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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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Blaustrumpf.

A is a rechter Blostrump. - Gomolcke, 95; Frommann, III, 249, 279.

Mit dem Ausdruck Blaustrumpf bezeichnet man nach Körte (Nr. 642) in Nürnberg einen Verräther. Es ist auch ein englischer Spottname auf gelehrte Frauenzimmer, deren federgeübte Finger nicht dazu kommen können, Strümpfe zu waschen, weshalb jene Damen angeblich blaue Strümpfe tragen sollen, um den Schmuz zu verbergen. Darauf anspielend, schrieb einmal Byron in sein Tagebuch: "Morgen Einladung bei der blauen Miss**." (Vgl. Börne's Briefe aus Paris, 47, Brief.) Nach einer englischen Erzählung soll übrigens ein Herr die erste Veranlassung zu dem unter dem Namen Bas-bleu-Coterie bekannten Damencirkel der Mistress Vesey im 18. Jahrhundert sein, die in Bath Hof hielt und in deren Gesellschaft man in blauen Strümpfen erschien. (Wurzbach II, 37.)


Blech.

*1 Blech auffschlagen. - Agricola II, 111.

*2 Es fehlt ihm an Blech. - Wurzbach II, 39.

D. i. Geld.

*3 Sich zu (dünnem) Blech schlagen lassen. - Henisch, 410.


Blechen.

1 Dafür soll er mir blechen.

D. h. büssen, Genugthuung, Schadenersatz geben.

Frz.: Il me la payera plus cher qu'au marche. (Lendroy, 375.)

2 Er muss blechen. - Eiselein, 82.

Von denen, die Strafgelder zahlen müssen oder bedeutende Verluste zu erleiden haben. Also Geld geben müssen, d. i. ungern. Vom altdeutschen plehhan = öffnen, den Beutel öffnen müssen. Vielleicht auch von der Bezeichnung des Geldes als Blech. (S. Beutel.)

Engl.: It will cost him sauce.

Frz.: Cracher au bassin. (Starschedel, 35.)

3 Wer nicht kann blechen, der lasse das Zechen. - Simrock, 1132; Eiselein, 82.


Blechschwätzer (Schwachkopf).

Er ist ein Blechschwätzer.


Blei (das).

1 Blei und Eisen muss den Kupferschmied speisen. - Simrock, 6107; Kirchhofer, 223; Körte, 644.

2 Englisches Blei kauft man für Stahl. - Sprichwörtergarten, 430.

Gegen die verderbliche Ausländerei der Deutschen.

3 Je weisslicher das Blei ist, desto mehr rechnet es sich zum Silber. - Altmann V.

4 Ohn bley kan man kein ertz zu gut machen. - Henisch, 417.

5 Was als Blei geboren ist, schwimmt auch im Weltmeer nicht.

6 Was als Blei gegraben wird, macht kein Schmelzofen zu Silber. - Scheidemünze, II, 144.

7 Wem Blei an die Füsse gebunden ist, der tanzt schwer. - Scheidemünze, II, 144.

8 Wer Blei an den Füssen hat, tanzt schwer.

9 Wo Blei zerrinnt, da beugt sich nicht der Stahl. - Sprichwörtergarten, 237.

Ein geringer Unfall ist im Stande eine kleine Seele zu erdrücken, die grosse erliegt den gewaltigsten Schlägen des Misgeschicks nicht; Friedrich der Einzige war nie grösser als nach einer verlorenen Schlacht, wenn seine Feinde meinten, es sei aus mit ihm.

*10 Aus Blei Bratpfannen schmieden. - Scheidemünze, 144.

*11 Blei für Gold verkaufen. - Simrock, 1133.

Recht handgreiflich und in die Augen fallend betrügen.

*12 Einem ein Stück Blei in den Leib schicken.

Ihn erschiessen.

*13 Es ist Blei für altes Eisen.


Blei (der).

Unter viel Bleien findet sich auch wol ein Barsch.

Holl.: Het is niet vreemd, dat onder vele bleijen somtijds een baars gevangen wordt. (Harrebomee, I, 25.)


Bleib.

Oerscht ö Bliew, denn ö Wiew. (Ostpreuss.)

Erst ein Bleib (Haus, Herd), dann ein Weib; erst Gebauer, dann Vogel.


Bleiben.

1 Bleib auf deinem Miste.

2 Bleib, bleib, sagte die Magd, als der Bub' sich wieder aus der Kammer schleichen wollte, ich habe ja kein Messer. - Bebel.

3 Bleib da du bist, und überwind, was in dir ist. - Geiler, Nsch., 66; Schulze, 34.

Lat.: Inhabita terram et pasceris in divitiis ejus.

[Spaltenumbruch] 4 Bleib ein Esel und ein lastbar Thier, bis dir Gott selber hilft herfür!

Eine saubere Moral! Die Eselliebhaber werden sich darüber freuen.

5 Bleib in deiner Haut. - Henisch, 413.

6 Bleib in Geduld; aber nicht zu lange.

Sehr oft ist sie nur Esels- und Schlafmützentugend.

7 Bleibe gern allein, so bleibt dein Herze rein.

"Bleibe nicht allein, denn in der Wüste trat der Satansengel sogar zum Herrn des Himmels!" (Schiller.)

8 Bleibe, wer du bist, so lebst du wohl zu aller Frist.

9 Bleiben lassen ist gut dafür. (Schwäb.) - Körte, 643.

10 Bliw up'm rechten Weg, so schlon di kein Büsch in dei Ogen. (Mecklenburg.)

11 Dabei bleibt's, sagt Spelter Hans. - Lehmann, II, 74, 1.

12 Es kann nicht immer so bleiben.

Lat.: Jucunda rerum vicissitudo. (Aristot.) (Erasm., 638.)

13 Es muss alles bleiben, wie's gewesen, das Kind kackt in die Wiege und der Lehrjunge wäscht die Windeln.

14 Es muss alles bleiben, wie's ist, sagt Hans auf seinem Mist.

Holl.: Alle ding zal blijven, als 't was: 't Bagijntje moet spinnen vlas, en de pater drinken uit het groote glas. (Harrebomee, I, 27.)

15 Es muss alles bleiben, wie's ist, sagte der Vogt, der Ochsenjunge kriegt Prügel und der Amtmann bestiehlt den Herrn.

16 Ich bleibe wie ich bin, sagte Tyll Eulenspiegel.

Engl.: I am always the same as the Queen's speech said to the Lord Chancellor. (Hagen, VI, 103, 11.)

17 Ik kann nich von em bleiwen, denn he hätt' et mei andan, secht dat Mäken. - Hagen, 98, 1; Hoefer, 689.

18 Ik will nich bleiwe un mein Herr will mich nich behole; mei schal mal ferlange, wa dat aflöpt, sä jener Junge. (Süderdithmarschen.)

Ich will nicht bleiben und mein Herr will mich nicht behalten; es soll mich verlangen, wie das abläuft.

19 Jeder bleibt bei seiner Weise.

20 Lass jedermann bleiben, der er ist, so sagt man nicht, der du bist. - Henisch, 414.

21 Was nicht bleibt, das nicht bekleibt. - Henisch, 270; Seybold, 540.

Lat.: Musco lapis volutus haut obducitur. (Seybold, 323.)

22 Wer bleibt, dem darff man den rock nicht zureissen. - Henisch, 414.

23 Wer bleibt, der bleibt, wer reitet, der reitet. - Henisch, 412.

Lat.: In bello cadentes jacent, superstites discedunt.

24 Wer blyuet, der blyuet. - Tappius, 83b.

Lat.: Saxum volutum non obducitur musco. (Tappius, 83a.)

25 Wer unten bleibt, fällt nicht hoch.

26 Wer well bliewen, der mot schriewen.

Anschreiben, wie Gewerbtreibende und Kaufleute.

27 Wie ich bin, so bleib' ich, und was andere verdriesst, das treib' ich. (Schles.)

Von Leuten, die keine Belehrung annehmen und es darauf anlegen, durch das, wie sie sind und was sie thun, andern Verdruss zu bereiten.

28 Wir bleiben in unserm alten Nest, wie wir immer sind gewest. - Pistor., VII, 51.

29 Wo bleib' ich, sagt Rössler. (Hildesheim.)

30 Wo bleiw ik, segt de Kiwit (Kiebitz).

31 Wo bliwe wi, wann de Welt vergeit? Dann krupe wi in den Backoewen. (Westf.)

Spott über unnöthige Befürchtungen oder einfältige Rathschläge.

32 Wo man sein Bleibens hat, soll man sich nicht wegsehnen.

*33 Ann Koahle, du bleibst. (Schles.)

Diese Redensart ist neuern Ursprungs. Eine Gemeinde hatte aus den Probepredigern nicht den Candidaten gewählt, der einigen einflussreichen Persönlichkeiten angenehm war. Die Wahl wurde bemängelt, und es wurde versucht, seitens des Patrons oder eines Kreisbeamten in einer Gemeindeversammlung der Stimmung der Gemeinde eine andere Richtung zu geben. Ein Mitglied der Gemeinde, Namens Kahl, sprach seine Meinung dagegen aus. Der anwesende Patron drohte, ihn hinausbringen zu lassen. Da riefen Stimmen: "Ann Koahle, du

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Blaustrumpf.

A is a rechter Blôstrump.Gomolcke, 95; Frommann, III, 249, 279.

Mit dem Ausdruck Blaustrumpf bezeichnet man nach Körte (Nr. 642) in Nürnberg einen Verräther. Es ist auch ein englischer Spottname auf gelehrte Frauenzimmer, deren federgeübte Finger nicht dazu kommen können, Strümpfe zu waschen, weshalb jene Damen angeblich blaue Strümpfe tragen sollen, um den Schmuz zu verbergen. Darauf anspielend, schrieb einmal Byron in sein Tagebuch: „Morgen Einladung bei der blauen Miss**.“ (Vgl. Börne's Briefe aus Paris, 47, Brief.) Nach einer englischen Erzählung soll übrigens ein Herr die erste Veranlassung zu dem unter dem Namen Bas-bleu-Coterie bekannten Damencirkel der Mistress Vesey im 18. Jahrhundert sein, die in Bath Hof hielt und in deren Gesellschaft man in blauen Strümpfen erschien. (Wurzbach II, 37.)


Blech.

*1 Blech auffschlagen.Agricola II, 111.

*2 Es fehlt ihm an Blech.Wurzbach II, 39.

D. i. Geld.

*3 Sich zu (dünnem) Blech schlagen lassen.Henisch, 410.


Blechen.

1 Dafür soll er mir blechen.

D. h. büssen, Genugthuung, Schadenersatz geben.

Frz.: Il me la payera plus cher qu'au marché. (Lendroy, 375.)

2 Er muss blechen.Eiselein, 82.

Von denen, die Strafgelder zahlen müssen oder bedeutende Verluste zu erleiden haben. Also Geld geben müssen, d. i. ungern. Vom altdeutschen plehhan = öffnen, den Beutel öffnen müssen. Vielleicht auch von der Bezeichnung des Geldes als Blech. (S. Beutel.)

Engl.: It will cost him sauce.

Frz.: Cracher au bassin. (Starschedel, 35.)

3 Wer nicht kann blechen, der lasse das Zechen.Simrock, 1132; Eiselein, 82.


Blechschwätzer (Schwachkopf).

Er ist ein Blechschwätzer.


Blei (das).

1 Blei und Eisen muss den Kupferschmied speisen.Simrock, 6107; Kirchhofer, 223; Körte, 644.

2 Englisches Blei kauft man für Stahl.Sprichwörtergarten, 430.

Gegen die verderbliche Ausländerei der Deutschen.

3 Je weisslicher das Blei ist, desto mehr rechnet es sich zum Silber.Altmann V.

4 Ohn bley kan man kein ertz zu gut machen.Henisch, 417.

5 Was als Blei geboren ist, schwimmt auch im Weltmeer nicht.

6 Was als Blei gegraben wird, macht kein Schmelzofen zu Silber.Scheidemünze, II, 144.

7 Wem Blei an die Füsse gebunden ist, der tanzt schwer.Scheidemünze, II, 144.

8 Wer Blei an den Füssen hat, tanzt schwer.

9 Wo Blei zerrinnt, da beugt sich nicht der Stahl.Sprichwörtergarten, 237.

Ein geringer Unfall ist im Stande eine kleine Seele zu erdrücken, die grosse erliegt den gewaltigsten Schlägen des Misgeschicks nicht; Friedrich der Einzige war nie grösser als nach einer verlorenen Schlacht, wenn seine Feinde meinten, es sei aus mit ihm.

*10 Aus Blei Bratpfannen schmieden.Scheidemünze, 144.

*11 Blei für Gold verkaufen.Simrock, 1133.

Recht handgreiflich und in die Augen fallend betrügen.

*12 Einem ein Stück Blei in den Leib schicken.

Ihn erschiessen.

*13 Es ist Blei für altes Eisen.


Blei (der).

Unter viel Bleien findet sich auch wol ein Barsch.

Holl.: Het is niet vreemd, dat onder vele bleijen somtijds een baars gevangen wordt. (Harrebomée, I, 25.)


Bleib.

Oerscht ö Bliew, denn ö Wiew. (Ostpreuss.)

Erst ein Bleib (Haus, Herd), dann ein Weib; erst Gebauer, dann Vogel.


Bleiben.

1 Bleib auf deinem Miste.

2 Bleib, bleib, sagte die Magd, als der Bub' sich wieder aus der Kammer schleichen wollte, ich habe ja kein Messer.Bebel.

3 Bleib da du bist, und überwind, was in dir ist.Geiler, Nsch., 66; Schulze, 34.

Lat.: Inhabita terram et pasceris in divitiis ejus.

[Spaltenumbruch] 4 Bleib ein Esel und ein lastbar Thier, bis dir Gott selber hilft herfür!

Eine saubere Moral! Die Eselliebhaber werden sich darüber freuen.

5 Bleib in deiner Haut.Henisch, 413.

6 Bleib in Geduld; aber nicht zu lange.

Sehr oft ist sie nur Esels- und Schlafmützentugend.

7 Bleibe gern allein, so bleibt dein Herze rein.

„Bleibe nicht allein, denn in der Wüste trat der Satansengel sogar zum Herrn des Himmels!“ (Schiller.)

8 Bleibe, wer du bist, so lebst du wohl zu aller Frist.

9 Bleiben lassen ist gut dafür. (Schwäb.) – Körte, 643.

10 Bliw up'm rechten Weg, so schlon di kein Büsch in dei Ogen. (Mecklenburg.)

11 Dabei bleibt's, sagt Spelter Hans.Lehmann, II, 74, 1.

12 Es kann nicht immer so bleiben.

Lat.: Jucunda rerum vicissitudo. (Aristot.) (Erasm., 638.)

13 Es muss alles bleiben, wie's gewesen, das Kind kackt in die Wiege und der Lehrjunge wäscht die Windeln.

14 Es muss alles bleiben, wie's ist, sagt Hans auf seinem Mist.

Holl.: Alle ding zal blijven, als 't was: 't Bagijntje moet spinnen vlas, en de pater drinken uit het groote glas. (Harrebomée, I, 27.)

15 Es muss alles bleiben, wie's ist, sagte der Vogt, der Ochsenjunge kriegt Prügel und der Amtmann bestiehlt den Herrn.

16 Ich bleibe wie ich bin, sagte Tyll Eulenspiegel.

Engl.: I am always the same as the Queen's speech said to the Lord Chancellor. (Hagen, VI, 103, 11.)

17 Ik kann nich von em blîwen, denn he hätt' et mî andân, secht dat Mäken.Hagen, 98, 1; Hoefer, 689.

18 Ik will nich blîwe un mîn Herr will mich nich behôle; mî schal mâl ferlange, wa dat aflöpt, sä jener Junge. (Süderdithmarschen.)

Ich will nicht bleiben und mein Herr will mich nicht behalten; es soll mich verlangen, wie das abläuft.

19 Jeder bleibt bei seiner Weise.

20 Lass jedermann bleiben, der er ist, so sagt man nicht, der du bist.Henisch, 414.

21 Was nicht bleibt, das nicht bekleibt.Henisch, 270; Seybold, 540.

Lat.: Musco lapis volutus haut obducitur. (Seybold, 323.)

22 Wer bleibt, dem darff man den rock nicht zureissen.Henisch, 414.

23 Wer bleibt, der bleibt, wer reitet, der reitet.Henisch, 412.

Lat.: In bello cadentes jacent, superstites discedunt.

24 Wer blyuet, der blyuet.Tappius, 83b.

Lat.: Saxum volutum non obducitur musco. (Tappius, 83a.)

25 Wer unten bleibt, fällt nicht hoch.

26 Wer well bliewen, der mot schriewen.

Anschreiben, wie Gewerbtreibende und Kaufleute.

27 Wie ich bin, so bleib' ich, und was andere verdriesst, das treib' ich. (Schles.)

Von Leuten, die keine Belehrung annehmen und es darauf anlegen, durch das, wie sie sind und was sie thun, andern Verdruss zu bereiten.

28 Wir bleiben in unserm alten Nest, wie wir immer sind gewest.Pistor., VII, 51.

29 Wo bleib' ich, sagt Rössler. (Hildesheim.)

30 Wo blîw ik, segt de Kiwit (Kiebitz).

31 Wo bliwe wi, wann de Welt vergeit? Dann krupe wi in den Backoewen. (Westf.)

Spott über unnöthige Befürchtungen oder einfältige Rathschläge.

32 Wo man sein Bleibens hat, soll man sich nicht wegsehnen.

*33 Ann Koahle, du bleibst. (Schles.)

Diese Redensart ist neuern Ursprungs. Eine Gemeinde hatte aus den Probepredigern nicht den Candidaten gewählt, der einigen einflussreichen Persönlichkeiten angenehm war. Die Wahl wurde bemängelt, und es wurde versucht, seitens des Patrons oder eines Kreisbeamten in einer Gemeindeversammlung der Stimmung der Gemeinde eine andere Richtung zu geben. Ein Mitglied der Gemeinde, Namens Kahl, sprach seine Meinung dagegen aus. Der anwesende Patron drohte, ihn hinausbringen zu lassen. Da riefen Stimmen: „Ann Koahle, du

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[[199]/0227] Blaustrumpf. A is a rechter Blôstrump. – Gomolcke, 95; Frommann, III, 249, 279. Mit dem Ausdruck Blaustrumpf bezeichnet man nach Körte (Nr. 642) in Nürnberg einen Verräther. Es ist auch ein englischer Spottname auf gelehrte Frauenzimmer, deren federgeübte Finger nicht dazu kommen können, Strümpfe zu waschen, weshalb jene Damen angeblich blaue Strümpfe tragen sollen, um den Schmuz zu verbergen. Darauf anspielend, schrieb einmal Byron in sein Tagebuch: „Morgen Einladung bei der blauen Miss**.“ (Vgl. Börne's Briefe aus Paris, 47, Brief.) Nach einer englischen Erzählung soll übrigens ein Herr die erste Veranlassung zu dem unter dem Namen Bas-bleu-Coterie bekannten Damencirkel der Mistress Vesey im 18. Jahrhundert sein, die in Bath Hof hielt und in deren Gesellschaft man in blauen Strümpfen erschien. (Wurzbach II, 37.) Blech. *1 Blech auffschlagen. – Agricola II, 111. *2 Es fehlt ihm an Blech. – Wurzbach II, 39. D. i. Geld. *3 Sich zu (dünnem) Blech schlagen lassen. – Henisch, 410. Blechen. 1 Dafür soll er mir blechen. D. h. büssen, Genugthuung, Schadenersatz geben. Frz.: Il me la payera plus cher qu'au marché. (Lendroy, 375.) 2 Er muss blechen. – Eiselein, 82. Von denen, die Strafgelder zahlen müssen oder bedeutende Verluste zu erleiden haben. Also Geld geben müssen, d. i. ungern. Vom altdeutschen plehhan = öffnen, den Beutel öffnen müssen. Vielleicht auch von der Bezeichnung des Geldes als Blech. (S. Beutel.) Engl.: It will cost him sauce. Frz.: Cracher au bassin. (Starschedel, 35.) 3 Wer nicht kann blechen, der lasse das Zechen. – Simrock, 1132; Eiselein, 82. Blechschwätzer (Schwachkopf). Er ist ein Blechschwätzer. Blei (das). 1 Blei und Eisen muss den Kupferschmied speisen. – Simrock, 6107; Kirchhofer, 223; Körte, 644. 2 Englisches Blei kauft man für Stahl. – Sprichwörtergarten, 430. Gegen die verderbliche Ausländerei der Deutschen. 3 Je weisslicher das Blei ist, desto mehr rechnet es sich zum Silber. – Altmann V. 4 Ohn bley kan man kein ertz zu gut machen. – Henisch, 417. 5 Was als Blei geboren ist, schwimmt auch im Weltmeer nicht. 6 Was als Blei gegraben wird, macht kein Schmelzofen zu Silber. – Scheidemünze, II, 144. 7 Wem Blei an die Füsse gebunden ist, der tanzt schwer. – Scheidemünze, II, 144. 8 Wer Blei an den Füssen hat, tanzt schwer. 9 Wo Blei zerrinnt, da beugt sich nicht der Stahl. – Sprichwörtergarten, 237. Ein geringer Unfall ist im Stande eine kleine Seele zu erdrücken, die grosse erliegt den gewaltigsten Schlägen des Misgeschicks nicht; Friedrich der Einzige war nie grösser als nach einer verlorenen Schlacht, wenn seine Feinde meinten, es sei aus mit ihm. *10 Aus Blei Bratpfannen schmieden. – Scheidemünze, 144. *11 Blei für Gold verkaufen. – Simrock, 1133. Recht handgreiflich und in die Augen fallend betrügen. *12 Einem ein Stück Blei in den Leib schicken. Ihn erschiessen. *13 Es ist Blei für altes Eisen. Blei (der). Unter viel Bleien findet sich auch wol ein Barsch. Holl.: Het is niet vreemd, dat onder vele bleijen somtijds een baars gevangen wordt. (Harrebomée, I, 25.) Bleib. Oerscht ö Bliew, denn ö Wiew. (Ostpreuss.) Erst ein Bleib (Haus, Herd), dann ein Weib; erst Gebauer, dann Vogel. Bleiben. 1 Bleib auf deinem Miste. 2 Bleib, bleib, sagte die Magd, als der Bub' sich wieder aus der Kammer schleichen wollte, ich habe ja kein Messer. – Bebel. 3 Bleib da du bist, und überwind, was in dir ist. – Geiler, Nsch., 66; Schulze, 34. Lat.: Inhabita terram et pasceris in divitiis ejus. 4 Bleib ein Esel und ein lastbar Thier, bis dir Gott selber hilft herfür! Eine saubere Moral! Die Eselliebhaber werden sich darüber freuen. 5 Bleib in deiner Haut. – Henisch, 413. 6 Bleib in Geduld; aber nicht zu lange. Sehr oft ist sie nur Esels- und Schlafmützentugend. 7 Bleibe gern allein, so bleibt dein Herze rein. „Bleibe nicht allein, denn in der Wüste trat der Satansengel sogar zum Herrn des Himmels!“ (Schiller.) 8 Bleibe, wer du bist, so lebst du wohl zu aller Frist. 9 Bleiben lassen ist gut dafür. (Schwäb.) – Körte, 643. 10 Bliw up'm rechten Weg, so schlon di kein Büsch in dei Ogen. (Mecklenburg.) 11 Dabei bleibt's, sagt Spelter Hans. – Lehmann, II, 74, 1. 12 Es kann nicht immer so bleiben. Lat.: Jucunda rerum vicissitudo. (Aristot.) (Erasm., 638.) 13 Es muss alles bleiben, wie's gewesen, das Kind kackt in die Wiege und der Lehrjunge wäscht die Windeln. 14 Es muss alles bleiben, wie's ist, sagt Hans auf seinem Mist. Holl.: Alle ding zal blijven, als 't was: 't Bagijntje moet spinnen vlas, en de pater drinken uit het groote glas. (Harrebomée, I, 27.) 15 Es muss alles bleiben, wie's ist, sagte der Vogt, der Ochsenjunge kriegt Prügel und der Amtmann bestiehlt den Herrn. 16 Ich bleibe wie ich bin, sagte Tyll Eulenspiegel. Engl.: I am always the same as the Queen's speech said to the Lord Chancellor. (Hagen, VI, 103, 11.) 17 Ik kann nich von em blîwen, denn he hätt' et mî andân, secht dat Mäken. – Hagen, 98, 1; Hoefer, 689. 18 Ik will nich blîwe un mîn Herr will mich nich behôle; mî schal mâl ferlange, wa dat aflöpt, sä jener Junge. (Süderdithmarschen.) Ich will nicht bleiben und mein Herr will mich nicht behalten; es soll mich verlangen, wie das abläuft. 19 Jeder bleibt bei seiner Weise. 20 Lass jedermann bleiben, der er ist, so sagt man nicht, der du bist. – Henisch, 414. 21 Was nicht bleibt, das nicht bekleibt. – Henisch, 270; Seybold, 540. Lat.: Musco lapis volutus haut obducitur. (Seybold, 323.) 22 Wer bleibt, dem darff man den rock nicht zureissen. – Henisch, 414. 23 Wer bleibt, der bleibt, wer reitet, der reitet. – Henisch, 412. Lat.: In bello cadentes jacent, superstites discedunt. 24 Wer blyuet, der blyuet. – Tappius, 83b. Lat.: Saxum volutum non obducitur musco. (Tappius, 83a.) 25 Wer unten bleibt, fällt nicht hoch. 26 Wer well bliewen, der mot schriewen. Anschreiben, wie Gewerbtreibende und Kaufleute. 27 Wie ich bin, so bleib' ich, und was andere verdriesst, das treib' ich. (Schles.) Von Leuten, die keine Belehrung annehmen und es darauf anlegen, durch das, wie sie sind und was sie thun, andern Verdruss zu bereiten. 28 Wir bleiben in unserm alten Nest, wie wir immer sind gewest. – Pistor., VII, 51. 29 Wo bleib' ich, sagt Rössler. (Hildesheim.) 30 Wo blîw ik, segt de Kiwit (Kiebitz). 31 Wo bliwe wi, wann de Welt vergeit? Dann krupe wi in den Backoewen. (Westf.) Spott über unnöthige Befürchtungen oder einfältige Rathschläge. 32 Wo man sein Bleibens hat, soll man sich nicht wegsehnen. *33 Ann Koahle, du bleibst. (Schles.) Diese Redensart ist neuern Ursprungs. Eine Gemeinde hatte aus den Probepredigern nicht den Candidaten gewählt, der einigen einflussreichen Persönlichkeiten angenehm war. Die Wahl wurde bemängelt, und es wurde versucht, seitens des Patrons oder eines Kreisbeamten in einer Gemeindeversammlung der Stimmung der Gemeinde eine andere Richtung zu geben. Ein Mitglied der Gemeinde, Namens Kahl, sprach seine Meinung dagegen aus. Der anwesende Patron drohte, ihn hinausbringen zu lassen. Da riefen Stimmen: „Ann Koahle, du

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [199]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/227>, abgerufen am 24.11.2024.