissen im Munde stirbt, dem gedeiht er auch im Magen nicht.

45 Wenn der Bissen gross ist, so richte den Mund danach.

46 Wenn man zuviel auf Einen Bissen nimpt, so bricht er und fällt wol gar in den Dreck.Henisch, 396; Grimm, I, 1357, 8.

47 Wer andern gibt die guten Bissen, ist um den Dank beschissen.

Holl.: Het is een zot, die zich zelven vergeet, en zijne beten aan anderen geeft. (Harrebomée, I, 43.)

48 Wer immer gute Bissen isst, weiss nicht wie die schlechten schmecken.

49 Wer nicht versucht hat bittere (sauere) Bissen, was kann (soll) der vom Süssen wissen!

50 Wer täglich nur einen bissen spart, hat jahrs 'n Sack voll Brot bewahrt.

Holl.: Een broodje daags gespaard maakt een' goeden zak tarwe 's jaars. (Harrebomée, I, 95.)

51 Wer viel auf einen Bissen nimmt, muss das Maul weit aufmachen.

52 Wer zu viel auf einen Bissen nimmt, stösst leicht an.

53 Wie die Bissen, so das Maul.

It.: Secondo li bocconi bisogna aprir la bocca.

*54 A zehlt em alle Bissen ans1 Maul.Gomolcke, 275; Robinson, 160.

1) Soweit ich die schlesische Mundart kenne, sagt man jetzt „eis“, nicht ans.

*55 An schlechten Bissen kauen.Grimm, II, 47.

*56 Bei ihm gibt's schmale Bissen.

Magere Küche.

Frz.: Il n'y a rien de si froid que l'âtre de cette maison. (Lendroy, 65.)

*57 Das ist zu viel auf Einen Bissen.Eiselein, 80.

*58 Das war a Bissen vor en Kroancken.Gomolcke, 361; Robinson, 150.

Von etwas sehr Gutem, Wohlschmeckendem, Gesundem.

Holl.: Het is een lekker beetje (hapje). (Harrebomée, I, 43.)

*59 Davon soll er keinen Bissen haben.

Holl.: Hij zal er geen' beet van hebben. (Harrebomée, I, 43.)

*60 Den Bissen aus dem Munde geben.

*61 Den Bissen verschlucken.

Etwas Unangenehmes ertragen.

*62 Der Bissen im Munde stirbt ihm.

Wirkung einer überraschenden, erschütternden Mittheilung.

*63 Einem alle Bissen zu- (oder: in den Mund) zählen.Grimm, II, 47.

Ihm das nicht gönnen, was er geniesst.

Frz.: Reprocher les morceaux à quelqu'un.

*64 Einem den Bissen aus dem Munde geben.Eiselein, 80.

Zärtliche Liebe; von Müttern und Ammen entlehnt.

Lat.: Mansum ex ore. (Erasm., 67.)

*65 Einem den (guten) Bissen vom Munde wegnehmen (oder: aus den Zähnen wegreissen).Henisch, 395; Grimm, II, 47.

Eine Bequemlichkeit, einen Vortheil u. s. w., den er schon zu haben glaubt, entreissen.

Lat.: Bolus ereptus e faucibus. (Terenz.) (Erasm., 336.) – Bolum alicui eripere e faucibus. (Terenz.) (Faselius, 33; Wiegand, 856; Seybold, 55; Philippi, I, 61; Binder, I, 153; II, 349.)

*66 Einem die Bissen ins Maul zählen.Henisch, 395.

*67 Einem die Bissen vorschneiden.

Frz.: Tailler les morceaux à quelqu'un.

*68 Einem keinen Bissen Brot gönnen.

Von Neidischen und Misgünstigen.

*69 Einen fetten Bissen haben.

Grossen Vortheil, Gewinn.

*70 Er gibt (nimmt) einem den Bissen vom Munde weg.Tendlau, 530.

*71 Er hat einen zu heissen Bissen genommen.

Frz.: Il a pris quelque chose de trop chaud dans la bouche.

*72 Er hat keinen übernächtigen Bissen.

*73 Er isst gern gute Bissen.

Frz.: Être sur sa bouche, être sujet à sa bouche. (Lendroy, 206.)


[Spaltenumbruch]

*74 Er kennt (versteht sich auf) die guten Bissen.

Frz.: Il est savant en fricassée.

*75 Er muss schmale Bissen beissen.

Darben.

Lat.: Hecatae coena. (Athenaeus.) (Philippi, I, 75.) – Salem lingunt. (Plautus.) (Philippi, II, 164.) – Tenuiter diducis. (Suidas.) (Philippi, II, 217.)

*76 Es ist kein Bissen übrig geblieben.Eiselein, 80.

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*77 Keinen ganzen Bissen an einem lassen.

Einem derb die Meinung sagen, ihn tüchtig abtrumpfen.

Frz.: Accommoder quelqu'un de toutes pièces.

*78 Nur schmale Bissen kauen.

*79 Smale Bêten êten.Eichwald, 129.

*80 Zu viel auf Einen Bissen han.Grimm, II, 47.


Bisslein.

1 Ein gegessen Bisslein macht keine Freude.

Genossene Wohlthat ist bald vergessen.

2 Ein gut bisslein erweckt das äderlein.Henisch, 396.

3 Es hat offt eins an dem andern ein so guts Büssl, es solts ein Teufl dem andern ins Angesicht werffen.Sutor, 458; Henisch, 394; Körte, 632.

4 Es seind gute bisslein zu hoff, man muss aber hohe spring darnach thun.Henisch, 396.

5 Wenn man sich zu guten Bisslein gewöhnt, kommt es einem gar schwer an, wenn man zuletzt Salz und Brot essen soll.

6 Wer guter bisslein vnd trüncklein gewont ist, der schaffe es jhm in sein hauss.Henisch, 396.

7 Wie schmeckt dies Bisslein?

Lat.: Quid hoc facit ad palatum tuum? (Seybold, 485.)

8 Wo's gute Bisslein gibt, ist das Studiren aus.

*9 Er geht den guten Bisslein nach, wie der Igel einer birne.Henisch, 390.

*10 Das bisslein wird ihm sauer werden.Henisch, 394.

*11 Sich mit den besten bisslein aussmesten.Henisch, 396.


Bisthum.

1 Wer ein Bisthum begehrt, will ein gut Ding.

2 Wer nach einem Bisthum strebt, begehrt ein köstlich Werk, wie ein Dieb, so ein gülden Kelch begehrt, auch ein gut Ding wünschet.Geiler.


Bitte (s. Bede).

1 Auch einer ungerechten Bitte muss man das Ohr nicht versagen.

It.: A prieghi ingiusti la clemenza è sorda. (Pazzaglia, 54.)

2 Auf eine dumme Bitte gehört keine Antwort.

Frz.: A sotte demande, point de réponse.

It.: A preghiere ingiuste sorde orecchie. (Pazzaglia, 294.)

3 Die Bitte ist heiss, der Dank kalt.Simrock, 1111; Eiselein, 81.

„Die Bitt seind gantz hitzig, die Dancksagung ist kalt.“ (Henisch, 400.)

4 Die Bitten grosser Herren sind Befehl.Pistor., II, 92.

5 Die erste Bitte muss man niemand abschlagen. Pistor., II, 91; Simrock, 1114.

6 Eine Bitte glimpflich abschlagen, heisst auch eine Wohlthat erzeigen.Philippi, II, 82; Seybold, 427.

7 Fründlich Bär1 finnt fründlich Stär2. (Strelitz.) – Firmenich, III, 70, 9.

1) Bitte.

2) Stätte.

8 Heisse Bitte, kalter Dank.Steiger, 289; Körte, 633.

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1) Mutter.

2) Euere.

10 Schnelle Bitte, langsame Antwort.

11 Viel Bitte gehet in einen Sack.Lehmann, II, 789, 56.

12 Was man mit Bitten kauft, hat man nicht umsonst. (S. Bittkauf.)

Lat.: Emere malo, quam rogare. (Cicero.) (Erasm., 293; Seybold, 145; Faselius, 75; Wiegand, 727; Binder I, 405; Philippi, I, 132.)

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[[194]/0222] 43 Von einem guten bissen kompt frewd. – Henisch, 396. 44 Wem der Bissen im Munde stirbt, dem gedeiht er auch im Magen nicht. 45 Wenn der Bissen gross ist, so richte den Mund danach. 46 Wenn man zuviel auf Einen Bissen nimpt, so bricht er und fällt wol gar in den Dreck. – Henisch, 396; Grimm, I, 1357, 8. 47 Wer andern gibt die guten Bissen, ist um den Dank beschissen. Holl.: Het is een zot, die zich zelven vergeet, en zijne beten aan anderen geeft. (Harrebomée, I, 43.) 48 Wer immer gute Bissen isst, weiss nicht wie die schlechten schmecken. 49 Wer nicht versucht hat bittere (sauere) Bissen, was kann (soll) der vom Süssen wissen! 50 Wer täglich nur einen bissen spart, hat jahrs 'n Sack voll Brot bewahrt. Holl.: Een broodje daags gespaard maakt een' goeden zak tarwe 's jaars. (Harrebomée, I, 95.) 51 Wer viel auf einen Bissen nimmt, muss das Maul weit aufmachen. 52 Wer zu viel auf einen Bissen nimmt, stösst leicht an. 53 Wie die Bissen, so das Maul. It.: Secondo li bocconi bisogna aprir la bocca. *54 A zehlt em alle Bissen ans1 Maul. – Gomolcke, 275; Robinson, 160. 1) Soweit ich die schlesische Mundart kenne, sagt man jetzt „eis“, nicht ans. *55 An schlechten Bissen kauen. – Grimm, II, 47. *56 Bei ihm gibt's schmale Bissen. Magere Küche. Frz.: Il n'y a rien de si froid que l'âtre de cette maison. (Lendroy, 65.) *57 Das ist zu viel auf Einen Bissen. – Eiselein, 80. *58 Das war a Bissen vor en Kroancken. – Gomolcke, 361; Robinson, 150. Von etwas sehr Gutem, Wohlschmeckendem, Gesundem. Holl.: Het is een lekker beetje (hapje). (Harrebomée, I, 43.) *59 Davon soll er keinen Bissen haben. Holl.: Hij zal er geen' beet van hebben. (Harrebomée, I, 43.) *60 Den Bissen aus dem Munde geben. *61 Den Bissen verschlucken. Etwas Unangenehmes ertragen. *62 Der Bissen im Munde stirbt ihm. Wirkung einer überraschenden, erschütternden Mittheilung. *63 Einem alle Bissen zu- (oder: in den Mund) zählen. – Grimm, II, 47. Ihm das nicht gönnen, was er geniesst. Frz.: Reprocher les morceaux à quelqu'un. *64 Einem den Bissen aus dem Munde geben. – Eiselein, 80. Zärtliche Liebe; von Müttern und Ammen entlehnt. Lat.: Mansum ex ore. (Erasm., 67.) *65 Einem den (guten) Bissen vom Munde wegnehmen (oder: aus den Zähnen wegreissen). – Henisch, 395; Grimm, II, 47. Eine Bequemlichkeit, einen Vortheil u. s. w., den er schon zu haben glaubt, entreissen. Lat.: Bolus ereptus e faucibus. (Terenz.) (Erasm., 336.) – Bolum alicui eripere e faucibus. (Terenz.) (Faselius, 33; Wiegand, 856; Seybold, 55; Philippi, I, 61; Binder, I, 153; II, 349.) *66 Einem die Bissen ins Maul zählen. – Henisch, 395. *67 Einem die Bissen vorschneiden. Frz.: Tailler les morceaux à quelqu'un. *68 Einem keinen Bissen Brot gönnen. Von Neidischen und Misgünstigen. *69 Einen fetten Bissen haben. Grossen Vortheil, Gewinn. *70 Er gibt (nimmt) einem den Bissen vom Munde weg. – Tendlau, 530. *71 Er hat einen zu heissen Bissen genommen. Frz.: Il a pris quelque chose de trop chaud dans la bouche. *72 Er hat keinen übernächtigen Bissen. *73 Er isst gern gute Bissen. Frz.: Être sur sa bouche, être sujet à sa bouche. (Lendroy, 206.) *74 Er kennt (versteht sich auf) die guten Bissen. Frz.: Il est savant en fricassée. *75 Er muss schmale Bissen beissen. Darben. Lat.: Hecatae coena. (Athenaeus.) (Philippi, I, 75.) – Salem lingunt. (Plautus.) (Philippi, II, 164.) – Tenuiter diducis. (Suidas.) (Philippi, II, 217.) *76 Es ist kein Bissen übrig geblieben. – Eiselein, 80. Nicht das Mindeste; es ist alles aufgegangen. Lat.: Ne bolus quidem relictus est. *77 Keinen ganzen Bissen an einem lassen. Einem derb die Meinung sagen, ihn tüchtig abtrumpfen. Frz.: Accommoder quelqu'un de toutes pièces. *78 Nur schmale Bissen kauen. *79 Smale Bêten êten. – Eichwald, 129. *80 Zu viel auf Einen Bissen han. – Grimm, II, 47. Bisslein. 1 Ein gegessen Bisslein macht keine Freude. Genossene Wohlthat ist bald vergessen. 2 Ein gut bisslein erweckt das äderlein. – Henisch, 396. 3 Es hat offt eins an dem andern ein so guts Büssl, es solts ein Teufl dem andern ins Angesicht werffen. – Sutor, 458; Henisch, 394; Körte, 632. 4 Es seind gute bisslein zu hoff, man muss aber hohe spring darnach thun. – Henisch, 396. 5 Wenn man sich zu guten Bisslein gewöhnt, kommt es einem gar schwer an, wenn man zuletzt Salz und Brot essen soll. 6 Wer guter bisslein vnd trüncklein gewont ist, der schaffe es jhm in sein hauss. – Henisch, 396. 7 Wie schmeckt dies Bisslein? Lat.: Quid hoc facit ad palatum tuum? (Seybold, 485.) 8 Wo's gute Bisslein gibt, ist das Studiren aus. *9 Er geht den guten Bisslein nach, wie der Igel einer birne. – Henisch, 390. *10 Das bisslein wird ihm sauer werden. – Henisch, 394. *11 Sich mit den besten bisslein aussmesten. – Henisch, 396. Bisthum. 1 Wer ein Bisthum begehrt, will ein gut Ding. 2 Wer nach einem Bisthum strebt, begehrt ein köstlich Werk, wie ein Dieb, so ein gülden Kelch begehrt, auch ein gut Ding wünschet. – Geiler. Bitte (s. Bede). 1 Auch einer ungerechten Bitte muss man das Ohr nicht versagen. It.: A prieghi ingiusti la clemenza è sorda. (Pazzaglia, 54.) 2 Auf eine dumme Bitte gehört keine Antwort. Frz.: A sotte demande, point de réponse. It.: A preghiere ingiuste sorde orecchie. (Pazzaglia, 294.) 3 Die Bitte ist heiss, der Dank kalt. – Simrock, 1111; Eiselein, 81. „Die Bitt seind gantz hitzig, die Dancksagung ist kalt.“ (Henisch, 400.) 4 Die Bitten grosser Herren sind Befehl. – Pistor., II, 92. 5 Die erste Bitte muss man niemand abschlagen. Pistor., II, 91; Simrock, 1114. 6 Eine Bitte glimpflich abschlagen, heisst auch eine Wohlthat erzeigen. – Philippi, II, 82; Seybold, 427. 7 Fründlich Bär1 finnt fründlich Stär2. (Strelitz.) – Firmenich, III, 70, 9. 1) Bitte. 2) Stätte. 8 Heisse Bitte, kalter Dank. – Steiger, 289; Körte, 633. 9 'Ne fründlich Bär: „Morer1 leent mi juuch2 Dochter up 'ne Nacht.“ (Strelitz.) – Firmenich, III, 70, 10. 1) Mutter. 2) Euere. 10 Schnelle Bitte, langsame Antwort. 11 Viel Bitte gehet in einen Sack. – Lehmann, II, 789, 56. 12 Was man mit Bitten kauft, hat man nicht umsonst. (S. Bittkauf.) Lat.: Emere malo, quam rogare. (Cicero.) (Erasm., 293; Seybold, 145; Faselius, 75; Wiegand, 727; Binder I, 405; Philippi, I, 132.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [194]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/222>, abgerufen am 24.11.2024.